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Dr. Kristina Koebe – Stadt. Bunter. Machen.

Dr. Kristina Koebe – Stadt. Bunter. Machen.

Mai 13

Es ist ein grauer Tag, Rostock in seiner ganzen farblosen tristen Schönheit. Kein verklärendes Grün, der pure Beton. Wer wie ich schon seit Kindesalter hier beheimatet ist, der muss sich schon mal eine Minute Zeit nehmen um so etwas noch wahrzunehmen: Warum sieht diese Stadt eigentlich so aus, wie sie aussieht – und wie wird sich das alles noch entwickeln.

Bei all dem alltäglichen Gehetze hat gewiss kaum ein Ottonormalbürger Zeit für einen fragenden Blick auf sein heimatliches Umfeld. Heute, an diesem unbunten Tag, treffe ich mit Kristina Koebe jemanden, der mit solchen Fragestellungen ein ganzes Magazin füllt: Die Stadtgespräche.
Im Grunde jede Stadt durch seine Köpfe definiert, geprägt und auch verändert. Je vielseitiger die Meinungen, Lebensentwürfe und Ansichten der Menschen, desto bunter, toleranter und schöner kann eine Stadt sein. Schade nur, das wir in einer Zeit leben, in der quasi keine Zeit mehr ist, um sich eine Meinung zu bilden, von echten Diskursen auch in Hinblick auf die Stadtentwicklung einmal ganz zu schweigen. Und so gleicht es fast einem Kampf gegen Windmühlen den Kristina Koebe mit ihrem Magazin "Stadtgespräche" dort kämpft.
Mit einer Auflage von 230 Exemplaren spricht das Magazin einen überschaubaren Kreis von "Sich-Einmischern", Querdenkern und ambitionierten Bildungsbürgern an. Es geht gar nicht so sehr um Revolution, sondern um den Versuch den Menschen bei der Frage "In was für einer Stadt möchte ich eigentlich leben" behilflich zu sein und mit verschiedensten Ansichten die Meinungsbildung aktiv zu fördern.
Vor kurzem ist das Heft volljährig geworden (18 Jahre) und ist somit vielleicht eines der langlebigsten Stadtmagazine der Hansestadt. 1995 wurde es von der "Bürgerinitiative für eine solidarische Gesellschaft e.V." ins Leben gerufen und setzt sich seit dem vier Mal im Jahr mit verschiedenen Entwicklungen innerhalb der Stadt auseinander: Von Universität bis Stadtentwicklung und Demografie bietet das Heft einen Querschnitt über die "diskursiven Prozesse", wie Koebe es nennt.
Was es wohl braucht so viel ehrenamtliches Engagement aufzubringen, abseits des normalen Gelderwerbs und der alltäglichen Belastungen, frage ich sie: "Vor allem Enthusiasmus" und man sieht es ihr an, dass sie eben jene Arbeit keinesfalls mit Stress verbindet. "Wir haben mit unserem Magazin einen ganz anderen Ansatz als die Tagespresse, die einfach nur informieren möchte, wir wollen auch mal einen Raum geben und ein Forum bieten für Subjektivität." Auch intensives Nachfragen in Interviews über mehrere Seiten sei möglich, oder einfach mal den Finger in die Wunde halten. "Mit den Stadtgesprächen verfolgen wir keinen journalistischen Ansatz. Meinung ist gewünscht, gerade von Experten, oder einfach nur Menschen, welche sich intensiv mit einem bestimmten Thema auseinander gesetzt haben." Und damit leitet sie auf den Aspekt über, welche sie an ihrer Arbeit besonders schätzt: Es sei eben die immer neuen Blickwinkel, welche die Sicht auf die Welt – oder eben die Stadt – verändern können. Gerade die streitbaren Geschichten seien da wichtig, so Koebe. "Der Verstand wird heutzutage viel zu oft abgeschaltet, was natürlich auch oft am immer komplexer werdenden Alltag liegt". Letzteres sei auch der sonst so streitbaren Studentengeneration anzumerken. Durch fortschreitende Verschulung würden die studentischen Gremien immer mehr an mangelnder Partizipation leiden.
Aus Greifswald kennt sie den Vergleich: "Dort ist das Wirken der Universität in das Stadtbild hinein ganz anders wahrnehmbar. Wobei sich das in Hinblick auf die verschiedenen Veranstaltungen von Seiten der Alma Mater Rostocks einiges getan hat".
Warum es sie eigentlich in eine Stadt wie Rostock verschlagen hat, frage ich sie, verwundert über die offensichtlich doch vorhandenen Pull-Faktoren. Sie wollte halt immer mal in eine große Stadt ziehen. Aus Greifswald kommend – was liegt da näher als Rostock? Zumindest wenn einer wie ihr Städte wie Berlin, Hamburg oder München einfach zu groß sind? Sie hat hier studiert und ist, trotz mehrerer Aufenthalte in anderen Städten und auch im Ausland irgendwie "hängen geblieben", was sie selbst zum Schmunzeln bringt. Maßgebend auch für die so wichtige Bildung von emotionalen Wurzeln war dann tatsächlich ihre Arbeit beim Magazin.
Seit 2002 ist sie dabei, hat den Staffelstab ihres Mentors und damaligen Seele des Heftes Peter Köppen, welcher das Magazin auch über mehrere Durststrecken hinweg getragen hat, übernommen. "Im Grunde haben wir die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen, am Lagerfeuer sitzend stand dann plötzlich zur Wahl, dass entweder wir jetzt das Zepter übernehmen, oder hier Schluss ist. Man selbst sieht das Ganze dann aber auch als Geschenk. Die Stadtgespräche sind ein etabliertes Format und wir hatten von Beginn an auch freie Hand in puncto Inhalt und Gestaltung". Mit "wir" meint sie unter anderem auch Tom Maercker, dessen Layout das Heft nicht nur zu einem geistigen auch zu einem visuellen Genuss werden lässt. "Es ist auch immer wieder motivierend wenn man am Ende eines jeden Heftes sieht, wie schön es geworden ist".
Von der anfänglichen Ausrichtung auf thematische Hefte habe man sich dann aber schnell wieder verabschiedet – zu einengend, zu wenig Freiraum auch für andere Themen. "Jetzt gehen wir assoziativ an die Sache heran". Ein kleines Team aus gut vernetzten Menschen bespricht dann alle auf der Agenda stehenden Inhalte, natürlich kommen auch Themenvorschläge von außen."
Wie ändert sich die Sicht auf die Prozesse innerhalb der Stadt ändert, auch auf die politische Entscheidungsfindung, frage ich sie. Und siehe da, keine Spur von Wut, Resignation oder Verachtung: "Man rutscht auch schnell in einen gewisse Arroganz herein, in eine Art die-sind -doch-alle-doof-Mentalität". Durch die Arbeit am Heft habe sich auch ihre Sicht auf diese Dinge geändert. "Gerade in der Stadtpolitik stecken richtige viele Leute eine Menge Zeit hinein, und das ist auch oft ein ermüdender und zermürbender Prozess. Ein guter Diskurs lebt aber davon, dass man die andere Seite versteht. Das man weiß was die Anderen denken und machen. Einfach nur draufhauen ist da der falsche Ansatz. Eine Stadtgesellschaft lebt doch vor allem davon, das man Verständnis für einander hat, das es Aufgeschlossenheit gibt. Grundnegative Einstellungen bringen auch schon mal das ein oder anderes Projekt zum scheitern."
Städtebaulich sei viel geschehen – auch in Hinblick auf die Einbindung der Bevölkerung. Dennoch wünscht sich Kristina Koebe mehr Mut zu Visionen – Leitlinien seien da nicht unbedingt das Maß aller Dinge. Wichtig seien vor allem Räume, Freiräume für Freigeister. "Man muss ja nicht jede Immobilie i ein profitables Objekt verwandeln. Ich habe das Gefühl wir bauen uns hier unsere Räume zu, irgendwann ist die Stadt fertig, und dann bleiben nur noch Wolkenkratzer als Ausweg. Und die Frage, was ist eine schöne Stadt ist unterwegs auf der Strecke geblieben und kann dann auch nicht mehr wirklich beantwortet werden."
Die Zukunft lässt sie offen und scheint zufrieden damit, jede Tag aufs Neue zu sehen, wo die Reise hingeht. Wer vielleicht zu verbindlich denkt, wird häufiger enttäuscht – vielleicht rührt auch daher ihre offensichtliche Zufriedenheit. Es treibt sie allerdings nicht mehr hinaus in die weite Welt: "Im Moment ist für mich hier alles gut und richtig, allerdings muss man nur öfter mal rauskommen – das gibt dann auch mal wieder eine Neubewertung der Relationen."
Und trotz des dann noch einsetzenden Regens, ist mein tag und meine Sicht auf die Dinge nach unserem Gespräch gar nicht mehr so grau. Stadt bunter macher – Challenge accepted!

PAUL FLEISCHER


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