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Musik aus MV

"Eigentlich bin ich kein Extrovertierter"

"Eigentlich bin ich kein Extrovertierter"

Jul 13

Am Tag des Single-Releases ließ sich Rostocks bekanntester Liedermacher nicht lumpen: Pressegespräche im Admiralsclub der Yachthafenresidenz …

Auch der NDR macht nen Dreiminüter über ihn, fürs Nordmagazin. Primetime in MV, maximale regionale Reichweite! Im noblen Ledersessel, mit feinem Seidentuch um den Hals geworfen, beantwortet er brav die Fragen der Journaille. Wobei es bei Lukas nie wirklich auf das übliche Frage und Antwortspiel hinausläuft. Er ist ein großer Agitator, und am Ende werden es doch eher lange Monologe, inhaltlich ist man am Ende schon wieder ganz woanders – wie war die Frage nochmal? Lukas hat tausend Projekte im Kopf, springt von Querverbindung zu Querverbindung. Der arme Autor, der daraus ein Interview stricken muss – daher an dieser Stelle der Versuch eines Portraits!
Wenige Wochen nach der Veröffentlichung der ersten Sinlge treffe ich Lukas wieder. Er ist viel unterwegs, macht viel Theater, inszeniert, die Musik scheint wieder ein Stückweit in den Hintergrund gerutscht zu sein. Er wirkt müde, der Gesicht leicht zerknautscht, die Stimme macht seinem Namen alle Ehre. Der Verkauf der digitalen Single – immerhin mit B-Seite (die vielleicht sogar etwas besser ist, aber das ist ja auch Geschmackssache) – lief alles in allem ganz ordentlich. Wenn man bedenkt, dass man ab 3000 verkauften Einheiten binnen 2 Wochen schon in den Top 100 landen kann. Da hat gar nicht mal so viel gefehlt. So ändern sich die Zeiten. Was sich auch geändert hat: Heute hat man selbst mit einem Label alle Freiheiten, was die Produktion betrifft: "Die Aufnahmen zur ersten Single war geprägt von einer absoluten Radikalität und einer immensen Liebe zum Detail. Trotzdem ist das natürlich auch totale Künstlerkacke, wenn man neun Monate für gerade mal zwei Songs braucht. Das ist ja auch absolut unökonomisch!" Aber dass sich Kunst und Ökonomie ausschließen, haben schon viele Große vor Ihm bewiesen. Insofern scheint Lukas schon mal auf dem richtigen Weg!
Lukas selbst sieht sich selbst nicht als großen Extrovertierten, Musik ist für ihn eher eine tiefergehende Selbstreflektion – einmal bis zum Grund des eigenen Ich, und hoffentlich wieder zurück: "Wenn man Musik macht, Lieder schreibt, und die Freiheit hat, macht halt nur seine eigenen Sachen, ist dauernd gezwungen ob nun künstlerisch kreativ, oder in Gesprächen wie diesen, sich nur mit sich selbst auseinander zu setzen und ist dadurch quasi in Dauertherapie. Das kann einem auch Angst machen, bei all den Abgründen die man da findet." In der Pubertät wollte Lukas noch Schauspieler werden, heute nutze er die Bühne zur Inszenierung seines musikalischen Talents: "Wenn man den Abend der Releasparty Revue passieren lässt, dann war das natürlich ne große Inszenierung. Ohne die Show, würde mich ja auch keiner buchen, bzw. die Songs hören." Wie gut gelingt da eigentlich noch die Trennung zwischen dem Künstler Lukas Rauchstein und dem Privatmensch? "Das gelingt eigentlich nur im Wohnzimmer – das ist halt auch der Preis, den ein Künstler zahlen muss. Entweder ich zerstöre mein Privatleben, indem ich es zu einem öffentlichen mache, oder meine Karriere." Der Privatmann Rauchstein genießt dann seine privaten Momente gern einmal im gelben Morgenmantel, schaut Fußball und wäscht sich nicht.
Mit der Stadt Rostock verbindet ihn eine tiefe Liebe. Einmal sagte er "Ich geh hier nicht weg", aber letztlich ist er auch nur noch ein Zurückkommer. Was kann diese Stadt einem Freigeist wie ihm schon bieten? "Im Grunde kann man hier nur verwelken. Aber was mir diese Stadt geben kann, ist ein zu Hause! Mit geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich hier bin und durch die Straßen gehe." Vielleicht macht das diese Stadt auch aus. Zum hier bleiben reicht es nicht – Rostock ist eher eine Stadt für das Heimkommen. Zurzeit ist Lukas deutschlandweit unterwegs, verschiedene Engagements, immer auf Achse. Er denkt schon die Anschaffung einer Bahncard100 nach.
Als Kind hat Lukas – schon damals sehr versiert mit den Tasten des Klaviers – "Welthits" geschrieben. Viele solcher Fragmente, zum Beispiel über einen sich nicht waschenden Berthold Brecht, kamen in den frühen Jahren zusammen. Die Basis für sein künstlerisches Wirken bot dann die Musikschule Bad Doberan. Hier kam neben dem Klavier auch noch das Akkordeon hinzu. Lukas war ein Talent, gehörte schnell zu den besten und konnte seine Bühnentauglichkeit schon früh auf unzähligen Festivitäten erproben: "Ich habe auf Hochzeiten, Beerdigungen, Kinderkrebsstationen, in Altenheimen, bei Ausstellungseröffnungen,  im Theater, bei Bildungsbürgern, bei Bauarbeiten, überall im ganzen Landkreis, rauf und runter, an jeder Straßenecke gespielt – das war eine Große Schule, da bin ich sehr Dankbar für!" In den ersten drei Jahren an der Musikschule hatte Lukas hunderte Auftritte, sein erstes Konzert spielte er mit süßen sechs Jahren. Lampenfieber ist ihm daher zwar nicht fremd, dieses generiert sich eher aus dem eigenen Anspruch heraus, für Ihn ist das "Publikum ist ein großes warmes Tier" und er ist der Dompteur. Wer ihn schon einmal auf der Bühne erlebt hat weiß: Er hat die Massen im Griff!
Noch während der Schulzeit näherte er sich der Künstlerszene an, hatte Angebote nach dem Abitur in Hamburg Regieposten zu übernehmen. Ein Multitalent – dabei wollte er doch immer nur alles ein bisschen besser machen. Nach dem Abi folgte der Zivildienst, und dann begann auch schon das, was man vielleicht schon Karriere nenne kann. "Im Grunde hatte ich danach gar keine Zeit mehr, habe bis zu vier Konzerte pro Tag gespielt." Bei all der Arbeitswut hat er dann allerdings das "privat sein" ganz vergessen. 2011 kam der Moment in dem Körper und der Psyche die Grenzen des Workaholic-Daseins aufgezeigt haben. "Ich bin dann wieder aus Hamburg weggezogen, wo ich damals lebte, zurück nach Rostock. Hier habe ich mir dann langsam wieder eine Struktur aufgebaut". Und natürlich ging es dann wieder bergauf – auch wenn er schon kurz an das Musiklehrer-Werden gedacht hat. Er schrieb ein Gedichtband, seit letztem Jahr hat Lukas nun auch ein Management. Neben den weiterhin zahlreichen Auftritten füllen Theaterproduktionen, auch Musicals seinen Terminkalender. Ein ewig Getriebener!
Auch wenn er selbst den Vorwurf, seine Texte seinen autobiografisch, von sich weist – es ist sicher viel Wahrheit darin, auch viel von Lukas selbst. Seine besten Songs seien seine Liebeslieder sagt er, "alles andere sind nur besoffene Nummern." Dafür schenkt er uns mit seinen Lieder ein Euphorie und ein Maß an Lebensfreude, welches man vielleicht nur bei einem Kasten Bier inne hat – als würde er ihn für uns trinken und uns die Glücksgefühle schenken. "Ich hol den Whisky raus mein Kind, heute feiern wir uns blind" lautet eine Zeile, welche gleichzeitig eine gewisse Charles Bukowski Attitüde offenbart. "Eigentlich bin ich nur ein schlecht gelaunter Misanthrop, der sich im volksnahen triumphalen Kumpel-Kostüm verkleidet".

PAUL FLEISCHER


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