Musik aus MV
QUINTO
Wenn aus Rostock Musik in die Welt geschickt wird, ist das immer was besonderes. Wenn es sich dann sogar um eine Veröffentlichung auf Vinyl (Schallplatte!) handelt, um so mehr. Labelinhaber und DJ "Quinto" stand uns Rede und Antwort zum neuen Musiklabel K-TV Records, der Technoszene in Rostock und dem Radiomachen auf LOHRO.
0381-MAGAZIN: Ein Musiklabel kostet Geld und Zeit, was veranlasst dich im MP3 Zeitalter, ein Vinyllabel zu gründen?
QUINTO: Also ich glaube, dass der Begriff MP3 Zeitalter zwar irgendwo stimmt, aber bei genauerer Betrachtung der aktuellen DJ-Kultur Vinyl und MP3 sich gegenseitig mindestens die Waage halten. Von daher war dann die persönliche Vorliebe für Vinyl entscheidend. Da hab ich was in der Hand, kann das fühlen und sehen, und nicht irgendwo ein File, das in irgendeinem Ordner liegt. Das ist quasi wie mit Frauen, die will man ja auch nicht nur digital auf dem Rechner haben.
0381-MAGAZIN: Wie sieht die Veröffentlichungsstrategie bei K-TV Rec. aus? Sind bereits weitere Releases geplant?
QUINTO: Von Strategie würde ich da erstmal noch nicht sprechen. Erst einmal schauen, wie die Erste jetzt geht und dann wird sich danach ausgerichtet. Allerdings, ist die nächste Nummer schon soweit vorbereitet, dass sie innerhalb von 2-3 Wochen released werden könnte. Hauptaufgabe wird die nächsten Wochen aber sein, sich einen festen Künstlerstamm aufzubauen, mit dem ich dann zusammenarbeiten möchte, einen Releaseplan aufstellen und damit dann bei den Vertrieben Klinkenputzen gehen. Denn noch läuft das Label als Eigenvertrieb, was ziemlich mühsam ist.
0381-MAGAZIN: Wo möchtest du gerne K-TV Rec. in 5 Jahren sehen?
QUINTO: Ganz klar: Weltherrschaft!!! Im Ernst, es würde schon reichen wenn es "vernünftig" läuft.
0381-MAGAZIN: Du bist ja auch selber musikalisch "open minded". Wird sich das auch bei KTV Rec. ähnlich entwickeln - oder ist die Ausrichtung strictly Techno?
QUINTO: Die Ausrichtung ist da schon sehr Techno/House bezogen, wobei es natürlich auch sein kann, wenn's passt, dass auf einem Release dann hinten auf B2 mal ein Dubstepstück zu finden ist, was ja gar nicht so artfremd zu Techno ist. Aber Drum'n'Bass z.B. wird es auf K-TV nicht geben. Man muss das da ja auch etwas unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehen. Wenn nach der ersten VÖ jetzt plötzlich ein DnB-Release anstünde, würde das nur für Verwirrung sorgen und dem Label als solches eher schaden, da das, was der Plattenkäufer mit dem Namen verbindet, nicht stattfindet.
0381-MAGAZIN: Als Liveact bist du auch gern gebuchter Künstler. Beschränkst du dich dort auf einen Style oder ist es möglich ein Set von dir mit Techno und Drum n Bass im Mix zu hören?
QUINTO: Mitte 2006 hatte ich mal mit einem Stück angefangen, das die erste Hälfte DnB war, aber da gab als Ergebnis beim Publikum wirklich nur reines Stirnrunzeln.
0381-MAGAZIN: Wie schaut deine Studiotechnik aus? Hardware mit Sampler, Drumcomputer ect. oder alle per Computer?
QUINTO: Rein Softwarebasiert. Habe zwar noch so einen Roland-Rompler stehen, aber der funktioniert eigentlich nur noch als Bildschirmunterlage und staubt da vor sich hin. Das hat sich über die Jahre so entwickelt, erst aus der Not heraus sich teure Geräte nicht leisten zu können und dann ist der Arbeitsprozess irgendwann so drin und auch optimiert, dass man auch gar nicht mehr anders arbeiten möchte. Gerade dieser Prozessoptimierungsgedanke ist dann irgendwie für mich auch wichtig. Also das man da sich nicht noch mit irgendwelchem Kabelrumstecken aufhalten muss, sondern sofort kreativ werden kann. Als Schlagwort trifft "alles weglassen, was aufhält" eigentlich sehr gut den Kern der Sache.
0381-MAGAZIN: Wer sind dein Vorbilder beim produzieren, welche Einflüsse?
QUINTO: Gute Frage. Ich glaube, so richtige Vorbilder im eigentlichen Sinne habe ich da gar nicht. Viel gelernt habe ich vom Johannes (John Spring) als er noch in Rostock wohnte, gerade auch was Abmischung etc. angeht. Da hat der Mann echt den totalen Durchblick. Als musikalische Einflüsse hingegen würde ich Techno der frühen 90er benennen. Das hört man heute wahrscheinlich nicht mehr raus, weil man sich ja auch weiterentwickelt aber The Hypnotist "Rainbows in the Sky" oder Westbam "I Can't stop" sind so Tracks, die mich früh geprägt haben.
0381-MAGAZIN: Neben DJ, Liveact und Labelaktivitäten bist du auch Mitglied der NIGHTTRAXX - Techno und House Sendung auf auf dem lokalen Radio Lohro. Welche Bedeutung hat die Radioarbeit für dich?
QUINTO: Neben einer Menge Spaß - man braucht sich da nur mal die Sendungen mit Martin am jeweiligen Monatsanfang anhören, da kommt das, denke ich, ganz gut rüber - ist es wohl der Grundgedanke, den Hörern irgendwo auch die eigene Sicht auf die Musik zu vermitteln. Wie das beim Auflegen dann auch ist, man filtert die auf einen einströmende Musik und bereitet sie dem Publikum wieder auf.
Von HENRYK JANZEN
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