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Steffen Dürre – Der fröhliche Kulturpessimist

Steffen Dürre – Der fröhliche Kulturpessimist

Jan 14

"Ich muss langsam anfangen gut zu finden, was ich sage", sagt er am Ende des Gesprächs, als wäre ihm diese ständige Selbstreflektion ein Graus, als stünde er ungern im Mittelpunkt, obwohl er sich selbst dann doch immer wieder auf Bühnen stellt: Präsentiert, referiert, zitiert, agitiert und schauspielt.

Aber dieser Antagonismus wohnt ja nicht nur ihm inne. Die größten Extrovertierten schaffen sich mit Ihrer Kunst ein artifizielles Pendent der eigenen Persönlichkeit, ein Ventil, welches sie im Privaten nie hätten. Und gleichzeitig kann das Private auch privat bleiben. Wenn da nicht ständig diese Frage- und Antwort-Spielchen wären!
Steffen Dürre und ich treffen uns am Rande eines kleinen aber feinen Whisky-Tastings. Für einen Genussmenschen, wie er nunmal einer ist, die passende Szenerie für ein sonst eher lästiges Interview. Erstmal hoch die Tassen! Das lockert die Zunge und somit auch das Gespräch. Mit der Zeit kommen wir zu der Frage, welche Rolle S.D. eigentlich in der kulturellen Szene in dieser Stadt spielt. Einen Künstler sieht er bisweilen noch nicht in sich (ich schon!): "Ich habe gar nicht diesen Lebensstil, und auch viel zu wenig Output! Wenn ich bedenke, das ich alle halbe Jahre mal einen Text verfasse ..."
In einem dieser Texte, welcher in der aktuellen WAS zu lesen ist, deren Herausgeber er gleichzeitig ist und die mit dem Mitte Dezember stattgefundenen TXT.Fest ein grandioses Release gefeiert hat, spricht er von seinem Talent, Zigaretten auszudrücken. Als wäre das die einzige Konstante in seinem Leben. Nun mal nicht so selbstkritisch! "Das Zigarettenausdrücken ist etwas, was ich konstant gut kann. Bei meinen eigenen Werken tue ich mich bisweilen ein wenig schwer, sei es in puncto Initiative oder eben dieses 'Sichausdrücken'. Oftmals sind mir meine Texte dann zu persönlich und ich frage mich am Ende immer, ob ich die auch anderen zumuten kann, ob sie so verstanden werden, wie sie verstanden werden sollen."
Dabei ist Steffen Dürre – trotz all dieser unnötig drastischen Selbstbetrachtung – über die Jahre zu einer festen Größe im Rostocker Kulturbetrieb gewachsen. Die Stelle des Literaturpapstes ist just wieder frei geworden – das sind doch unglaublich gute Perspektiven. Der Impuls zur eigenen Zeitschrift für Literatur kam während seines Studiums. "Ich hatte seit jeher ein sehr inniges Verhältnis zu Texten. Während des Studiums war mir dann aber doch alles zu theoretisch und auf der Suche nach einem praktischen Pendant für meine Passion kam dann die Idee zu Tage. eine Literaturzeitschrift herauszubringen."
Die Redaktion hat sich dann über die Jahre immer wieder ausgetauscht. Aber die Idee, den Autoren eine Plattform zu bieten, ist stets die gleiche geblieben. "Damit kann man der Stadt auch etwas zurückgeben." Das sagt er zwar ehrlich gönnend, dennoch ist sein Verhältnis zu dieser Stadt eher ambivalent. Von einer wie auch immer gearteten Zukunft hier möchte er nichts wissen. "Zukunft ist mir zu nebulös. Die Gegenwartsbewältigung ist schon eine ausfüllende Aufgabe für mich". Es gab eine Zeit, in der er eine sehr kritische Sicht auf Rostock hatte. Der Text von Olaf Reis "Rostock als Geistige Lebensform" (erschienen in den Stadtgesprächen) hat ihm damals eine Menge Identifikationspotenzial geboten und gleichzeitig auch eine "Rechtfertigung dafür, um zu verstehen, warum man frustriert sein darf." Im Laufe der Zeit habe er dann aber die Impulse eines "Trotzdem" in sich gespürt und versucht, dieses seit jeher auszudrücken.
"Noch 'n Whisky? Diesmal diesen japanischen?" Der Redefluss steigt, die Aussagen werden tiefgründiger: "Wir leben schließlich in einer Leistungsgesellschaft und mit dem TXT.Fest haben wir zumindest mal geliefert. Kann uns niemand Leistungsverweigerung vorwerfen." Auch wenn Dürre nach derartigen Veranstaltungen "irgendwie unterzuckert" ist, nachdem man "zwei bis drei Tage wie auf Droge war, weil alles so schön war". Anbiedern möchte man sich trotzdem nicht, nie in die Kategorie des Gefälligseins und des Performance-Mainstreams abrutschen: "Werden uns nicht anbiedern und mit Fäkalien werfen oder mit wie auch immer gearteten politischen Schlachtrufen auffallen" – Schade eigentlich, aber machen schon andere, und nachmachen ist langweilig.
Nach meinem dritten Glas beginne ich mich zu fragen, warum man sich eigentlich so etwas aufhalst? Literatur ist ja nun auch nicht so vielversprechend mit Blick auf willige Groupies und sicheres Einkommen zum mal-in-den-Urlaub fahren! Selbst der ach so gefeierte Oliver Kluck hat es nicht leicht, muss sich mit Preisen sein Einkommen bestreiten und eine zweite Spielzeit in Rostock hat er auch nicht bekommen. "In Rostock geht ja alles etwas schleppend voran. Aber ich finde mich nicht damit ab, dass ich das aushalten muss! Ich dekorier' mir die Stadt halt selbst, so wie ich sie haben will. Mein Faible ist halt die Literatur – und damit versuche ich die Stadt zu tapezieren. Ich fühle mich in der Rolle des Machers ganz wohl und würde das, wäre ich nicht so perfektionistisch, auch viel öfter machen." Und vielleicht auch mit den nötigen Moneten in der Hinterhand – teuer ist der Spaß ja allemal. Und wirtschaftlich? Achiwo: "Mit Literatur kannst du nun mal kein Ostseestation füllen!" Aber mal abseits der alltäglichen Geldsorgen? Was würde S.D. mit 100.000 Euro machen: "Reisen und ein Tagebuch schreiben. Ganz ohne Ziel, aber mit Lust auf Geschichten. Einfach mal einen anderen Blick auf die Welt bekommen. Und danach: etwas in die kulturelle Szene hier vor Ort stecken." Mäzen will er sein. Wollen wir doch alle!
Wieder Whisky! Das Blut kommt in Wallung – wegträumen (nach Schottland oder so) und kritisieren. Thema: Gefällig sein! "Schaut man sich mal die Risse an [eine weitere aber deutlich weniger bedeutende Literaturzeitschrift, Anm. d. Autors], nach 20 Jahren hat man sich dort einmal Gedanken über sein Konzept gemacht. Man will wohl irgendwie benutzerfreundlicher sein. Wird damit aber eher gefällig. Dabei muss ein Text auch anstrengend sein dürfen, auch mal mit moralischen Wertevorstellungen brechen. Literatur darf nicht Mathias Brotkorb werden!"
Zu zahm kommt ihm auch das hiesige Theater daher: "Warum hat der Kluck eigentlich keine Nachspielzeit bekommen? Das ist doch alles nur dieses gekämmte Zeug! Anstatt die sich mal frisch und jung aufstellen, machen die eigentlich auch nur Dinge, die gefällig sind und die Schauspieler drehen ihre Augen: Achja, schon wieder Frau Holle ... Symptomatisch für die Sparmaßnahmen in Perversion ist ja auch ein Faust in einer Inszenierung mit nur einem Schauspieler. Das ist wie das Abendmahl mit Strichmännchen zu malen!" Jetzt ist er in Fahrt! Jetzt kommt die ungeschminkte Wahrheits ans Licht! Aber: Nach dem vierten Whsiky bleibt man dann doch lieber unter sich!

PAUL FLEISCHER

www.weisz-auf-schwarz.de
selfishschellfisch.blogspot.de


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