Wie so viele Dinge aus diesem "Neuland", von dem die Kanzlerin so gerne schwärmt, hat Twitter eine Sonnen-, aber auch eine Schattenseite.
Es war einmal dieser eine ehemalige Bundestagsabgeordnete von der LINKEN, der sich bei Twitter – bescheiden, wie er nun mal ist – "DerRostocker" nennt. Dieser junge Mann – nennen wir ihn Rotlöckchen – wurde nach einer Legislaturperiode nicht wieder in den Bundestag gewählt und stand nach dieser knappen Wahlniederlage da und wusste zunächst mal nicht so recht weiter.
Doch, wie es sich für das Karussel Politik gehört, war in seiner Heimatstadt just der eine und der andere Senatorenposten frei und neu ausgeschrieben worden. Flugs meldete der junge Mann sein Interesse an. Böse Zungen behaupten gar, er hätte seine Genossen nahezu gezwungen, ihn für den immernoch überdurchnittlich dotierten Posten zu nominieren. Und so wurde Rotlöckchen, in einem haarsträubenden Akt von kommunaler Proporzdemokratie zum Senator für Soziales, Bildung usw. gewählt.
Dummerweise wurde die Heimatstadt vom einsamen König Rollo regiert, der sich mit den Abgeordneten seiner Stadt nicht vertrug und sich deshalb gegen alles verweigert, was die sogenannten Volksvertreter so aushecken. Diesmal verweigerte er Rotlöckchen (und einem weiteren gekürten Senatoren der SPD) die Ernennung, weil es ja eigentlich eine Ausschreibung gab und die die Bewerber eigentlich angehört werden sollten.
Aber nun hatte die temporäre Mehrheit in der Bürgerschaft ja schon Rotlöckchen gewählt. Obwohl dieser die formalen Voraussetzungen für seinen neuen Posten gar nicht erfüllte. Viel Streit wurde laut und Gerichte bemüht. Und plötzlich wollte der einsame König den roten Prinzen doch in sein Amt ernennen, schließlich hatte man sich vorher schon das eine oder andere Mal auf's Pferd geholfen. Und beide sahen sich auch sehr oft beim Handball. Und dann begann die WM und Deutschland, das Land, dessen Einwohner Rotlöckchen ein laaaanges Studium ermöglichten und ihm einen tolles Mandat im Bundestag verschafften und nun auch seinen nicht wirklich koscher erworbenen neuen Job bezahlen sollten, spielte gegen Portugal Fußball. Und Rotlöckchen langweilte sich offenbar und zwitscherte dann über seinen Twitter Account das unten zu Sehende.
Mit etwas Glück wurde Rotlöckchen am 30. Juni (nicht) zum Senator(en) ernannt.
Euer Carlo Gruber