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Jürgen Weber – Wenn es echt ist, dann ist es auch gut

Jürgen Weber – Wenn es echt ist, dann ist es auch gut

Okt 15
Eine vertrackte Bewegung ist das: Er ist mitten in seiner Drehung, sie ist mitten in ihrer Drehung – und das auch noch einander entgegengesetzt. "Die Moulinette", sagt Jürgen Weber.

Der Maler steht vor einem Bild mit einem nackten, lebensgroßen Paar, das Tango tanzt – und mitten in eben dieser Moulinette steckt. Er lächelt. Die Moulinette ist ihm vertraut, er tanzt seit selbst acht Jahren Tango. "Noch nicht gut", sagt er. "Aber immer besser."
Diese komplizierte Bewegung so zu malen, dass sie nicht eingefroren wirkt, sondern so, dass ein Davor und ein Danach mitschwingt, das ist die Herausforderung für ihn. Zeit einzufangen, nicht einfach nur einen Augenblick.
Sein Atelier, eine Wohnung mitten in der Stadt, steht voller Bilder. Landschaften sind dabei, Porträts. Aber meistens sind es diese Akte auf großen Leinwänden: Kräftige Gestalten aus starken Strichen, jeweils ausgestattet mit männlicher oder weiblicher Statik, stehend. Die Formen und Räume knapp angedeutet, die Körper ohne Details und erst in der Gesamtheit, in ihrem Rhythmus wirksam.
Unfertig sehen sie aus. "Sind sie auch," sagt Jürgen Weber. Wenn er in diesem Zustand sei, wenn es ihn dränge zu malen, wenn er sich entäußern müsse, dann greife er zu einem seiner Bilder, das ihm vielleicht vor einem halben Jahr noch vollendet schien. Rührt die Ölfarbe an, übermalt, verändert, ergänzt. Ohne sicher sein zu können, dass das Bild davon vollendeter oder gar schöner wird. "Ich kann das nicht erklären", sagt er. "Das ist ein Prozess. Wenn es echt ist, dann ist es auch gut." Nicht so viel denken, fügt er später hinzu. Und lächelt wieder.
Jürgen Weber wurde 1936 in Ohlau geboren, in Niederschlesien, heute Olawa. Dass er mit acht Jahren auf der Flucht war, im Februar 45 auf Skiern durch das tief verschneite Riesengebirge und über den zerstörten Leipziger Hauptbahnhof bis nach Altenburg – das kommentiert er heute schulterzuckend: "Ich fand das alles beeindruckend. Ich war ein Kind. Ich hatte eine schöne Kindheit." Mit 18 Jahren kam er an die Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Zu Max Schwimmer, an den er sich heute gern erinnert als einen dicken, rauchenden, liebenden Menschen voller Lebenslust – und eben auch jenem besonderen Sinn für Form. "Schwimmers Strich, der hatte Kraft, der war gesehen, empfunden, gelebt und dann gezeichnet." Dresden habe ihn infiziert mit der Freude am Schönen, am selbst empfundenen Schönen. "Ich war kein guter Student", sagt er. "Ich war ein guter Arbeiter. Die Talentierten hab ich beneidet." Sein Ziel, Bühnenbildner zu werden, gab er auf. Statt dessen ging er als Maler nach Wismar, verdiente das nötige Geld allerdings in der Landwirtschaft. Zusammen mit Leuten, die im Krieg waren, doppelt so alt wie er, hart und trocken. "Das war alles irgendwie besonders", sagt Jürgen Weber. "Vielleicht, weil die Zeit so durcheinander geraten war. Vielleicht, weil ich selbst in dieser Zeit so gereift bin und alles aufgesogen habe. Das war alles sehr echt." 1975 wurde in Rostock für die junge Familie eine Wohnung frei. Seitdem ist er hier. Seit 40 Jahren. Als Maler, als Grafiker, als Bildhauer, als Lehrer. 2006 bekam Jürgen Weber den Kunstpreis der Hansestadt Rostock.
Dieser eigene Maßstab, sein Anspruch an ein gelungenes Bild, war schon in der DDR eher hinderlich – zum Beispiel für eine Karriere als Maler in Leipzig. Und ist hinderlich geblieben. Ideologische Inhalte in Bildern lehnte er früher genauso ab wie er heute den Kunstmarkt. "Wenn es verkauft wird, ist es auch gut", sagt er lächelnd. "So läuft es doch heute." Er schüttelt den Kopf, nennt Rubens und Rembrandt als unerreichbare Vorbilder. Bei den Zeitgenossen sind es die britischen Maler Frank Auerbach und Leon Kossoff. Jürgen Weber malt weiter seine Bilder, von denen er sagt, sie seien antidekorativ.
Er will das Tango-Paar machen, diesmal in Lebensgröße. Als kleine Plastik steht es schon in seinem Atelier, aus Draht und Gips, unfertig. Es steckt alles schon drin: Statik, Bewegung, Schönheit.
Ob es je zu einer Bronze wird, kann er nicht sagen. Jürgen Weber hat dafür keinen Auftrag. Es muss jetzt einfach passieren.

Frank Schlößer

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