Familie
Daddymodus Mai 2016
Mai 16
Dadlines. Das verrückte Abenteuer Familie.
"Yo das Leben war routiniert, nicht sehr spannend, doch ganz cool / Als ich es erfuhr, blieb sie stehen meine Uhr / An einem Tag wie immer / So kurz vor dem Aufstehen mit der Frage, warum wird auch dieser Tag wie immer."
So war das 2008. Fast 8 Jahre ist es mittlerweile her. Kaum zu glauben eigentlich. Kommt mir mindestens doppelt so lange vor. Die ersten Zeilen meines Songs "Dadlines" beschreiben es ganz gut: Als ich noch zur Spezies der "Kinderlosen" gehörte, war zwar alles ok – aber das war’s auch. Ich lebte mit meiner Freundin in einer kleinen Wohnung im Hamburger Stadtteil Eilbek und machte gerade ein Volontariat bei einer Werbeagentur. Wenn mir da jemand erzählt hätte, was alles auf mich zukommen sollte mit zwei kleinen Mädels, hätte ich wahrscheinlich laut gelacht.
"Ich war privat Champions League, doch beruflich mehr wie Hansa / da bekam ich diese News und es wurd ein neuer Anfang / das war mitten rein wie ‘ne Bombe ins Game / das veränderte alles, mischte die Karten komplett neu für jeden."
Im November 2009 wurde unsere erste Tochter dann in Hamburg geboren und veränderte wirklich alles – für immer. Ich sollte kennenlernen, was es heißt, monatelang nicht zu schlafen, hunderte Windeln zu wechseln, kaum noch Zeit für mich und meine Frau zu haben – und das größte Geschenk zu bewundern, dass Gott einem im Leben machen kann.
"Dis is meine Renaissance, ich werd D(e)ad wie Rabbit, das Leben ist wie du machst – komm und check die Message / ein kleiner Mensch betritt die Bühne der Welt / ein großer Moment für die Produzenten, denen’s gefällt."
Tatsächlich war es wirklich so was wie eine Renaissance für mich, ein absoluter System-Neustart. Dinge wie Rap-Beef, Stress auf der Arbeit oder sogar Konflikte im Ausland verschwanden im Hintergrund. Mit einmal drehte sich alles nur noch um den kleinen Hosenscheißer, alle Prioritäten verschoben sich. Ich war im Daddymodus. Natürlich hatte ich Freunde, die schon Kinder hatten, aber das war gefühlt immer weit weg gewesen. Als ich meiner Tochter allerdings im Kreißsaal zum ersten Mal in die Augen sah, begriff ich erst, was da los ist. Wie krass das ist. Was für ein großes Wunder das ist, wenn da ein "Leben neu startet." und man Daddy wird.
"Ich höre deine ersten Schreie / dieser Moment ist krass und kann dir fast das Herz zerreißen / das Leben startet neu - und zwar direkt vor deinen Augen / du kannst es sehen, du kannst es hören, aber nicht glauben."
Natürlich hat man weniger Freizeit. Natürlich kennt man irgendwann alle Spielplätze der Stadt und natürlich geht man am Wochenende seltener weg. Aber komischerweise ist all das irgendwann gar nicht mehr so schlimm, wenn man entdeckt, was Familie bedeutet. Wenn man erkennt, dass Zeit unendlich wertvoll ist. Zeit mit den eigenen Kindern. Zeit mit der Frau. Aber auch Zeit allein. Dann hat man auch die Chance, sich selbst zu finden und das zu tun, was man liebt. Musik zum Beispiel.
"Dann vergisst du den Beef und den Stress den es gibt / denn dann siehst du den Sinn, in dem Kind, das du liebst."
Irgendwann sind wir zurück nach Rostock gezogen, in die alte Heimat. Zurückgekehrt in den Heimathafen sozusagen. Schließlich gibt es nichts Besseres für Kinder, als am Meer aufzuwachsen und die Family in der Nähe zu haben. Mittlerweile sind wir zu viert und unsere Kids sind aus dem Gröbsten raus. Sie kacken jetzt nicht mehr in Windeln, haben dafür aber die wundersame Macht des Wörtchens "Nein" entdeckt. Meine Freundin hat allerdings "Ja" gesagt – zu meinem großen Glück, denn ohne sie würde diese ganze Familiensache auch wenig Sinn machen. Den Song "Dadlines" habe ich übrigens auch für sie geschrieben. Schließlich kann kein Foto einen Moment besser festhalten als Musik. Und wir wollen uns ja irgendwann, wenn wir aussehen wie Ellie und Carl Fredricksen, daran zurückerinnern, wie es war, als wir uns in das verrückte Abenteuer Familie stürzten.
Der Autor
Gabriel Rath schreibt hier über sein Leben als Daddy. Der Rostocker, der
unter anderem als Rapper Gabreal unterwegs ist, hat zwei Töchter und
ist glücklich verheiratet. Auf seiner Website
www.gabrielrath.com bloggt er über Social Media, Musik und sein Leben als Daddy.
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