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Thomas Putensen – Natürlich tut das weh

Thomas Putensen – Natürlich tut das weh

Nov 16
Thomas Putensen hat sich entschieden. Für sein Publikum. Gemeinsam musizieren, gemeinsam singen, gemeinsam erinnern – daraus bestehen seine Konzerte. Der Vollblut-Musikant ist derzeit mit seinem Eltern-Kinder-Programm "Josephine Dampfmaschine" im Lande unterwegs und für die richtig Erwachsenen gibt's bei "Wunderwalzer" selbst komponierte und getextete Lieder über menschlichste Angelegenheiten.

Das ist Gute-Laune-Musik und soll es auch sein, denn Schlechte-Laune-Musik gibt es schon mehr als genug. Aber wer Putensen kennt, der weiß, dass sich sein bemerkenswertes Repertoire immer überlagert und die Entscheidung über das nächste Lied auch mal spontan aus dem Bauch heraus kommt – oder auch aus dem Publikum.
Beliebt sind auch die Programme mit den Pionier- und FDJ-Liedern aus der DDR. Und weil Manfred Krug bald achtzig wird, hat er auch dessen Musik wieder hervorgeholt: "Das war nur ein Moment", ein Hauch von Frühling", "Du bist heute wie neu" und "Greens" heißen die Platten, von deren Anwesenheit in jeder gut sortierten ostdeutschen Plattensammlung ausgegangen werden kann. Mit den Arrangements von Günther Fischer und den Texten von Clemens Kerber, der natürlich niemand anderes ist als Manfred Krug selbst. Im Konzert gibt es dazu bestes Musikantentum: Vom Keyboard aus verteilt Putensen die Soli unter den Mitgliedern seines "Beat-Ensembles", er kann sich darauf verlassen, dass sie mitziehen, wenn er mal zwei Takte überzieht. Oder dass sie ebenso virtuos wie spontan seine verrückten Ideen umsetzen, wenn er das Ende der Songs auf immer wieder überraschende Weise verlängert.
"Dialog ist wichtig in einer Zeit, in der – zumindest in den Medien – alle nur Selbstdarsteller sind und die Demokratie in diesem Land immer mehr zur Fassade wird", sagt Thomas Putensen. "Ich führe meinen Dialog von der Bühne mit dem Publikum: Mitsingen ist eine hohe Form des Dialogs." Das funktioniert immer wieder. Eigentlich war der Text zu "Klingelingeling, hier kommt mein Drahtesel" zusammen mit dem anderen DDR-Vokabular in der Passiv-Ecke abgelegt worden. Nicht verschwunden, aber doch so dauerhaft abwesend, dass auch die Schublade, in der dieser Text abgelegt wurde, ohne Anregung nicht mehr geortet werden konnte. Trotzdem ist der Text mit der Melodie sofort wieder präsent: "… wenn ich mit ihm durch die Straßen flitz. Wie der Blitz." Das ist schon fast peinlich, wie gut das funktioniert. "Aber genau das zeigt doch, dass den Ostdeutschen ein Teil ihrer Identität amputiert werden musste, bevor sie Gesamtdeutsche werden konnten", sagt Thomas Putensen. "Das steht aber so nicht im Einigungsvertrag." Das Repertoire für DDR-Nostalgie beschränkt sich bei der computergenerierten Rotation der Radiodudelsender auf gefühlte zehn unverfängliche DDR-Songs, angesiedelt zwischen "Jugendliebe" und "Alt wie ein Baum". Pension Volkmann? Pankow? Gundermann? Karussell? Wenzel? Angelika Weiz? Transit? Lakomy? City? Stern Meißen? Lift? Silly? Horch? Fehlanzeige. Egal, ob die Bands zu den Staatsmedien gerechnet werden durften oder ob sie zu den Oppositionellen oder gar Verbotenen gehörten – sie kommen nicht mehr vor in den "Oldies der sechziger, siebziger und achtziger Jahre". Auch Biermann nicht. Auch Renft nicht.
"Nebenbei: Dieses Schicksal teilen die Ost-Songs auch mit vielen guten Liedern aus dem Westen", sagt Thomas Putensen. "Es scheint, als hätten die deutschen Radiosender Angst vor Intelligenz. Vielleicht sind auch diese Wiederholungen markt- und massenkonformer Plattheiten der Dünger auf dem Acker, auf dem die 'German Angst' gedeiht. Die wird dann vor Landtagswahlen von der AfD geerntet."
Selbstverständlich werden auch die Manfred-Krug-Songs nicht gespielt. An "Du bist heute wie neu" ist auch heute nichts verfänglich: Keine Ideologie, keine Politik. Aber der intelligente Charme scheint einfach nicht zu dem Bild zu passen, das die Bürger heute vom DDR-Unrechtsregime haben. Also bleiben die Krug-Lieder im Radio ungespielt. Doch dieser Mangel ist ein Teil der kleinen Erfolgsgeschichte von Thomas Putensen: Plötzlich gibt es eine Subkultur der über sechzigjährigen Ossis, bei denen die Konzerte von Thomas Putensen eine besondere Dynamik entfalten. Diese Abende offenbaren eine heilende Wirkung und weil die Stimmlage von Thomas Putensen irgendwie sogar noch einen Hauch unter der von Manfred Krug liegt, ist die gefühlte Authentizität inzwischen größer, als wenn der Meister selbst mit Uschi Brüning in der Konzertmuschel des Warnemünder Kurparks auftritt.
Thomas Putensen hat keinen Bock, sich rauszuhalten. "Wir können doch unterscheiden, welches Pathos damals echt oder aufgesetzt war", sagt er. "Das von 'Soldaten sind vorbeimaschiert'? Oder das von 'Durch's Gebirge durch die Steppe zog'? Na also."
Deshalb prallt auch der Nostalgie-Vorwurf von ihm ab. "Nostalgie bedeutet 'Rückkehr mit Schmerzen'", sagt er. "Wer sich an diese Zeit erinnert, der muss nicht ständig dazu sagen, dass es wehtut. Das ist einfach so."

FRANK SCHLÖSSER

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