Als singender Kriminalbeamter Stoever war er vielleicht der charmanteste Tatort-Kommissar und in der Anwalt-Serie "Liebling Kreuzberg" hat er es geschafft, einem der langweiligsten Berufsstände ein sympathisches Antlitz zu verleihen. Die Schauspielerei hat Manfred Krug an den Nagel gehängt und widmet sich seither dem Schreiben und seiner Leidenschaft, die ihn sein gesamtes Leben lang begleitete: dem Gesang. Am 02.11.2008 kommt er zusammen mit Uschi Brüning, Marc Secara, Ernst-Ludwig Petrosky und dem "Berlin Jazz Orchestra" unter der Leitung von Jiggs Whigham in die Rostocker Stadthalle und singt in seiner unverwechselbar lässigen Art Jazz, Chanson und Swing. 0381 sprach mit ihm über seine Musik, die Schauspielerei und natürlich die aktuelle Tour "Jazz for Fun".
0381: Wie entstand Ihre Liebe zum Jazz?
Krug: Wie jede wahre Liebe im Leben. Es ist ein Mysterium. Man liebt einen Menschen, der weder reich ist, noch schön. Alle fragen sich, warum? Es ist ein Geheimnis.
0381: Welche Rolle spielt der Jazz in Ihrem Leben?
Krug: Jazz war und ist immer eine Art Freiheit für mich. Wenigstens in der Musik. Improvisation ist Freiheit. Jazzmusiker sind ihre eigenen Spontankomponisten. Sie entscheiden in winzigen Momenten, mit welchen Tönen sie den nächsten Takt füllen wollen. Dabei können sie sich durchaus blamieren, das ist ihr Risiko und zugleich ihre Kühnheit.
0381: Was erwartet das Publikum in Ihren Konzerten?
Krug: Wenn sie ein gelocktes Toupet oder einen Glitzeranzug erwarten, da wird nichts draus. Ich bin schon froh, wenn ich die Töne nicht schlechter treffe, als meine Mitsänger Uschi Brüning und Marc Secara.
0381: Sie singen und schreiben Bücher. Zieht es sie manchmal wieder zurück zur Schauspielerei?
Krug: Ich treffe die Töne und ich schreibe Geschichten. Aber mich als Schauspieler immer weiter in staubigen Studios herumzutreiben und nachts die dämlichen Texte zu lernen, die es heute gibt, das muss ich mir nicht mehr antun.
0381: Gibt es wirklich keinen Moment, in dem sie das Schauspielern vermissen?
Krug: Nö. 15 Jahre, das sollte doch reichen. Mir ist aufgefallen, dass die meisten Schauspieler sich ein Leben nach der Schauspielerei nicht vorstellen können. Ich gehöre zu der Minderheit, die das durchaus kann. Mit 65 Jahren war Feierabend. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich dahin zurück kehre, denn endlich kann ich meine wahren Talente entwickeln: den Gesang und das Schreiben. Seit September ist ja mein entzückendes Buch "Schweinegezadder" erschienen und die Leute scheinen es zu mögen. Das freut mich.
0381: Sie haben ja vor ihrer Karriere als Sänger und Schauspieler Stahlschmelzer gelernt. Was kommt ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie an diese Zeit zurückdenken?
Krug: Schweiß, Staub, Gestank, Hitze, Dreischichtsystem, Unfallgefahr, lange Arbeitstage, Dusche, Erlösung. Viel Schlaf, wenig Leben.
0381: Hat sie das als Künstler irgendwie beeinflusst?
Krug: Ich glaube, wer Kunst machen will, dem ist es egal, wo er anfängt, ob als Bäcker, Bauer oder Eisenbahner. Die meisten Künstler wären wohl in ihrem ursprünglichen Beruf erfolgreicher gewesen. Nur wenige werden glücklich. Ich hatte damals großes Glück, nämliche den DEFA-Film "Auf der Sonnenseite" über mein wirkliches Leben im Stahlwerk zu machen.
0381: Gibt es noch Herausforderungen für Sie?
Krug: Ich glaube, die Zeit der Herausforderungen habe ich hinter mir gelassen. Für extreme Anstrengungen reichen die Kräfte nicht.
0381: Keine Träume mehr?