Unser VoVo heißt nicht umsonst „der geizige Dirk“. Ist eben ein Kaufmann und wenn der Verein die Hotelkosten des Trainers zahlt, müssen die Leistungen eben auch ausgeschöpft werden. Recht hat er, dachten sich meine Jungs und leisten nun ihren Teil, damit das Preis-Leistung-Verhältnis stimmt. So übernehmen tagsüber abwechselnd Kuno, Märzer oder unser Alterspräsident Kische die Bude von Eisen-Dieter. Während Kisches Schicht dadurch auffällt, dass die Minibar ständig aufgefüllt werden muss, halten die anderen Jungs die Zimmermädchen auf Trab, die inzwischen gerne zum „Wäschewechsel“ im 6. Stock antreten. Nur einer hat die A****karte gezogen und das bin ich. Schmierestehen auf der Geschäftsstelle und anrufen, wenn der eigentliche Bewohner der Zimmers losfährt. Das hatte die ersten drei Wochen auch ganz funktioniert, doch an diesem Sonntag ging es schief.
Während ich also im Stadion hockte und zusah, wie wir - Wen? Wiesbaden?- abfrühstückten, saßen meine Jungs in Dieters Hotelzimmer direkt überm Weihnachtsmarkt. Kuno und Märzer suchten auf dem Rummel was zum Naschen. Als sie mit zwei Weihnachtsengeln zurück kamen, hatte der Gerd Bock auf ´nen Kurzen. Also hatte er den Sambuca angesetzt. Als die anderen Jungs mit ihrer Begleitung ins Zimmer polterten erschrak der Gerd und der Schnaps lief ihm übers Gesicht und die Klamotten. Gott sei Dank kam keiner auf die Idee, mit Feuer zu hantieren. Dann wäre der Bart wohl ein kurzer geworden.
Nach dem Spiel verlor ich die Führungsriege kurz aus den Augen. Also warnte ich die Bande im Hotel, damit sie sich verdrücken. Die Jungs waren kaum raus aus der Bude, als Dieter reinkam. Nun, die beiden Kopfkissenzerwühler vom Rummel hatten wohl ganze Arbeit geleistet. Dieter war jedenfalls wütend und polterte ein wenig unfriesisch an der Rezeption, und meinte dann, er würde sich 'ne Currywurst holen. In dieser Zeit solle sein Zimmer auf Vordermann gebracht werden. Der Dieter also auf den Weihnachtsmarkt – ein halber Meter Bratwurst sollte seinen Ärger verrauchen lassen - und anschließend könnte man sich dann der Personalplanung widmen. Am Riesenbratwurstwagen war eine kleine Schlange, Jungs mit coolen Klamotten und jungen Dingern und neckischen Kettchen und Ringen und die Basecaps schief aufgesetzt. Nun, das war genau Dieters Welt und er dachte, hoffentlich erkennen die mich nicht und wollen jetzt ein Autogramm oder sogar ein Gespräch. Sowas findet der Dieter nämlich gar nicht geil. Also zog er die Kapuze seines Ostfriesennerzes noch tiefer ins Gesicht. Die Jungs waren wohl beim Spiel gewesen und quatschten darüber, was sich ändern müsste und dass der dicke Pagel es nicht verdient hätte, rausgeschmissen zu werden. Der Dieter dachte sich, auf dem Weihnachtsmarkt ist Meinungsfreiheit und die Jungs hatten sicher auch schon ein paar Glühwein intus. Der Trainer war ganz froh über den ersten Dreier, so dass er sich noch nicht mal aufregte, als ihn einer der Bengels anstieß und mit Glühwein bekleckerte. Aber das macht so einem Ostfriesennerz ja nix und so zottelte Dieter mit seiner Bratwurst ins Hotel.
Am nächsten Morgen wollte der Trainer die Spieler dann mit warmen Worten in die Weihnachtsferien verabschieden, also rief er das Team nach dem Auslaufen noch mal zusammen.
Einige der Jungs waren schon in Zivil und hatten gepackt, um direkt in die freien Tage zu fahren. Also kam Eisen-Dieter in die Kabine, um dem Enno, Gledson und Kai Bülow zu sagen, dass sie länger Urlaub machen könnten und wenn sie ´nen neuen Verein hätten, wäre auch nicht schlimm.
Doch dann kam irgendwie alles anders. In der Kabine, wo Cetkovic, Langen und Rahn schon mit den Hufen scharrten, wollte er loslegen, als Eilts die Klamotten der drei auffielen. Die hatte er doch schon mal gesehen und die Kettchen und das Mützchen, wie aus einem MTV-Video. Nach einem kurzen Donnerwetter waren Cetkovic, Rahn und Langen ihren Spind, den Kabinenschlüssel und ihre Jobs los. Und weil er sich der Worte seines Chefs erinnerte, dass sich im Team eine ganze Menge Vakuum angesammelt hätte, flog Addy Waku Menga gleich mit raus.
Ganz blöd lief´s für die Jungs, als der geizige Dirk ihnen auch noch die Schlüssel für die Dienst-Audis wegnahm. Georgie rief seinen Onkel in Madrid an. Der würde ihn schon irgendwo unterkriegen. Die anderen Jungs holten sich ein Taxi, um nach Hause zu fahren, doch der Fahrer fuhr wie ein anatolischer Bauer und setzte seine Karre in Ribnitz an einen Baum. Just beim Estadio Muniçipal Am Bodden, wo unser Freund Mike „La Frisur“ Werner seine Jungs trainiert. „Na das ist ja ´ne schöne Bescherung. Wollt ihr Euch bei uns fit werden?“ Und da die drei vom Unfall noch etwas benebelt waren, unterschrieb der Rock´n´Roll-Taximeister für die Spieler. Seitdem träumt man an der Recknitz von einem Durchmarsch á la Hoffenheim.