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Bühne

Ein Leben ohne Tanzen ist möglich, aber sinnlos (Loriot) - Tanztheater Rostock

Jan 09

Es gibt nicht viele Dinge, die schon seit 7000 Jahren hip sind: Der Tanz gehört auf jeden Fall mit dazu. Schon die Ägypter, die alten Griechen oder die noch älteren Inder waren den zur Musik ausgeführten Körperbewegungen äußerst angetan. Diese galten meist einer bestimmten Gottheit. Eine gottgleiche Erscheinung wurde mir im Alter von sieben Jahren geboten, als ich die großen Jungs im Saal des alten Mau Clubs wilde Bewegungen auf dem Boden ausführen sah. Ich werde nie vergessen, mit welcher Begeisterung ich mich auf den Boden warf, versuchte, mich auf dem Rücken zu drehen und es den Breakdancern gleich zu tun. Vom Ballett über das Tanztheater zum Jazzdance und Hip Hop reicht es bei mir heute kräftemäßig nur noch für ein Mal die Woche Schütteln in der Disko. Immerhin: bei all dem Rücken und dem chronischen Zeitmangel. Peter Mann, Geschäftsführer des Tanztheater Projektes, der mich als 9-jährige auf dem Boden fand und noch einige Jahre bewegte, tanzt immer noch mit dem Rücken zur Wand. Oder, Peter?


Peter Mann: Manchmal habe ich das Gefühl, ja. Wenn ich auf der Bühne bin, stehe ich mit dem Rücken zur Wand. Dann kann ich auch nicht anders. Ich gehe nach vorne und habe die Wand hinter mir...


0381: 1990 gab es eine lose Formation von Tanzinteressierten, die eine Heimat im alten Mau Club in der Blücherstraße hatten. Zu DDR-Zeiten gab es nur Ballett oder Folklore. Habt ihr euch mit dem Modern Dance als Revolutionäre verstanden?

Peter Mann: Für uns war es schon revolutionär den Modern Dance und das Tanztheater zu entdecken. Das kannte keiner und vorher gab es das nicht. Aber in der Wendezeit war eh so viel los, alles war neu. Da haben wir diese Form des Ausdrucks für uns gefunden.


0381: Im Sommer '93 habt ihr dann den Verein "Tanztheater Projekt Rostock" gegründet. Was hattet ihr euch zum Ziel gesetzt?

Peter Mann: Wir haben den Verein auf einen Rat hin gegründet, etwas Offizielles auf die Beine zu stellen. Nämlich einen Zusammenschluss von Menschen, die eine Idee hinaus tragen wollen, um mehr Menschen davon zu begeistern. Wir wollten das Projekt auch konzeptionell umsetzen. Und plötzlich waren da ca. 15 Kinder, die anfingen bei uns zu tanzen. Wir dachten: Mensch, da entwickelt sich wirklich was.

0381-Magazin: Nachdem 1994 das alte Mau geschlossen wurde, habt ihr nach einem gescheiterten Versuch den Kulturgüterbahnhof  als kulturelles Zentrum zu etablieren, in der Altstadt eine neue Heimat gefunden. Du leitest immer noch das Projekt und tanzt auch noch. Was bedeutet Tanz für dich?

Peter Mann. Na, alles! Das ist ein großer Teil von mir. Das kann ich gar nicht in Stunden ausdrücken. Neben dem administrativen Teil der Projektbetreuung gebe ich ja auch Kurse. Das Ausleben der künstlerischen Seite nimmt natürlich enorm viel Zeit in Anspruch.


0381: Ist Tanzen noch Freizeit für dich?

Peter Mann: Hm. Ich gehe ja ab und zu in die Disko. Aber da tanze ich meistens nicht. Komisch, was? Außer wenn die entscheidende Musik kommt. Dann wird abgewreckelt. Das ist für mich wie ein Initialzünder. Doch, Tanzen ist für mich noch Freizeit.


0381: Wenn man als erwachsener Mann durch die Gegend läuft und sagt „Guten Tag, ich bin Tänzer“, dann kommt meist ja ein „Ach so, nee, is klar...“.

Peter Mann: Ja, ganz oft. (lacht)


0381: Warum bist du noch Tänzer?

Peter Mann: Ich habe immer noch Geschichten zu erzählen. Tanz ist für mich weiterhin die Ausdrucksform Nummer 1 als universelle Kommunikationsmöglichkeit.


0381: Aus aktuellem Anlass: Kannst du eine bestimmte Art von Tanz zum Verbrennen von Weihnachtsentenkalorien  empfehlen?

Peter Mann: Wow! Ja! Wichtig ist erstmal, dass das Essen Spaß macht! Mein Spezialtipp: House. Eine Weiterentwicklung des Funk, Oldschool mit einem schnellen Beat und Elementen aus dem Breakdance zum Beispiel.


0381: Gut. Das gilt es dann ab Januar auszuprobieren. Vielen Dank für das Gespräch.



Juliane Goerlich

1 Kommentar zu „Ein Leben ohne Tanzen ist möglich, aber sinnlos (Loriot) - Tanztheater Rostock”


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