Pyranja Kolumne
Jan 09
Winter. Das wär doch mal was. Schneebedeckte Landschaften, klirrender Frost bis zum Horizont. Weiße Ruhe im hektischen, neuen und nun ja dann auch doch nicht mehr ganz so jungen Jahrtausend. Mein inneres Auge verliert sich in Bildern von Bergen, geschmückt mit Tannen und Blockhäuschen, wie mit Zuckerguß überzogen vor kristallblauem Himmel, gleichzeitig die Vergangenheit huldigen und die Zukunft auslachen. Aber nein, so einfach ist das mit der Erderwährmung dann doch nicht. Oder woher kommen die eisigen Stürme, die beispielsweise des öfteren ganze Landstriche der USA lahmlegen? Verkehrsbehinderungen, Stromausfall, Engpässe in der Grundversorgung der Normalbevölkerung, schulfrei, monatelanges Schneeschippen auf den Gehsteigen, gesperrte Arbeitswege, Verdienstausfälle und wenn der Hahn dann letztendlich abgedreht ist, würden sich alle fragen, warum sie bloß den guten alten Holzofen gegen eine überteuerte Ölheizung ausgetauscht haben. Der Winter an sich ist schon lange nicht mehr das was er mal war. Auch die Bilder des Megawinters vor dreißig Jahren täuschen eine Romantik und scheinheilige Ruhe vor, die die tatsächliche Notlage ins fröstelnde Lächerliche zieht. Denn, und das ist bei allem wohl er hauptsächliche Unterschied zu heute: damals gab es hier bei uns nicht mal Telefone. (!) Die klitzekleine Info “Schatz, das Auto ist eingeschneit, ich komm hier erst in ein paar Tagen weg” konnte man höchstens telepatisch vermitteln. Vielleicht war damals aber der allgemeine und gesunde Menschenverstand bei allen noch geeichter, geerdeter und gleichmäßiger verteilt als heute. Nun denn, ihr könnt ja ruhig weiter vom Winter träumen. Ich für meinen Teil sitze da lieber bei 30 Grad am Strand und stell mir vor, wie ich bergige Schneewehen samt Hundeschlitten und Pelzmantel auf dem Weg zum Märchenland durchpflüge. Komme was wolle.
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