Pyranja Kolumne
Stell dir vor, du bist Deutschland und darfst beim diesjährigen Bundesvision Song Contest von Stefan Raab ganz allein entscheiden, wer als Sieger nach Hause geht! Noch vor 3 Jahren war ich selbst einer der sechzehn Teilnehmer und durfte 2006 gegen Bands wie Seeed, die Massiven Töne und Revolverheld antreten. Was jetzt folgt, ist meine ganz persšnliche, subjektive Einschätzung zum diesjährigen Wettbewerb. Selbstverständlich in gnadenlos alphabetischer Reihenfolge: Angela's Park heißen zwar so wie der Garten von Frau Merkel, sind aber alles andere als "Generation Monoton". Cassandra Steen's wahnsinnig schöne Stimme, unglaubliche Ausstrahlung. Diese Frau ist schon seit Ewigkeiten im Musikgeschäft dabei und obwohl sie für Baden-Württemberg ins Rennen geht, drück ich ihr alle meine Daumen. Chapeau Claque: intellektueller Pop trifft auf avantgardistische Fahrstuhlmusik. Claudia Koreck vertritt ihre Heimat Bayern mit "I wui dass Du woasst". Nur, wat will die Käte uns damit sagen? Ich will, dass du Wurst? ja was denn? Ähm, na dann schon lieber Agate Bauer von Snap. Flowin IMMO et les Freaqz treten mit "Urlaub am Attersee" als lebendige Stadtmusikanten für das kleinste aller Bundesländer an und werden der Öffentlichkeit beweisen, dass es nicht nur in Bremen sehr wenige Menschen mit soviel Talent bei gleichzeitiger Durchgeknalltheit gibt. "Atter-Att-Att-Atter!" Deutsch darf dank Immo wieder Spa§ machen, jippie! Die Fotos liefern Hits ab. "Du fehlst mir" ist ein Ohrwurm mit Mantra Charakter und mindestens genauso top wie all die Vorgänger-Hits: "Ich bin für dich da", "Explodieren", "Goldrausch" und auch "Giganten". Fräulein Wunder: och näää! Sorry Hessen, aber sowas haben wir doch schon tausendmal vorher und vor allem besser gehört. Kann ich nix mit anfangen, Wunder hören sich anders an. Marteria hat zum Contest verlauten lasssen: "Ich trete für das schönste Bundesland an, das mit 'M' beginnt." Typisch, erst auf GreenBerlin machen und wenn's mal passt, den MV-Lokalpatrioten raushängen lassen. Schwach angefangen, stark nachgelassen. Ich bin für Jennifer Rostock. Olli Schulz aus Hamburg liefert eine grandiose Sesamstraßenreminesenz ab. Endlich einer, der den Bibo macht. Vielleicht bringt er ja auch Samson mit, inklusive Schnuffeltuch, die Hoffung stirbt zuletzt. Pascal Finkenauer: ganz nette Mädchenmusik, next please! Peter Fox rockt für die Hauptstadt und hat damit quasi jetzt schon gewonnen. Ja, Berlin kann so schön hässlich sein - endlich mal jemand, der die Wahrheit ausspricht. Aber wie hässlich wäre Berlin erst ohne all den Dreck und metropolitisches Ganztagschaos? PiLOT: kriegen schon deshalb Props, weil sie das ganze Programm ohne große Plattenfirma durchziehen. Und gute Texte schreiben sie auch noch: "É mein Name ist Liebe, kannst du mich verstehen?" Polarkreis 18 treten mit "The Colour Of Snow" für Sachsen an und haben sich damit bereits einen der Top-Plätze reserviert. Ich frag mich nur, wie die es schaffen, ihre weißen Klamotten immer so sauber zu halten. Dieser antiseptische Unschuldsstyle ist mir einfach mehr als suspekt. Rage: wie kann man sich denn allen Ernstes so nennen? "Gib dich nie auf" ist schon ein guter Tip so fürs Leben an sich, aber auf Englisch klingen ihre Songs irgendwie besser. Ruben Cossani: noch mehr Fahrstuhlmusik. Sven van Thom tritt mit "Jaqueline (Ich hab Berlin gekauft)" für Brandenburg an. Semigeil, wie das ganze Bundesland. Da gibt es weder Meer noch Berge, wahrscheinlich musste er deswegen auch die Hauptstadt koofen.
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