Sport
Zurück in die Zukunft? -Vorwärts in die Vergangenheit!
Mrz 09
Derzeit befindet sich der FC Hansa an allen Fronten im Klassenkampf.
Während sich die Mannschaft beim Auswärtsspiel in Hamburg erfolgreich
bemühte, ihre Ambitionen auf eine Versetzung in die 3. Klasse zu
unterstreichen, gelang es Teilen der mitgereisten Anhängerschaft und
dem Neu-Manager, das ohnehin nicht eben erstklassige Ansehen des
Vereins weiter zu beschädigen. Die Ereignisse abseits des Rasens
während und rundum das St. Pauli-Spiel ermöglichten es den Medien, die
Anhängerschaft der beteiligten Vereine ebenso treffend wie unpassend
als „stramm rechts“ und „links autonom“ zu klassifizieren.
Wie nicht anders zu erwarten, kam es zu schwachsinnigen
Ausschreitungen, Verletzten und Festnahmen. Is´ aber inzwischen auch
egal! Diejenigen, die das Ansehen des Vereins und seiner Fans in den
letzten Jahren prägten, tragen ihren Anteil am Niedergang des Vereins
mit der einst so stolzen Kogge im Wappen. Hansa-Marketing-Vorstand
Gawlack, ohnehin eher für seine Eitelkeit als für sein Geschick bei der
Akquise und Pflege von Sponsoren bekannt, steht nun schon seit Jahren
Sommer für Sommer vor der immer gleichen Aufgabe, einen neuen
Trikotsponsor für´s Profi-Team an Land zu ziehen. Das Image des
Vereins, geprägt von sensationellen Auftritten in Stendal, Essen oder
zuletzt St. Pauli, erleichtert die Suche nach Geldgebern nicht gerade.
Aber in Liga 3 sollte es nicht schwer fallen, einen Partner vom Schlage
Camp David, Tomster oder Alpha Industries zu finden. Und ab
Landfriedensbruch kriegen Hansa-„Fans“ dann bestimmt Rabatt beim
Sponsor. Dann ist es endlich vollbracht. Verhältnisse wie in Dresden,
Halle und Magdeburg werden auch uns Rostockern die Wochenenden
versüßen. Horden in fremden Zungen krakeelender Vermummter werden die
Innenstadt auseinander nehmen und sich auf den Freiflächen der
Hansestadt Schlägereien mit der lokalen Szene und der Polizei liefern.
Rostock ist eine Touristenstadt, aber irgendwie schwant einem, dass
dies nicht die Sorte Touristen ist, die andere Besucher anzieht.
Immerhin könnte man vielleicht die Prügelhorden auf das IGA-Gelände
expedieren, das so vielleicht doch noch von Nutzen sein könnte. Und die
dann wohl stets gut besuchten Notaufnahmen lassen dann vielleicht auch
Kaufinteressenten für eines unserer Krankenhäuser auf den Plan treten.
Ostalgiker können sich auch freuen, weil man endlich wieder ´ne
DDR-Meisterschaft auskegeln kann. Denn schließlich ist man dann wieder
unter sich und seinesgleichen und die bösen Wessis versauen einem nicht
das Wochenende.
Doch noch ist es ja noch nicht soweit.
33 Punkte werden noch verteilt. Und wenn die Mannschaft sich nur
etwas weniger dämlich anstellt, als sie und die Chaoten es in Hamburg
am vergangenen Wochenende taten, ist der Super-Gau wohl noch zu
verhindern.
Amüsant ist, dass von Vereinsseite nun auf die
Selbstheilungskräfte der Mannschaft gesetzt wird. Die neue sportliche
Leitung ist ja wohl der klägliche Versuch eines Scherzes. Dieter Eilts
zunächst vom Jung-Manager ebenso unnötig wie ultimativ vor einem
Auswärtsspiel unter Druck zu setzen, zeigte schon nicht allzu viele
Klasse. Ihn noch vor der obligatorischen Pressekonferenz zu entlassen
und dann noch zu selbiger zu schicken, machte mangelndes Geschick und
vor allem Niveau in Sachen Außendarstellung überdeutlich.
Der einzige, der Haltung bewahrte war der Geschasste selbst. Man
sah Dieter Eilts die Enttäuschung über das Ergebnis des Spiels, die
Leistung der Mannschaft und seine Entlassung an und doch war kein böses
Wort von ihm zu vernehmen.
Wie peinlich ist es eigentlich, dass ein Typ wie Holger
Stanislawski seinem Kontrahenten Eilts mehr Respekt entgegenbringt als
René Rydlewicz als dessen Vorgesetzter.
Nun, Eisen-Dieter ist weg. Ein Nachfolger wurde gesucht. Namen
wurden gehandelt: Doll (na klar!), Juri (och nö!), Ede Geyer (Ihgitt,
der mit seinem Sozialistenfußball!), Auge (warum eigentlich nicht?),
Petrik Sander (der kann wenigstens erfolgreich mauern!). Und wer
wird´s? Der Zacher! Unglaublich! Nicht ganz klar ist, ob man bei Hansa
versucht, doch noch in der Zweiten Liga zu bleiben oder die Spielklasse
des Klubs der Klasse der neuen sportlichen Leitung anzupassen!?
Zacher zeigte sich gleich in Top-Form. Zunächst verwies der
Ex-Coach des Fünftligisten „KKW“ Greifswald auf seine ruhmreiche
Vergangenheit, so dass auch die Praktikantin vom DSF erfuhr, dass er
schon zweimal mit Hansa den Klassenerhalt geschafft hat. Damals vor 10
Jahren!
Seine erste Amtshandlung war dann die Mitteilung, dass er nicht
mehr mit Benny Lense und Assani Lukimya plant. Ganze starke Leistung,
zwei verletzte Verteidiger auszusortieren, zumal man in 2 Wochen wieder
die Erfahrung eines Benny Lenses zurückgreifen könnte.
Weitere Aussagen zu diesem Thema wollte ein sichtlich enttäuschter
Lense zunächst nicht machen, aber das sieht nächste Woche vielleicht
schon anders aus.
Ganz anders sieht inzwischen der Aufsichtsratsvorsitzende bei
Hansa aus. Nachdem sich Adalbert Skrambaks am vergangen Freitag in sein
Schwert stürzte, nicht ohne sich vorher zum Bauernopfer der Medien zu
stilisieren, übernahm Hans Ulrich Gienke dessen Amt. Gienke, bei den
Aufsichtsratswahlen im vergangenen November noch knapp gescheitert,
schaffte den Durchmarsch vom Nachrücker zum Vorsitzenden des
Aufsichtsrates, was ja erstmal nicht schlimm ist. Größeres mediales
Geschick als bei seinem tölpelhaften Vorgänger besitzt der
AntenneMV-Chef sicher. Vielleicht kann er ja seinen
Vorstandsvorsitzenden Dirk Grabow noch überreden, den Igel aus der
Tasche zu nehmen, falls das Experiment Rydlewicz/Zachhuber nicht
umgehend Früchte trägt.
Wir hätten da noch ´nen heißen Tipp für Interessierte, die den
Verein noch mal nach vorne bringen wollen – kurz-, mittel- und
langfristig.
Ende vergangener Woche rief Rudi Assauer im 0381-Büro an. Richtig, Stumpen-Rudi!
Was sich zunächst wie ein Scherz anhört, entwickelte sich schnell
zu einem spannenden Gespräch, in dem Assauer Gerüchten widersprach, er
stünde Gewehr bei Fuß für ein Engagement. „Mich hat keiner gefragt! Ich
hatte weder mit Eckhard Rehberg, noch mit Dr. Diestel Kontakt. Gerüchte
dieser Art muss ich ganz klar verneinen!“ Nun, das war eindeutig. Bei
der Frage nach einer generellen Bereitschaft, Verantwortung zu über
nehemen, wurde es dann schon spannender. „Früher als der Alte (Wolfgang
Holz) noch lebte, hätten man da sofort was machen können. Da hätten wir
am ganz großen Rad drehen können. Im Moment könnte ich mir nur
vorstellen, bei mir hier um die Ecke bei Schalke noch was zu machen.
Bei Ihnen da oben ist es ja sehr schön, aber dann müsste ich ja auch
umziehen. Und ich kenne die Leute, die da am Ruder auch gar nicht.“
Nachdem Assauer kurz in die Konstellationen
Grabow-Rydlewicz-Maronn-Beinlich eingeweiht wurde, wurde er dann schon
konkreter und wir hellhörig. „Natürlich ist es immer nützlich, wenn man
alte Spieler einbinden kann. Wo hat der Rydlewicz gearbeitet? Bei ´nem
Verbandsligisten? Naja, ein Stefan Beinlich kann einem Verein wie Hansa
bestimmt gut tun. Da müsste man mal wissen, was da genau vorgefallen
ist. Und was ein Engagenment meiner Person angeht, dürfte da niemand an
seinem Stuhl kleben. Und ich bräuchte immer eine Stimme mehr bei
Abstimmungen!“ Um das ganze mal zu resümieren, also AUFGEPASST HERR
GIENKE UND HERR GRABOW, Rudi Assauer reißt sich nicht gerade um ´nen
Job, aber egal, ob es im Andenken an seinen Freund Wolfgang Holz wäre
oder weil ihm „die Alte“ weggelaufen ist, den Mann mit der Zigarre
sollte man mal fragen. Schaden kann es nicht!
R.G.
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