Musik aus MV

Neben Dritte Wahl sind Crushing Caspars wohl DAS Rostocker Urgestein in Sachen härterer Rockmusik. Seit nunmehr über 20 Jahren zocken sich die Jungs die Finger wund. Nach dem ersten Longplayer "Full Flavour" von 2001 erschien im September ihr neuester Streich: "The Fire Still Burns". 0381 befragte Snoopy, den Sänger und Macher der Band.

 

 

0381-MAGAZIN: Wie habt ihr euch mit dem neuen Album „The Fire Still Burns“ im Vergleich zur letzten Aufnahme weiterentwickelt?
SNOOPY: Ich will hier jetzt nicht den abgedroschenen Satz „Wir sind musikalisch gereift“ bringen, weil das nach über zwanzig Jahren, die es die Band gibt, wirklich komisch klingen würde. Musik ist ja immer eine Momentaufnahme und von daher ist es schon klar, dass sich die neue CD „The Fire Still Burns“ von den älteren CDs unterscheidet. Im Vergleich zu „Full Flavour“ geht die Entwicklung ganz klar wieder zu klassischem Hardcore Punkrock, schnell, rau und voll auf die Fresse, mit jeder Menge Singalongs und Moshparts. Da wir auch personell umbesetzt haben, hat sich auch die Art und Weise des Songwritings etwas verändert.

 

 

0381-MAGAZIN: Wie ist es, mit Genregrößen wie Sick Of It all oder Madball auf einer Bühne zu stehen? Was hättet ihr gesagt, wenn euch das jemand vor zehn jahren prophezeit hätte?
SNOOPY: Es ist natürlich ein absolut geiles Gefühl, soviel ist schon mal klar! Und wenn uns das damals jemand prophezeit hätte, dann hätte wir es nicht geglaubt. Tatsache ist aber auch, dass man auch oder gerade vor diesen Bands richtig Gas geben muss, um zu bestehen und ernst genommen zu werden. Und um das Ganze noch etwas zu relativieren: Es ist unbestritten ein innerer Vorbeimarsch, mit diesen Szenegröße zusammen zu zocken, aber es macht uns auch mindestens genau so viel Spaß, wenn wir mit befreundeten Bands wie Dritte Wahl, Mainpoint, Tricky Lobsters oder Barcode zusammen spielen. Das ist Fakt!

 

0381-MAGAZIN: Wenn man im Jahr so viele Auftritte spielt wie ihr, ist es dann noch etwas Besonderes, vor Rostocker Publikum zu zocken?
SNOOPY: Ja, es ist immer was Besonderes, zu Hause zu spielen. Wir sind auch immer entsprechend nervös. Das mag zunächst komisch klingen, weil ja zu Hause auch immer viele Freunde und Bekannte zu den Konzerten kommen, vor denen man eigentlich nicht unbedingt Lampenfieber haben muss, aber letztendlich sind das ja auch immer unsere schärfsten Kritiker und da muss natürlich alles auf den Punkt sitzen! Man sagt ja auch, der Prophet gilt im eigenen Land nichts, demnach müssten wir uns zu Hause besonders Mühe geben, aber eigentlich geben wir bei jeder Show 100 Prozent! Ich kann es wirklich nicht genau sagen warum, aber irgendwie ist es zu Hause besonders aufregend. Selbiges bestätigte mir übrigens auch Gunnar von Dritte Wahl vor ein paar Jahren. Er hatte genauso keine eindeutige Erklärung dafür.

 

 

0381-MAGAZIN: Eure Texte sind oft sozialkritisch. Was stimmt nicht an der Gesellschaft, in der wir leben?
SNOOPY: Da gibt es ja jede Menge Missstände und soziale Ungerechtigkeiten, angefangen mit der immer stärkeren Polarisierung zwischen arm und reich, dem Terrorismus und den Kriegen überall in der Welt oder der ständig wachsenden Arbeitslosigkeit. Das sind Dinge, die nicht nur unsauffallen und ankotzen, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellen, was es zu lösen gilt, wie ich finde! Immer nur weggucken geht eben einfach nicht und wir versuchen mit unseren Texten in gewisser Weise Denkanstöße zu geben. Jede Revolution beginnt zunächst in den Köpfen der Menschen und setzt ein gewisses Verständnis und soziales Engagement voraus.

 

 

0381-MAGAZIN: Bei euch sind die Aufgaben nicht nur musikalisch klar verteilt. Einer kümmert sich um das Management und fährt hin, der zweite fährt zurück, der dritte betreut die Internetseite und der vierte nimmt sich dem Merchandising an. Das hört sich fast wie eine Firma an und nicht wie eine Gruppe von Musikern. Braucht es dieses Maß an Organisation in einer Band?
SNOOPY: Ein gesundes Maß an Organisation gehört auf jeden Fall dazu, um das ganze Projekt noch weiter nach vorne zu bringen. Ich denke, wenn jeder eine bestimmte Aufgabe neben der Musik in der Band übernimmt, fühlt sich jeder auch besser in das Geschehen involviert, kann sich außerdem besser mit der Band identifizieren und weiß mögliche Erfolge, egal wie groß sie sind, besser zu schätzen. Es ist in jedem Fall ein Stück harte Arbeit, was neben dem „gemeinsamen Musizieren" noch alles zu organisieren ist, alleine, um mal aus dem Proberaum raus zu kommen und live zu spielen. Das weiß jeder, der selber Musik macht.

 

0381-MAGAZIN: Könnt ihr von der Musik leben oder habt ihr nebenbei alle noch „bürgerliche Berufe“?
SNOOPY: Nein, zum Leben reicht es leider noch nicht, aber wir arbeiten daran! Wir haben alle noch bürgerliche Jobs. Ronny arbeitet in einem Elektrofachgeschäft, Botte ist Saftschubser in einer Bar, Kai ist Hausmann und Musiker und ich arbeite als Booker in einer Konzertagentur und als Gitarrenlehrer.

 

 

0381-MAGAZIN: Vielen Dank für das Interview!
SNOOPY: Vielen Dank auch von uns.