Man stelle sich vor: Es sind Wahlen und alle gehen hin! Gibt’s nicht? Stimmt!
Am 7. Juni steht der erste große Wahltag des Jahres an. Die Rostocker Bürger entscheiden an diesem Tag über die Zusammensetzung der Bürgerschaft und über die Kandidaten für´s Europaparlament. Machen wir uns nix vor – diese Wahlen haben das Zeug zum Straßenfeger. Bei den letzten Bürgerschaftswahlen waren ca. 170.000 Rostocker aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. An dieser Zahl wird sich wahrscheinlich nicht viel geändert haben. Beeindruckend ist auch die Anzahl derjenigen, die diesem Aufruf gefolgt sind: bei den letzten Wahlen zur Bürgerschaft waren gerade mal so 70.000 Rostocker dabei. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von etwa 40 Prozent!
Nicht gerade eine sensationelle Quote, doch bevor Herrn Methling vor Stolz die Brust platzt: als er die OB-Wahlen für sich entschied, waren auch nicht mehr Menschen an den Urnen.
Der Wille der Rostocker an der politischen Gestaltung ihrer Stadt mitzuwirken, scheint nur rudimentär entwickelt zu sein. Der anhaltende Dissenz zwischen Bürgermeister und Bürgerschaft auf fast allen Gebieten ist zwar ermüdend, taugt aber eigentlich nicht zur Begründung des Desinteresses der Bürger. Sollten wir nicht versuchen, die Bürgerschaft zu stärken und so Stadtoberhaupt und -parlament den Auftrag erteilen, die anstehenden Aufgaben konstruktiv und gemeinsam anzugehen!?
Klar dominiert die Diskussion um den Abbau des Rostocker Schuldenberges, aber nicht nur auf die Lösungsansätze für dieses Problem sollten wir achten. Interessieren sollte uns auch, wie die Entwicklung voran gehen soll. Gibt es z.B. noch Pläne zur Erschließung des Stadthafens bis zum Auslaufen der EU-Städtebauförderung? Was passiert mit Stadtteilen wie Schmarl, Dierkow und Toitenwinkel, für die in den nächsten Jahren ein neues Konzept entwickelt werden muss? Wie will die Stadt in Zukunft mit gemeinnützigen Vereinen und Kulturträgern zusammenarbeiten? Wie wird der Wirtschaftsstandort Rostock gestärkt?
Wir wollten herausfinden, wer in der Bürgerschaft wofür steht und haben deshalb die Parteien befragt. Macht euch selbst ein Bild und geht wählen! Denn letztlich hat jede Stadt die „Regierigen“, die sie verdient.
Christian Rutsatz
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