Stefan Hein ist Pressesprecher der Wählergruppe FÜR Rostock – Pro OB und tritt für den Wahlbereich Kröpeliner-Tor-Vorstadt, Stadtmitte, Brinckmansdorf an.
0381: Rostock ist hoffnungslos überschuldet. Ist es sinnvoll das
Tafelsilber der Stadt (Stadtwerke, Kliniken, kommunale Wohnungen) zu
verkaufen, um diese Schulden in den Griff zu bekommen?
Hein: Unser Ziel ist die schnellstmögliche Tilgung der Schulden. Durch den Verkauf von nur 10 % des städtischen Gesamtvermögens bekommt die Stadt Handlungsspielraum in Millionenhöhe und spart Zinszahlungen von derzeit 30.000 Euro täglich. Die Altschulden von 220 Millionen Euro können nur so seriös beseitigt werden.
0381: Wofür sollte das Geld aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung in Rostock vor allem genutzt werden?
Hein: Die Konjunkturmittel müssen vorrangig Kindergärten, Schulen, Sporthallen und Jugendeinrichtungen zugute kommen.
0381: Viele Rostocker schauen mit großer Frustration auf die vergangenen Konflikte zwischen Bürgerschaft, OB und den Mitgliedern untereinander. Die gegenseitigen Blockaden haben verhindert, dass die dringenden Probleme der Stadt angegangen bzw. gelöst werden konnten. Wie kann dies in Zukunft verhindert werden?
Hein: Die Blockaden im Rathaus müssen ein Ende haben. Fast 60 % der Rostocker haben den OB gewählt. Der Wählerwille sollte auch respektiert werden. Parteienzank ist hierbei fehl am Platz.
Tatsächlich hat der OB in seiner bisherigen Amtszeit sehr viele gute Vorschläge gemacht, die jedoch durch die Fraktionssprecher und damit auch in der Presse oft verdreht wurden. Seine Ansichten sind oft gut für die Stadt, deswegen unterstützen wir sie.
0381: Die Stadt betont gern ihr großes Angebot an Kultur und Freizeitaktivitäten. Besonders die freien Träger für Kultur oder Jugendarbeit müssen aber jedes Jahr erneut um ihr Überleben kämpfen, da die finanzielle Unterstützung durch die Stadt rückläufig ist. Wie geht das zusammen?
Hein: Die freien Träger und Initiativen sind für das kulturelle und soziale Leben in Rostock enorm wichtig. Ganz klar ist die Hansestadt in der Pflicht, das vielfältige Angebot auch finanziell zu unterstützen. Darum muss das vorhandene Vermögen gezielt zur Entwicklung der Stadt eingesetzt werden. Rostock zahlt täglich 30.000 Euro Zinslast – dieses Geld wäre in Kultur und Jugendarbeit besser angelegt.
0381: Was soll mit dem maroden Volkstheater passieren? Sanieren, neu bauen, schließen?
Hein: Wir möchten Rostock bis 2018 zur Kulturstadt entwickeln. Dazu gehört auch endlich ein Theaterneubau. Vielleicht schaffen wir es sogar, die regionalen Potentiale so zu bündeln, dass Rostock zu seiner 800-Jahrfeier das ökologischste Theaterhaus der Welt eröffnen kann.
0381: Obwohl die Einwohnerzahl Rostocks steigt, verlassen viele gut
ausgebildete Menschen nach Uni oder Lehre die Stadt, weil sie hier in
der Region keine berufliche Perspektive haben. Wie kann die Abwanderung
von qualifizierten jungen Leuten verhindert werden?
Hein: Rostock hat als maritimer und touristischer Standort und als traditionsreiche Universitätsstadt einen guten Ruf. Die Ansiedlung von Firmen, z.B. aus diesen Bereichen oder der Umwelt-Technologie, muss gefördert werden. Hilfen für Unternehmensgründer sind aktiver zu gestaltet und die Gewerbesteuern sollten gesenkt werden. Wir müssen die Beziehungen zu Skandinavien und dem Baltikum ausbauen, damit sich weitere positive wirtschaftliche Konsequenzen ergeben.
0381: Viele ausländische Mitbürger, Gaststudenten und auch der Rektor
der Uni Wolfgang Schareck kritisieren, dass die Stadt zu wenig für die
Integration von Ausländern tut. Sie fühlen sich wenig willkommen.
Zugleich steigt die Ausländerfeindlichkeit besonders bei Jugendlichen.
Was muss in dieser Hinsicht getan werden?
Hein: In einer modernen, weltoffenen und hanseatisch geprägten Stadt sind kulturelle Vielfalt und Toleranz eine Selbstverständlichkeit. Die Integration von Ausländern muss vor allem im Alltag gelebt werden. Dazu sind von der Stadt entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, indem kulturelle Initiativen, Bildungsträger, Sportvereine usw. konsequent gefördert werden, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzen.
Birke Scheffler
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