Pyranja Kolumne
Die Pyranja-Kolumne im August
Sich mit seiner Altersvorsorge auseinander zu setzen, war für mich immer das ultimative Zeichen für den letzten Schritt auf dem komplizierten und undankbaren Weg ins Leben eines erwachsenen Bundesbürgers. Mir fällt es ja schon schwer, mich gedanklich in die nächste Woche hinein zu versetzen, woher soll ich denn dann bitte schön heute schon wissen, was mich in dreißig, vierzig Jahren erwartet? Und wenn man artig von Tag zu Tag sein Leben genießt, warum soll es sich dann irgendwann gegen einen wenden? Und wenn man sowieso keinen Einfluß auf den Lauf der Dinge und den Gang der Geschichte und die unverhersehbaren menschlichen Fehltritte im Lauf der Evolution hat, wie soll man sich dann bitte ernsthaft gegen alles und jedes Mögliche absichern? Und wenn man wie ich schon in jungen Jahren wiederholte Währungsreformen und Geldentwertungen mitbekommen hat, woher soll man dann überhaupt das nötige Vertrauen nehmen in die für mich abolut rätselhafte und megadubiose Finanzwelt? Ein Berater muss her, besser noch: viele, viele Berater, so von wegen Objektivität und so. Ich finde mich also an diversen Schreibtischen gegenüber diversen Geld- und Systemverstehern wieder, die mir als quasi einzige Gemeinsamkeit immer wieder das nahende Ende meiner rosigen Zukunft prognostizieren und mir mit besorgtem Gesichtsausdruck von ihren alles errettenden Finanzprodukten vorschwärmen. Egal ob Riester oder Rürupp, ob Bausparen, Sparbuch oder so genannte vermögenswirksame Leistungen, Arbeitsunfähigkeits-, Unfall- oder Lebensversicherung – ich nicke pflichtbewußt, verstehe aber gerademal Bahnhof, wenn überhaupt. Und wer kann eigentlich guten Gewissens garantieren, dass die ganzen kleingedruckten Verordnungen, Erlasse, Beschlüsse und Gesetze eigentlich auch noch gelten, wenn meine Haare einmal grau und meine Musik erst so richtig Old Skool ist? Was bleibt einem wirklich, was hat dauerhaften Bestand in einer sich ständig verändernden Gesellschaft, einer wachsenden, sich immer wieder neu erfindenden Kulturgeschichte und von Wandel und Chäääänge dominierten Welt? Diese superprofessionellen Berater hatten darauf natürlich keine Antwort. Es sei alles absolut sicher und super rentabel und man wäre ja blöd, wenn man nicht sofort unterschreibt und dann noch bitte die zusätzliche Zusatzversicherung, nur für den Fall der Fälle, denn eigentlich weiß man ja nie. Politik der Angst für die Massen. Man müsste, man sollte, man könnte, Hauptsache man sichere sich ab. Gab es das in dieser extremen Form früher eigentlich auch? Wie sieht es in anderen Ländern aus? Geht ihr im Ernst davon aus, dass mit 67 plötzlich Schluß ist mir Hustlen und sich Sorgen machen? Ich für meinen Teil stecke die am Monatsende übrig gebliebenen Cent-Stücke von nun an nur noch in meine Sparsocke und plane schon mal eine Großfamilie, die mich im Alter durch mein Rentendasein füttert… Das hat in den Generationen vor uns ja schließlich auch bestens hingehauen.
Eure Pü
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