Auf einem der größten Serverdienste zur Erstellung von Ranglisten über den Zugriff auf Internetseiten
(Alexa Internet), wo sich in den "Top 10" milliardenschwere Dienste wie "google.de", "ebay.de" und "youtube.com" mit Wikipedia und StudiVZ die Klinke in die Hand drücken und sich "youporn.com" mit "spiegel.de" um Platz 14 balgt, ist die Foto-Community lediglich auf Rang 38 gelistet. Dies sowohl für Deutschland als auch international. Dieses Ergebnis verwundert, zumindest weltweit, ein wenig. Zwar ist der Datenverkehr der anderen Seiten mit Sicherheit höher. Dennoch gilt Flickr mit seinen, eigenen Angaben zu Folge, über 20 Mio. registrierten Nutzern als Paradebeispiel für den so genannten citizen journalism. Es dauert regelmäßig kaum ein paar Stunden bis, nach einem Großereignis, einer Katastrophe oder einer Hochzeit, die ganze Welt an den Fotos der Benutzer teilhaben kann.
Genauso verhielt es sich dann auch mit den Protesten gegen den G8-Gipfel im letzten Jahr. War man tagsüber mit der Sorge um das eigene Wohlergehen bemüht, also mit arbeiten und studieren, konnte man sich am Abend die Fotos derer, die sich der Weltrettung verschrieben haben ansehen und sich so, zusätzlich zu den Nachrichten, ein quasi persönliches Bild der Lage in und um Rostock machen. Wer sich dies im Nachhinein noch einmal zuführen möchte, dem seien die Bilder von Philippe Leroyer ans Herz gelegt.
Wer jedoch genug hat von Bildern des Polizeiunterdrückten Rostock und auch die platt getretenen Felder in der Umgebung der Hansestadt nicht mehr sehen mag, der kann aufatmen. Einigen Hobbyfotografen wie 'malte2005' und so genannten Pro Accounts, welche sich für 2 US-Dollar im Monat die Freiheit erkaufen, Flickr unbegrenzt zu nutzen, wie 'lichtmaedel', '**maurice**' oder 'mary04', haben die Bilder der Gipfelproteste von den vorderen Rängen verdrängen können. Somit ist es nach Monaten gelungen, wieder die schönen Seiten dieser Stadt und ihrer Umgebung hervorzuheben. Wer möchte kann es sich natürlich auch einfacher machen und in der erweiterten Suche durch Ausschluss des 'Tags' G8 die rund sechstausend Fotos davon schon von vornherein ausblenden.
Auch für Suchmuffel, mittlerweile ist auch eine Kamerasuchfunktion verfügbar, ist bei Flickr gesorgt. Möchte man sich nur Bilder eines bestimmten Themas, einer bestimmten Gegend oder eines bestimmten Fotografen ansehen, kann man die Möglichkeiten des sozialen Netzwerkes von Flickr nutzen. Dazu gehören neben der Erstellung von Profilen und dem Verlinken mit Freunden und Bekannten auch die Eintrittsmöglichkeit in diverse Gruppen und das Anlegen von Favoriten. Nicht unerwähnt dürfen dabei natürlich die Gruppen rund um Rostock bleiben. Klar, dass die Rostock-Gruppe erster Anlaufpunkt ist. Vor bald 3 Jahren gegründet, haben die 63 Mitglieder schon über 500 Fotos zusammengetragen. Aber auch in der Mecklenburg-Vorpommern-Gruppe kann man sich in 2.500 Impressionen verlieren. Wer sich nicht für die Fotografen interessiert und nur schmökern will, dem sei das Places-Projekt empfohlen. Places sind dabei Orte auf der ganzen Welt, an denen Fotos gemacht wurden und mit denen die User dann diese Bilder getaggt haben und das Projekt stellt in zufälliger Auswahl diese Orte vor.
Aber was sind 'Tags' eigentlich? Einfach gesagt sind es Schlagwörter, die der Fotograf selbst seinen Bildern zufügt. So wird es möglich, bei konkreten Bildersuchen eben die zu finden, die man will. Der aktuelle Trend bewegt sich in Richtung Geotags. Dabei werden nicht nur Schlagwörter dem Bild zugeordnet, sondern auch gleich die Koordinaten, an denen es entstanden ist. Am besten zu sehen ist das an der 'M/S Stubnitz', der auch eine Gruppe gewidmet ist. Durch die verschiedenen Ausfahrten des Schiffes sind von ihm Bilder in Amsterdam, Hamburg, Kopenhagen und natürlich Rostock entstanden. Da diese mit Geotags versehen wurden kann man auf der Weltkarte sehen, wo welches Bild entstanden ist. Es gibt mittlerweile Flickr-Nutzer, die so ihre Rundreisen anhand der Bilder darstellen. Aber auch die Industrie zieht nach und rüstet immer mehr Kameras mit GPS-Geräten aus, um die Koordinaten sofort und exakt mit dem Bild zu verbinden.
Andere Flickr-Fans nutzen das 'open source'-Prinzip der Seite und basteln an verschieden Ansichtsmöglichkeiten für das Portal. Bisher am besten gelungen ist dies mit www.flickrvision.com. Man kann sich sozusagen live ansehen, welche Bilder, wo und von wem hoch geladen werden.
Doch nun genug der Tipps. Geht raus, macht Bilder und habt Spaß. Oder, wie ein Kamerahersteller für sein populärstes Produkt geworben hatte: "Komm spielen…!".
Von RENALDO DETTLOF