Pyranja Kolumne
Neues Jahr, neues Glück?
Jan 07
Neues Jahr, neues Glück? Neues Leben auf Knopfdruck? Wieso braucht man
eigentlich ein ganz bestimmtes Datum um sich vorzunehmen etwas
verändern zu wollen? Warum reicht dafür nicht ein einziger Moment?
Irgendwann? Zwischendurch? In wie vielen Silvesternächten hat man sich
Jahr für Jahr die gleichen Dinge gewünscht, nur um spätestens in der
dritten Januar Woche zu resignieren und einzusehen, das ein Kalender
allein leider auch nicht ausreicht, um sich und seinen Charakter im
Handumdrehen umzukrempeln? Naivität als Wunderwaffe gegen die
Wirklichkeit? Oder gehört es ganz einfach dazu, weil alle es tun? Eine
alljährlich inszenierte Massen-Transformierung um Punkt Null Uhr: Reset
und Neustart, mit dem immer wieder gleichen Programm. Hey, wir sind gut
drauf und dürfen alle 365 Tage mal gepflegt ausflippen! Erst saufen wir
uns die Birne weg und schicken ein paar Knaller in den Himmel, dann
werden wir alle zusammen melancholisch und nehmen uns ganz fest
irgendetwas vor. Doch wenn früher immer alles besser war, warum muss
man sich dann überhaupt soviel für die Zukunft wünschen? Und woher
kommt diese Besessenheit auf Neues ohne die Vergangenheit loslassen zu
können? Für einen Neuanfang, muss man das Alte beenden. Was auch immer
das sein mag: das alte Denken und alte Einstellungen, die alte Faulheit
und Unsportlichkeit, eine alte Beziehung, das alte Essverhalten, was
auch immer! Vielleicht wird Silvester ja auch völlig überbewertet, denn
der sich regelmäßig wiederholende Jahresbeginn war schon immer ein
Anfang unzähliger gecancelter Träume. Wie fühlt es sich wohl an, wenn
man doppelt so viele Silvester erlebt hat, wie die, die man jetzt schon
hinter sich hat? Wünscht man sich dann weniger oder nimmt sich
überhaupt gar nichts mehr vor? Resignation als Treibstoff für
Realismus? Obwohl jedem klar sein sollte, was eigentlich alle wissen.
Life is Change in Progress, das heißt die kontinuierliche Verbessung in
welchem Feld auch immer ist ein Prozess und die Silvesterfeierei damit
nur ein alljährlicher Modifkationsversuch gegen das Hinabgleiten an der
Abwärtspirale der Werte unserer eingezäunten, staubfreien
Wegwerfgesellschaft. Auf das kollektive Besäufnis in der letzten
Dezembernacht folgt am Morgen danach dann zusammen mit den pochenden
Schmerzen im gefährlich wattigen Hinterkopf die Erkenntnis, dass echte
Veränderung nur von innen und aus einem selbst heraus möglich ist. Und
dafür brauche ich kein Bleigiessen, keinen Sekt, keine Partyexzesse und
kein glitzernd-buntes Feuerwerk, auch wenn es noch so schön ist. Denn
um seine Träume wahr zu machen, muss man manchmal einfach nur seinem
Bauchgefühl folgen und zweifelsfrei von Herzen ganz fest daran glauben,
dass alles genauso klappt, wie man es will. Das hört sich zwar total
kitschig an, aber es funktioniert. (Und das an jedem beliebigen Tag im
Jahr, nicht nur in der Silvesternacht...)
Keep on rockin' in 2007!!!
Pyranja
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