Pyranja Kolumne
Pyranja im November 2010
Was genau feiert man eigentlich am Totensonntag? Und warum überhaupt? Spulen wir mal knapp 200 Jahre zurück, da ordente König Friedrich Wilhelm III von Preußen im Jahr 1816 nämlich an, den letzten Sonntag im Kirchenjahr als allgemeinen Feiertag zur Erinnerung an die Verstorbenen zu begehen. Und da das Kirchenjahr offiziell am 1. Advent beginnt, kommt für den Christkönigstag / Ewigkeitssonntag / Sonntag vom jüngsten Gericht oder auch Christkönigsfest halt nur der letzte Sonntag der Woche im November in Frage. Viele Menschen gehen an diesem Tag auf den geschmückten Friedhof, zünden Kerzen an und gedenken ihrer verstorbenen Angehörigen. In Mexico am Día de Muertos feiert man Ende Oktober oft ganze drei Tage lang buntlaute Volkfeste zwischen den steinernen Särgen. Das berühmte Songzitat "sollen tanzen auch auf Gräbern" (Westernhagen) nimmt man da halt wirklich wortwörtlich, quasi feiern für die Unsterblichkeit. Das funktioniert in einigen Fällen aber auch nach der Devise: live fast - die young - become a legend. Blöd nur (bzw. eigentlich ganz gut - je nach Perspektive), dass zumindest die letzten beiden Punkte nicht wirklich planbar sind, es sei denn man gibt sich selbst die Kugel wie Nirvana Frontmann Kurt Cobain (†27), der sich damit heroisch in den Klub27 einreihen darf, neben Künstlern wie Jimi Hendrix, Jim Morrison und Janis Joplin, die alle im gleichen Alter beerdigt wurden. Tupac (†25) und Notorious B.I.G. (†24) wurden nicht mal so alt, sie starben aber genau wie John F. Kennedy (†46) und John Lennon (†40) durch Einsatz von Waffen. Buddy Holly und Aaliyah verbindet nicht nur ihr Sterbealter (†22) sondern auch die Todesursache: Flugzeugabsturz. Und genauso wie Lady Di (†36), Falco (†40) und Lisa "Left Eye" Lopes von TLC (†31), tat auch James Dean (†24) seinen letzten Atemzug in einem Auto, letzterer zumindest in einem Porsche, immerhin. Und was haben Mozart (†35), Frédéric Chopin (†39) und Bob Marley (†36) gemeinsam? Glasklar: Ihre Liebe zur Musik und das Nichtfeiern ihres 40ten Geburtstages. River Phoenix (†23) und Heath Ledger (†28) haben beide noch nicht mal ihren Dreißigsten erlebt. Und das die Wirkung von Tabletten und Medikamenten nicht unterschätzt werden darf, bewiesen bekanntermaßen die Obduktionen von Marilyn Monroe (†36), Elvis Presley (†42) und dem Rapper Pimp C von UGK (†32). Da wird man fast dazu verleitet sozusagen "klassische" Todesursachen wie beispielsweise die Autoimmunkrankheit Lupus von HipHopProduzenten JDilla (†32), die Lungenentzündung des durch Aids geschwächten Sängers von Queen Freddie Mercury (†45) und selbst den Strick um den Hals von INXS Frontman Michael Hutchence (†37) irgendwie zu romantisieren. Da hat Michael Jackson ja fast schon ein biblisches Alter erreicht (†50). Zum Glück bin ich kein Star und darf mir offiziell vornehmen mindestens 100 zu werden - bis dahin müssen sie halt ohne mich am Totensonntag im Rockstarhimmel jammen. R.I.P.
Eure Pü
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