Professionelles Stubenhocken wird von zukunftsgeilen Trendforschern seit den 80er Jahren gerne mal als Cocooning bezeichnet – quasi die große Kunst des sich Einlullens in den eigenen Privatsphärenmuff. Wobei ich persönlich eigentlich eher davon ausgehe, dass selbst Ötzi schon lieber am Höhlenfeuer gechillt hat, als schlotternd in unterkühlten Felsspalten zu hocken und auf vorbeiziehende Mammuts zu hoffen. Je mehr Chaos-, Crash- und Horrormeldungen uns durch die Flatscreens und Newsportale täglich verunsichern, desto sicherer wird die Falltür zu den eigenen, heiligen vier Wänden verbarikadiert, die Systemkrise läßt man höchstens werktags zwischen acht und sechszehn Uhr an sich ran, wenn überhaupt. Wobei die Nestwärmenrelevanz tendenziell mit den Jahreszeiten und der Füllhöhe des Geldbeutels variiert: je kälter der Wind weht, desto heißer die Heizung und wenn man schon keine Monetos hat, dann darf man sich wenigstens Langeweile in ausgebeulten Jogginghosen auf der Wellnesscouch leisten. Zur Not verabredet man sich halt irgendwo im Cyberspace, sofern die Abschottungstaktiken mit Einsamkeitsalüren zurückschlagen. Rettenderweise haben sich inzwischen ja schon ganze Industriezweige auf den glückseeligen Gemütlichkeitsflash spezialisiert, so dass man nicht nur sein Badezimmer zum ayurvedischen Wohlfühlpalast ausbauen kann, wobei einen die Salzkristallampen per Duftkerzenaromatherapie dann immer wieder in die richtige lethargische Grundstimmung zurück harmonisieren dürfen. Auch die Sofalandschaften laden dank Magnetfeldresonanz-Decken und unzähligen Wohlfühl-Totems immer wieder zur zentrierten Ignoranz des Weltgeschehens ein. Auf kollektiver Flucht vor der allgegenwertigen Zivilgesellschaft relaxt der moderne Öffentlichkeitsverweigerer zeitgemäß mit Hausmannskost und Probiotikdrink, man will ja gesund bleiben, wenn man sich schon selbst einsperrt. Und während man sich auf der My-Home-is-my-Castle-Fußmatte die Wohlfühlsöckchen abstaubt, darf man dann ab und zu auch mal heimlich von der nächsten Weltumsegelung träumen, die in keinem cosmopolitischen Lebenslauf fehlen darf – zumindest wenn es nach den Trendforschern geht.
Eure Pü