Umland
Kreative Vielfalt in einer Art Villa Kunterbunt – der Kunsthof
Nein, sie gehen nicht rückwärts, mit einem Bein auf dem Bürgersteig und mit dem anderen im Rinnstein, die Künstler des Kunsthofes. Aber ein wenig anders und umso sympathischer, wie die kleine Pippi mit den langen Strümpfen, scheinen die Künstler dennoch zu sein. Zumindest kommt einem dieser Gedanke, wenn man beispielweise das Bild mit dem riesigen Holzfisch und dem blauen Plastebesteck* daneben betrachtet.
Der Kunsthof in Bad Doberan feierte jüngst sein 1-jähriges Bestehen. In ihm findet sich ein buntes Sammelsurium an handgefertigten Dingen, die schon beim Betrachten Freude bereiten. Schmuck, Leder-Täschchen, Keramik, Filzarbeiten, Bilder oder Holzarbeiten – die gesamte Bandbreite des regionalen Kunsthandwerkes ist vertreten. Und man muss wirklich sagen, dass fast alle Ausstellungsstücke finanziell im Rahmen einer schönen Anschaffung liegen und sie zudem wirklich alltagstauglich sind. Künstlerische Gebrauchsgegenstände sozusagen.
Das Konzept ist recht simpel. Insgesamt 14 Künstler, die allesamt aus Mecklenburg kommen, präsentieren in dem großen schönen Raum eine Auswahl ihrer Objekte. Die meisten kommen aus dem näheren Umfeld von Bad Doberan und es sind sogar zwei Männer unter ihnen. Für die Künstler, die in den Vorjahren schon im Yachthafen von Kühlungsborn in der Künstlerbotschaft ansässig waren, ist der Hof eine gute Alternative, wenn sie nicht jeden Tag auf dem Markt stehen wollen. Viele machen das natürlich trotzdem, andere haben in ihrem Handwerk nur einen Ausgleich zu ihrem Job gefunden. Alles ist erlaubt und jeder ist willkommen, in Bad Doberan dabei zu sein. Die Raummiete und einige organisatorische Dinge werden geteilt und das scheint sehr gut zu funktionieren. "Sogar im strengen Winter kamen viele Besucher vorbei. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass die Touristen aus NRW und Berlin uns noch eher finden, als die Einheimischen", merkt Initiatorin Andrea Oswald lächelnd an. "Wir sind hier zwar in einem Hinterhof, aber vorne bei der Einfahrt hängt ein großes Banner, welches man vom ganzen Markt aus sehen kann." Die Öffnungszeiten sind recht übersichtlich, denn von Mittwoch mit Freitag öffnet man zwischen 12 und 18 Uhr seine Tore. Am Samstag ist dann der ein oder andere Künstler auch einmal persönlich anzutreffen. Gedacht ist eigentlich, dass der Samstag jeweils einem Künstler dient, sich etwas genauer vorzustellen. Die Nachbarschaft für die "kleine Kunst", wie Frau Oswald den Hof selbst nennt, ist gut gewählt. Nebenan wird durch Herbert Malchow die "große Kunst" gemacht. Einmal im Jahr macht der Kunsthof einen kleinen Ausflug zur Zappanale. Im August wird der Raum dann für eine Ausstellung dieser Veranstaltung genutzt und die Künstler packen die Gelegenheit beim Schopfe, ihre Arbeiten unters Volk zu bringen. Grundsätzlich werden immer Künstler gesucht, die sich noch beteiligen wollen. Ab und an verlässt jemand die Gruppe und dann sind Ausstellungsplätze frei. Im neu gebauten Haus sind ebenfalls noch Räume frei, in denen sich Künstler z.B. mit eigenen Ateliers niederlassen könnten. Beim vorweihnachtlichen und gemütlichen Cityfest, am 11. Dezember in der Mollistraße, wird natürlich auch im Kunsthof gefeiert. Unter Fackelbeleuchtung kann hier sicherlich auch das ein oder andere Schmuckstück noch seinen Weg unter den Weihnachtsbaum finden.
Zu den Ausstellern gehören unter anderem: Angela Paulus, die lustigen Schmuck aus der südamerikanischen Tagua-Nuss fertigt; Uta Ehlers, die wundervoll schlichte Schwarz-Weiß-Zeichnungen anfertigt und auch Kinderbücher illustriert; Susanne Kühn, die esoterisch angehauchte Spachtelbilder malt und auch sonst viele Naturmaterialien für ihre Kunst verwendet; Reinhild Gottschalch, die wunderbar filigrane Seidenüberwürfe bemalt – und zwar schon über 30 Jahre lang; Katharina Schüßler, die unter anderem lustige Raben aus Keramik fertigt; und auch Andrea Oswald frönt der Kunst des Schmuckdesigns, wenn sie ihre Silberanhänger hämmert, graviert oder mit Halbedelsteinen versieht.
"Wir ergänzen uns wirklich gut und freuen uns, wenn wir mehr werden. Im Sommer wollen wir dann auch den Hof draußen besser nutzen und vielleicht können wir sogar ein kleines Café eröffnen", sagt Frau Oswald freundlich. Die Informationsquelle für alle Neugierigen ist: www.kunsthof-mv.de
*Sollten Sie anders soziologisiert worden sein als ich, dann denken Sie sich bitte hier das Wort Plastikbesteck.
Gesine Schuer
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