Musik aus MV
Feine Sahne Fischfilet
Seit einem Jahr machen Feine Sahne Fischfilet in Mecklenburg und Vorpommern von sich hören. Die ungewöhnliche Kombination von Punk mit einer Bläsersektion hat die Wahlrostocker schon auf eine Balkantour geführt. Jetzt haben sie ihr zweites Album "Wut im Bauch, Trauer im Herzen" veröffentlicht.
0381-MAGAZIN: Wer sind eigentlich Feine Sahne Fischfilet?
FSF: Das ist gar nicht so einfach abzugrenzen, denn Feine Sahne Fischfilet besteht aus ganz vielen Menschen. Da sind zum einen 5-6 Leute, die versuchen, musikalisch was auf die Reihe zu bekommen und zum anderen sind da eine Menge Freundinnen und Freunde ohne deren Hilfe, Tat und Kritik wir nicht im Ansatz das machen könnten, was wir gerade tun. Das fängt bei unserem Label Diffidati Records an, das uns bei 1000 Sachen hilft und hört bei Menschen auf, die uns ihr Auto für Touren nach Südosteuropa leihen.
0381-MAGAZIN: Wie habt ihr euch gefunden?
FSF: Im Landkreis Demmin, aus dem der Großteil der Band ursprünglich kommt, gibt es nicht wirklich viele alternative Jugendliche. Das heißt, dass sowieso jeder jeden kennt und man sich zwangsläufig über den Weg läuft.
0381-MAGAZIN: Euer Name ist einer, hinter dem man eher eine Funpunk-Band vermuten würde. Woher kommt der Name und wie verträgt sich das mit eurem politischen Anspruch?
FSF: Wir haben, ehrlich gesagt, schon öfter überlegt, uns umzubenennen. Andererseits ist es sehr amüsant, wenn die Leute auf einmal verdutzt sind, was da inhaltlich von einer Band mit so einem Namen kommt. Am symphatischsten sind die Veranstalter, die einem schreiben, dass sie bei dem Bandnamen eigentlich gar keinen Bock auf ein Konzert hatten und sich dann unsere Mucke angehört und ihre Meinung geändert haben. Aber für Vorschläge anderer cooler Bandnamen sind wir immer offen. Ich glaube, wir sind da noch nicht so eingefahren. Und wenn jemand mit einem Knüllernamen um die Ecke kommen sollte (á la Kaputt Krauts), dann freuen wir uns den Arsch ab und werden ernsthaft überlegen.
0381-MAGAZIN: Eure Musik bewegt sich irgendwo zwischen Punk und Ska – ihr selbst sagt "Punk mit Trompete" – wie kam es zu dieser Mischung?
FSF: Wir finden Punk ganz dufte und stehen auch so ein bisschen auf Ska. Aber wir haben erkannt, dass das, was wir machen, kein Ska ist und nennen es deshalb einfach "Punk mit Trompete". Es ist uns auch gar nicht so wichtig, dass wir uns dahingehend auf irgendetwas festlegen. Auf der neuen Platte "Wut im Bauch – Trauer im Herzen" hört man sicherlich auch raus, dass wir dem Hardcore nicht ganz abgeneigt sind. Aber ich denke, das unterliegt auch alles einem Prozess und vielleicht machen wir ja aus FSF irgendwann eine Elektro-Punk Combo oder reüssieren als WG bei "Mitten im Leben" auf RTL.
0381-MAGAZIN: Ihr habt neben dem musikalischen einen eindeutig politischen Anspruch. Wie sieht dieser aus und wie lebt ihr eure politische Haltung abseits der Musik?
FSF: Wie bitte? Was sollen wir neben einer 60-Stunden-Arbeitswoche, Haus, Familie und Vorgartenpflege denn noch alles tun? Mal im Ernst – das ist sehr wichtig für uns. Einige von uns engagieren sich in linken Projekten und organisieren antifaschistische Konzerte. Ich zitiere mal aus unserem Booklet: ,Das, was wir machen, ist nicht für die Galerie. Das, was wir machen, ist nicht für die Glasvitrine. Das, was wir machen, soll eine Art Werkzeug sein, um unserer Trauer und unserer Wut eine Stimme zu geben.' Antifaschismus ist für uns keine hohle Phrase. Es ist uns bewusst, dass die Neonazis, egal wie modern und bürgernah sie sich sich geben, barbarisch und menschenverachtend bleiben. Dem gilt es entgegenzuwirken!
0381-MAGAZIN: Eure Releaseparty fand in Demmin – einem Nest in Vorpommern mit zweifelhaften Ruf – statt. Warum gerade dort?
FSF: Aus dem Landkreis Demmin kommt ursprünglich ein Großteil unserer Band. Mit der Releaseparty dort haben das gemacht, was wir uns früher gewünscht hätten. Natürlich wäre es einfacher sowas in größeren Städten wie Rostock und Greifswald zu veranstalten, aber es ist wichtig, Orte wie Demmin weder den Neonazis noch der kulturellen Einöde zu überlassen. Und das ganze war mit 350 Bersuchern, überfüllten Räumen bei den Vorträgen und einer geilen Party mit vielen Freunden ein voller Erfolg.
0381-MAGAZIN: Ihr seid inzwischen nicht nur in Deutschland unterwegs sondern auch international. Wie funktioniert das mit deutschsprachigen Texten?
FSF: Januar diesen Jahres waren wir das erste Mal in Serbien unterwegs, haben viele Leute kennengelernt und konnten nun eine zweite in Südosteuropa (Serbien, Ungarn, Bosnien-Herzegowina) machen. Was uns auf der Tour wiederfuhr, ist kaum in Worte zu fassen. So viele schöne Momente, geile Konzerte, sympathische Menschen und Leute, die wir jetzt Freunde nennen – alles Dinge, von denen wir sicher noch in 20 Jahren erzählen werden. Sprachliche Barrieren werden durch Herzlichkeit überwunden und das kleine bisschen Schul-Englisch hilft einem oft weiter.
0381-MAGAZIN: Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
FSF: Im Februar und März 2011 steht eine Tour zusammen mit Riot Brigade durch Polen an. Eine weitere längere Tour für 2011 ist außerdem in Planung. Ansonsten würden wir uns für das Jahr 2011 schon darüber freuen, wenn die NPD bei den Landtagswahlen im September nicht wieder in den Landtag einzieht, wir ein einziges Mal gemeinsam mit David Hasselhoff und Willi Herren auf der Bühne stehen und wir bei der Glücksspirale die monatliche Sofortrente von 7500 Euro gewinnen!
HENDRIK MENZL
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