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Kultur

Grenzen werden nicht akzeptiert

Grenzen werden nicht akzeptiert

Dez 10

Die Kunsthalle Rostock zeigt ab sofort eine neue Ausstellung: PORTFOLIO BERLIN 01. Sie wird kuratiert vom Berliner Ausstellungsmacher Stephan Koal (38). Bis Ende März wird ganz eingängigen Fragen nachgegangen, nämlich wie viel Osten steckt in Kunst aus dem Westen, und wie viel Westen findet sich in der Kunst aus dem Osten? Sind die Grenzen noch dort sichtbar, wo sie seit zwanzig Jahren aufgehört haben zu existieren? Ein Resümee der Einheit – in Gegensätzen.

 

Die gezeigten Arbeiten in Portfolio Berlin 01 sind alle in den letzten Jahren entstanden. Sie spiegeln zwanzig Jahre existierende Einheit wider. In ihrer Gegensätzlichkeit und Diversität haben die Kunstobjekte Signalwirkung für die spezifische Berliner Situation: in einer Stadt zu arbeiten und zu leben, die immer in Bewegung ist und sich dauernd neu definiert, wenn sie sich gefunden zu haben scheint. Als wichtige kulturelle Stadt ist Berlin ein Ort für Freiraum und wartet mit wenig Zwängen auf. Die Künstler inspirieren sich in ihrer Vielzahl gegenseitig. Bei einem Rundgang durch die eigens umgestaltete Rostocker Kunsthalle wurde sofort klar, wie sich das Thema der Grenzen präsentiert.

Rundgang durch die Ausstellung

Schreitet man die großen breiten Holztreppen der Kunsthalle empor, so wird man nicht besonders herzlich von einem großen Vorhang empfangen. Er ist schwarz aber nicht richtig mächtig, denn ein wenig Licht dringt aus dem Hintergrund hindurch. In seiner leichten Art macht er neugierig und erst unmittelbar davor, wenn man ihn fast berühren kann, wird klar, aus welchem Material dieser "Vorhang" ist. Einzelne Bänder von Videokassetten wurden fein säuberlich an der Decke und am Boden befestigt, alle nebeneinander. "Gregor Hildebrandt hat drei Tage gebraucht, um das aufzubauen", sagt Koal (Foto). Das Material wirkt kühl und ist irgendwie faszinierend. Obwohl es Distanz fordert, in dem es den Blick und den Weg in den großen Raum der Kunsthalle versperrt, zieht es einen an und bewegt sich seicht, wenn man vorbei geht. Unweigerlich möchte man wissen, was für Filme auf den Bändern sind. Eigens hierfür wird den Ausstellungsbesuchern ein großes Handout ausgehändigt, auf dem diese und alle anderen Informationen zu finden sind. "Ich habe bei Portfolio 01 extra auf die kleinen Schilder mit Infos an den Kunstwerken verzichtet. Es ist oftmals albern, dass man vor einem großen Bild steht und erst einmal ganz dicht mit zusammen gekniffenen Augen heran gehen muss. Das lenkt vom Werk ab. Man kann sich einfach die Dinge hier in ihrer Rohform ansehen und dann in Ruhe nachlesen, wenn einem danach ist", sagt Kurator Koal.
Der Weg führt die Betrachter somit zunächst in die kleineren Räume, die jeweils mehrere Werke der Künstler zeigen. Für Koal war es wichtig, einen ganzen Ausschnitt der Künstler zu zeigen und nicht nur Einzelwerke. So ergeben sich einfach schöne Zusammenhänge. Einige Künstler haben Papierarbeiten, die in wenigen Tagen entstanden, aber auch Ölgemälde, die mehrere Jahre bis zur Fertigstellung benötigten. Auch aus Bildern entstandene Skulpturen sind dabei, z.B. bei Thomas Scheibitz.
Auch bei Amelie von Wulffen kehren viele Elemente in ihren Arbeiten wieder. Ihre Mutter stammt aus Böhmen und viele Bilder sind Fotografien ihres Elternhauses, die sie weiter bearbeitet. Es gibt Symbole, Aquarelle und Motive, die sich immer wieder durch die Arbeiten ziehen und über allem schwebt eine etwas ungeklärte Familiengeschichte. Alle Teile erzählen zusammen eine Geschichte. Beispielsweise auch das alte Familiensilber, welches sie auf den heimischen Teppich knallte. Selbst dieses Besteck hat sicher viel zu erzählen. Regelrecht verstörend wirkt hingegen der Fieberraum von Peggy Buth, in dem sie auf die museale Repräsentationsästhetik von nachgebildeten Wohn- und Schreibstuben historischer Persönlichkeiten anspielt. Erst nach und nach werden Brüche und die Vereinnahmung durch die Künstlerin sichtbar. Es riecht fies und die eingebaute Heizung, die normalerweise Teil der Kunsthalle ist, passt perfekt in diese Ästhetik – formal und auch physisch.
Insgesamt wird die Ausstellung immer minimalistischer und man gelangt an ihrem Ende wieder beim großen Raum an, dieses Mal auf der anderen Seite des Vorhangs. Der Saal hat Platz, um vier Künstler mit ihren Arbeiten auszustellen. An seinem Ende, neben dem Vorhang, steht ein riesiger blauer Kubus von Thomas Rentmeister. Bei dieser Pop-Art wurde die Kunst nicht auf Leinwand gebracht, sondern in Form von elf Paletten Papiertaschentüchern angeliefert. Diese sind ungeklebt an mehr als vier Tagen gestapelt worden. Sehr beeindruckend sind daneben auch die anderen Arbeiten des "Vorhang-Künstlers" Gregor Hildebrandt, die wieder nicht gleich erkennen lassen, was sie ausmacht. Viele schwarze Audio-Kassetten-Bänder wurden auf Leinwand geklebt und einige bunte Akzente sind die Anfänge und Enden der Bänder. Kindheitserinnerungen von Bandsalaten werden wach und eine kleine Ahnung davon, wie aufwändig das Erstellen gewesen sein muss.

Eine angestrebte Serie zeitgenössischer Kunst

Das Projekt Portfolio Berlin ist als Serie angelegt und soll Gegensätze und Verwandtschaften in den einzelnen Disziplinen der zeitgenössischen bildenden Kunst sichtbar machen. In der ersten Folge versammelt Stephan Koal acht international bekannte Berliner Künstler, die in dieser Kombination noch nie zu sehen waren. Sie alle sind Grenzgänger der tradierten Medien in der Kunst und brechen benannte Grenzen mit ihren Arbeiten kontinuierlich auf. Wie viel Sprengkraft beim ersten Zusammentreffen dieser singulären Positionen freigesetzt wird, zeigt die Ausstellung noch bis zum 20. März 2011. Dazu Stephan Koal: "Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem friedlichen Zusammenbruch der Systeme hat Berlin einen einzigartigen Aufschwung zum Zentrum zeitgenössischer Kunst erlebt. Inzwischen leben und arbeiten in keiner anderen Stadt Europas so viele bildende Künstler wie in Berlin. Und nicht von ungefähr entstehen gerade hier Werke, die die klassischen Gattungsgrenzen überschreiten und besonderen Wert auf Dialog und Interkontextualität legen. Die Ausstellung zeigt acht Berliner Künstler, die in den letzten zehn Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden sind, und die an der Schnittstelle zwischen Malerei und anderen Medien arbeiten. Die Strategien der gezeigten Künstler zeigen sich ganz unterschiedlich: Die Malerei öffnet sich zum Raum und wird mit anderen Medien verknüpft, oder skulpturale Elemente werden in das Tafelbild integriert. Dabei geht es nicht darum, Malerei a priori infrage zu stellen, sondern die Grenzen des Mediums zu erweitern und ihm neue Energien zuzuführen." Der gebürtige Rüganer freut sich, in der Rostocker Kunsthalle ausstellen zu können. Die Kunsthalle passt perfekt zu dieser Ausstellung. Als Koal seiner Mutter erzählte, dass er hier arbeitet, sagte sie zu ihm: "Siehst du, da war ich früher mit dir auch!" *

Norbert Bisky (oberes Bild) wurde 1970 in Leipzig geboren, ist Gastprofessor an der Haute École d’Art et de Design in Genf und lebt und arbeitet in Berlin. Seine neueste Inszenierung erzählt von Brutalität und apokalyptischen Szenarien. Auf seinen Ölgemälden zerbersten Häuser, lösen sich Gesichter auf. Davor versperren Sandsäcke und Alltagsmüll den Raum. Bisky verknüpft einschneidende biografische Erfahrungen mit der aktuellen Bilderflut von Krieg, Terror und Naturkatastrophen. (Gasthof/ 2010/ Öl/ Leinwand/ 200 x 150 cm. Galerie Crone, Berlin. Photo: Bernd Borchardt)


Amelie von Wulffen (unteres Bild) wurde 1966 in der Oberpfalz geboren, ist Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und lebt und arbeitet in Berlin. Sie entwirft mit fotografischen Überblendungen, Zeichnungen, Möbeln und Collagen eine völlig eigenständige, biografisch geprägte Bilderwelt. Sie kombiniert Ansichten des Elternhauses mit gemalten Dekors, die an das dortige Mobiliar erinnern, sowie mit Arbeiten eines Künstlerfreundes der Familie, die auf beklemmende historische Verwicklungen verweisen. Anhand der verwendeten Motive und angenommenen Malweisen, wird eine eigenwillige und spezifisch deutsche Malereigeschichte zwischen Landschaftsaquarellen, Batik, asiatischem Ornament und Nachkriegsabstraktion erzählt. (ohne Titel/ 2008/ Retuschefarbe auf Barytabzug/ 300 x 200 cm.)

* Irgendwie passend zum Thema hat die Kunsthalle jetzt übrigens auch W-LAN!

GESINE SCHUER


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