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Horst Kruse – Auf den Spuren von Slawen und Schliemann

Horst Kruse – Auf den Spuren von Slawen und Schliemann

Jan 11

Als vor knapp anderthalb Jahrhunderten der Neubukower Heinrich Schliemann das bronzezeitliche Troja fand und ausgrub, war dies eine Sensation. Der Fund wäre natürlich auch heutzutage ein Kracher, aber da dieser sagenumwobene Ort, an dem so viele Helden der Mythologie ihr Leben aushauchten, nun mal schon entdeckt wurde, ist der Titel des größten mecklenburgischen Ausgräbers wohl für immer vergeben.

Den 1. Dezember 2010 wird Horst Kruse wohl seinen Lebtag nicht vergessen. An diesem Tag bekam der Rostocker das Bundesverdienstkreuz, oder genauer, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Jawoll!
Der Held dieser Rubrik erwarb sich seine Auszeichnung mit großer Ausdauer. Sage und schreibe mehr als 50 Jahre Anlauf nahm sich Horst Kruse, um sich seinen Orden zu verdienen. Nun ging es dem 12jährigen Horst bestimmt nicht um Orden, als er kurz nach Kriegsende sein Interesse an der eigentlich gar nicht so grauen Vorzeit entdeckte. "In diesem Alter interessierte ich mich für die Ägypter, Sumerer und Phöniker und ich wollte unbedingt dahin, um deren Spuren zu entdecken," erzählt Kruse, "da mein Lehrer dies bemerkt hatte, meinte er zu mir, dass man historische Funde auch hierzulande machen könnte. Also machte ich mich nach Unterrichtsschluss auf die Suche und fand dann wenig später hinter Barnstorf einige Scherben aus der Slawenzeit."
Nun hatte er Blut geleckt, doch Schule und Studium machten eine intensivere Beschäftigung mit der Materie in zweierlei Hinsicht erst Anfang der 60er Jahre möglich.
Zu dieser Zeit arbeitete der frisch Diplomierte beim Landwirtschaftlichen Beratungsdienst in Bad Doberan, wo er sich der Futtermittelkontrolle widmete. Diese Arbeit brachte intensive Bodenbegutachtungen mit sich, die sowohl seiner Profession als auch seinem Hobby nutzten.
Beim  Wort "Hobby" kommt Bewegung in die Augenbrauen des Preisträgers. Er zieht die Bezeichnung "Ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger", die ihm schon im Jahr 1971 aufgrund der hohen historischen Qualität seiner Funde verliehen wurde, vor.
"Meine erste retuschierte Scherbe fand ich in einer vom Regen ausgespülten Rinne. Davon gibt es unzählige. Man muss also die Augen offen haben." Ein Riecher, gesunder Menschenverstand und Bildung, sowie etwas Glück würden auch nicht schaden, fügt Kruse später hinzu. Nun ja, und wohl auch etwas Ausdauer!
"Die Beschäftigung mit der Archäologie ist
eine Freizeitbeschätigung von besonderer Qualität. Dabei geht es um Wissensermittlung. Jede Scherbe ist ein Teil des Geschichtsmosaiks," stellt er fest, "das ist etwas anderes als Briefmarken oder Zigarrenbauchbinden zu sammeln!"
Wieviele Kilometer Horst Kruse und seine Gattin bei der Suche nach Siedlungsplätzen in den vergangenen Jahrzehnten auf den Äckern unseres Landes abgeschritten haben, vermögen sie nicht  zu sagen. Allerdings streiten sie nicht ab, dass sie die Erde wohl schon mindestens einmal – nur in Mecklenburg – umrundet haben.
Die Rolle seiner Ehefrau Margot vergisst Kruse nicht zu betonen. Seine Gattin sei zwar nicht ausgezeichnet worden, wäre aber symbolisch mit am Bande, meint der humorvolle 76jährige. Seit fünf Jahrzehnten begleitet Margot Kruse ihren Mann nun schon. Durchs Leben und auf seiner Suche nach historisch Wertvollem.
Vier Kinder und 5 Enkel haben die beiden heute und vor kurzem feierten sie Goldene Hochzeit. Das "Goldene Sammeljubiläum" haben die Kruses auch schon geschafft.
Sie legen Wert darauf, dass sie ihre Funde fast vollständig auf dem Boden und nicht in selbigem gefunden haben. "Wenn man etwas ausgraben will, funktioniert dies nur im Kollektiv. Und von Kollektiven habe ich seit der DDR genug," sagt Horst Kruse und lässt offen, wie ernst ihm diese Aussage ist. Seine Frau ergänzt schnell, dass alleine zu graben keinen Zweck hätte und sie sich deshalb lieber auf offene Augen und Geduld verließen. Sehr erfolgreich haben sie dies getan. Mehr als 650 Funde wurden von den Kruses registriert. Es geht ihnen nicht um das Sammeln, sondern um Sicherung von Fundstellen und die Erhaltung des Erbes unserer Vorfahren, also die Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns. Dabei helfen mehr als 1000 Jahre alte Steinbeile und Scherben ebenso, wie aus Hirschgeweih geschnitzte Figuren, der vielleicht älteste Schlüssel des Landes oder ein 40teiliges Zinngeschirr aus dem 30jährigen Krieg.
"Meine Frau und ich führen intern eine getrennte Fundliste. Aber nur aus Spaß, "erklärt der Ausgezeichnete augenzwinkernd, "ich habe eine größere Anzahl gefunden, die Funde meiner Frau wiegen mehr." Die meisten dieser Sachen sind heute bei der Landesbehörde für Bodendenkmale in Lübsdorf gelagert. 95 Fundstellen sind bis heute dank der Kruses in die Ortschroniken des Landes aufgenommen worden. "Wir wollten immer nur hier suchen, so hat uns die fehlende Reisefreiheit damals nicht behindert. Für eine Grabungstätigkeit ins Ausland zu reisen, wäre zur DDR-Zeit nicht in Frage gekommen."
1986 gelang dem gebürtigen Wismarer Kruse sein wohl spektakulärster Fund, als seine ehrenamtliche Arbeit zum Nachweis der historischen Siedlung Reric führte. Ob letztgenanntes Ereignis den Ausschlag für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gab und wer ihn vorschlug, weiß Horst Kruse bis heute nicht.
Die Ehrung brachte nicht wenig Aufregung in den Alltag des ziemlich coolen Rentners und seiner Margot, die früher als Drogistin in der Krämerstraße arbeitete. "Als der Anruf kam, fiel ich aus allen Wolken. Danach war an Mittagsschlaf natürlich nicht mehr zu denken," schildert Horst Kruse seine Überraschung, "Die Verleihung war dann eine sehr nüchterne Veranstaltung. Herr Sellering war sehr gut vorbereitet. Das machte es natürlich angenehm. Danach waren wir mit unseren Kindern schön essen. Dabei haben die Kinder meiner Frau auch einen Verdienstorden verliehen. Den hat sie auch verdient!"
Horst Kruse sieht diese höchste Auszeichnung, die ein "Normalbürger" bekommen kann, als Würdigung seines Lebenswerkes. Und lachend fügt er hinzu: "Besonders freut es mich, dass wir den Orden für eine Beschäftigung bekommen haben, bei der wir schon des Spargelklaus bezichtigt wurden."

CHRISTIAN RUTSATZ


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