Musik aus MV
HOCHfELd
Deddy (47), Leo (21), Felix (21) und Ulf (40) sind Sänger, Drummer, Bassist und Gitarrist in der Band "HOCHfELd" und arbeiten derzeit an ihrem zweiten Album.
Dieses Mehrgenerationenhaus blickt auf eine lange Geschichte mit tiefgreifenden Umbesetzungen zurück. Sie hatten den Mut zu deutschen Texten, in Zeiten, in denen deutsche Rockmusik noch nicht "stürmerhaft" und "silbermondig" war. Und was altersmäßig nicht so recht zusammen zu passen scheint, funktioniert nach eigener Einschätzung der Band besonders gut. Große Neugier trifft bodenständige Nachdenklichkeit.
0381-Magazin: Ihr seid schon ein paar Jahre als Band unterwegs, aber es kam kürzlich zu einigen Umbesetzungen. Warum?
Ulf: Uns gibt es seit 2006. Ein Jahr später kam unser Debüt raus und 2008 spielten wir unsere ersten großen Auftritte. Diese ziemlich klare Linie durchbrach dann leider der gleichzeitige Ausstieg unseres Bassisten und unseres Schlagzeugers. Die haben sich beruflich und musikalisch umorientiert, was auch völlig in Ordnung ist. Nur war es für uns natürlich schwer, schnell neue gute Leute zu finden. Wir waren lange nicht spielfähig und haben nur ein wenig rumprobiert. Was jedoch aus der Not heraus geboren wurde, hat sich wunderbar kanalisiert.
Leo: Ich kam dann 2008 schon hinzu und unser Bassist Felix ein Jahr später. Vor allem menschlich hat es gleich sofort gut funktioniert. Und trotz des erheblichen Altersunterschieds hat es auch auf musikalischer Ebene gepasst.
0381-Magazin: Hatte das Auswirkungen auf das Arrangement?
Ulf: Ja, na klar. Früher hatten wir zudem zwei Gitarristen und waren zu fünft. Somit stellten wir zeitgleich mit dem Einspielen der neuen Bandmitglieder viele Songs um, damit sie auch zu viert noch funktionieren. Ein bisschen Angst hatten wir schon davor. Aber es kam wie so oft ganz anders, denn durch das neue Arrangement haben die Songs viel mehr Dynamik.
Leo: Seit einem Vierteljahr sind wir nun zu viert unterwegs. Die Songs sind wesentlicher geworden und haben eine professionellere Struktur. Bei unseren ersten drei Auftritten in der neuen Formation hatte ich definitiv das Gefühl, dass es mehr rockt. Wir argumentieren bei den Proben auch wirklich viel. Keiner soll irgendwas spielen, was ihm nicht gefällt. Letztlich schauen wir immer auch darauf, was dem Song dient.
0381-Magazin: Warum "HOCH" und "EL" groß in "HOCHfELd"?
Ulf: Also, das ist schon genau so geschrieben unser Corporate Design, aber eine tiefgründige Bedeutung hat es eigentlich nicht. Uns war vor allem wichtig, dass es ein deutscher Name ist, weil wir auch deutsche Musik machen.
0381-Magazin: Die Grundstimmung in euren Texten ist schon eher negativ, fast depressiv? Stimmt das und worauf ist das zurückzuführen?
Ulf: Ich denke, das kann man schon so sagen. Früher hat zwar unser Sänger die Texte geschrieben, aber mittlerweile schreibe ich auch und trotzdem ähnelt der Inhalt sich in seinem emotionalen Charakter. Wobei man schon sagen muss, dass es jetzt etwas sachlicher zugeht. In den neuen Nummern spielt beispielsweise das Thema "Zeit" eine wichtige Rolle. Die großen Dinge passieren in Deddys und meinen Augen schon eher auf der ernsten Ebene als auf der heiteren Zielgeraden.
Leo: Wir sind in unserer Band alles Freunde, was uns aber nicht davon abhält, im Proberaum auch mal Witze übereinander zu machen. Manchmal ist es mir persönlich ein wenig zu doll mit den gewichtigen Texten, aber nur im Detail und an speziellen Stellen. Sowas darf man aber bei uns gottseidank sagen und da ist auch niemand beleidigt. Am meisten lachen wir eigentlich über unsere eigene Ernsthaftigkeit.
0381-Magazin: Was schätzt ihr denn aneinander?
Ulf: Ich finde, dass Deddy als reiner Sänger eine gute Show abliefert. Er hat schließlich die Hände frei und benutzt sie auch ohne Angst. Die Ansagen sitzen und es ist nicht so trocken und langweilig. Er fährt das Schiff als Frontmann wirklich gut, mit großen Gesten. Genau richtig für meinen Geschmack. Die jungen Mitglieder sind sehr neugierig und unglaublich hungrig. Natürlich hatten wir am Anfang unsere Bedenken, ob das gut gehen kann, aber die waren schnell zerschlagen.
Leo: Mir gefällt dieses große Denken in der Band. Selbst wenn wir beispielsweise nur in einem kleinen Club spielen, wird alles genau so gehandhabt, als wenn wir auf einer riesigen Bühne stehen. Alles soll immer so gut wie möglich sein, egal ob niemand zuhört oder eben viele. Das ist ein tolles Arbeiten. Ich muss auch zugeben, dass mich diese Ruhe in der Musikalität von Ulf und Deddy beeindruckt.
0381-Magazin: Habt ihr in eurer Karriere mal einen Ratschlag bekommen, der richtig was gebracht hat?
Ulf: Als wir 2007 unser Album rausgebracht haben, da waren wir sehr engagiert und haben eifrig versucht, uns ganz viel anzulesen. Wir mussten aber schnell feststellen, dass das alles keinen Sinn macht. Man braucht wohl schon mehr Ahnung. Es freut uns natürlich, dass wir jetzt Leo in der Band haben, der ein eigenes Label besitzt und sich in dieser ganzen Marketing-Ebene ein wenig auskennt.
0381-Magazin: Wollt ihr etwas Bestimmtes erreichen mit dieser Band?
Ulf: Nein, HOCHfELd lebt von ganz viel Idealismus, wird aber trotz des großen Denkens von uns allen als Hobby betrachtet.
Leo: Wir hätten nichts gegen riesigen Erfolg, aber wir stehen im Proberaum nicht unter dem Druck, etwas machen zu müssen, was zwingend gut ankommt. Wir machen einfach, was wir gut finden.
GESINE SCHUER
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