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Der Parka

Der Parka

Okt 11

September 2011: Seit Monaten ziehen graue Regenwolken übers Firmament. Der Sommer, der keiner war, geht langsam auch kalendarisch in den Herbst über. Spätestens jetzt holen zahlreiche Styler, unter ihnen auch Paul Weller oder Liam Gallagher von Oasis, ihre persönliche Geheimwaffe gegen Regen, Schnee und Kälte aus dem Schrank: den Parka.

In der Sprache der Inuit bedeutet "parqaaq"  Hitze der Sonne, des Ofens. Parkas wurden ursprünglich aus Seehund- oder Vogelhaut (Kormoran) genäht und in Alaska und Sibirien getragen. Ab 1948 wurden erste Prototypen für den Winterdienst der US-Army produziert. Regulär fand er seinen Einzug im Koreakrieg mit dem Modell M-51. Unter seinen voluminösen Schnitt passte die gesamte Kampfausrüstung des Soldaten. Das Winterinnenfutter (Liner) war aus gefilztem Alpaka/Mohair und der Kapuzenrand mit Wolfsfell ausgestattet. Beim Nachfolgemodell M-65 wurde dieser Luxus durch Polyesterliner und Kunstfell ersetzt. Die Kapuze wurde abknöpfbar.
In die Jugendkultur kam der Parka mit den Beatniks. Seine praktischen Eigenschaften passten ideal zu ihrer puristischen Einstellung (less is more). Auch auf ostdeutschen Straßen tauchten die ersten Modelle Ende der fünfziger Jahre unter Berliner Studenten auf. Es soll Fotos von Manfred Krug im Shell-Parka geben! Während die Uniformen von KVP und NVA an die des vor kurzem untergegangenen dritten Reiches erinnerten, kam so Mancher  in ideologische Konflikte ob des imperialistischen Kampfmantels.
Für den massenhaften zivilen Gebrauch des Parkas sorgten aber die britischen Mods ab Anfang der sechziger Jahre. Mod(ernist)s waren Arbeiterkids, die der Piefigkeit der Mietskasernen des Nachkriegsenglands entfliehen wollten. Sie hörten Modern Jazz, später amerikanische Soulmusic, und versuchten sich stets nach der neuesten italienischen Mode zu kleiden. Etliche Mods trugen bessere Anzüge als ihre Chefs in den Fabriken und Büros. Ihr bevorzugtes Fortbewegungsmittel waren  schicke italienische Roller der Marken Vespa und Lambretta. Um die teuren Anzüge gegen Wetter und Straßenschmutz zu schützen, kamen findige East End Boys auf die Idee, sich den kostengünstigen Parka überzuwerfen. Die massenhafte Nachahmung tausender Mods brachte den Army Supply Stores ungeahnte Umsätze. Fellkapuzen schützten außerdem, in Zeiten vor der Helmpflicht, den Kopf. Bei den berühmten Bank Holidays oder Soul Weekendern in englischen Seebädern diente der Parka auch als Schlafsackersatz.

Blende. Ostberliner U-Bahn. Ende der sechziger Jahre. Die alten Vorkriegswaggons. Es riecht verkokelt – Holzbremsen. Auf dem Weg zum Kindergarten mit meinem Vater streiten mein Bruder und ich um den Notklappsitz beim Schaffner. Immer öfter sind wir umgeben von langhaarigen Typen in blauen Niethosen, braunen Wildlederschuhen und "grünen (Parka-) Mänteln". In den DEFA-Indianerfilmen sind die Indianer auch immer die Guten. Indianer in grünen Mänteln können nur die Guten sein!
Es ist die Zeit der großen Antivietnamkriegs-Demonstrationen. Der Parka ist längst ideologisch umgedeutet und homogenes Kleidungsstück der Counterculture. Und heißt in Deutschland Studentenkutte! Ob bei APO-Demos in Westberlin oder Antikriegskundgebungen in Washington, der Parka ist immer dabei. Desillusionierte langhaarige, vollbärtige Ex-GI’s werfen in voller Kampfuniform ihre Orden vors Capitol oder über den Zaun vors Weiße Haus.
Blende. Endsiebziger. Jeansverbote in Schulen und Tanzlokalen sind noch nicht lange her.
Schuldirektoren, Lehrausbilder wollen was erzählen von "wer kapitalistische Haarschnitte AUF demKopf trägt, bei dem sieht’s IM Kopf ... blah,blah ... SERPICO mit Al Pacino in der M-65 Kampfjacke (Parklichtspiele Warnemünde) beweist das Gegenteil. Uns könnse mal! Und vor allem mit Wisent-Jeans und DDR-("Pionier")-Parka. Wir fahren oder trampen zu Blues- und Hardrock-Konzerten. Natürlich im M-51 Shellparka. Die ganz Harten trampen bis Bulgarien. Ohne Schlafsack, mit Parka.
Die frühen Achtziger bringen Punk, No Wave, Indie. Bands heißen nicht mehr Karussel oder Monokel, sondern Neurot, Tausend Tonnen Obst oder Wartburgs Für Walter. Die Szene trifft sich zu klandestinen Konzerten in Kellern und Besetzerwohnungen. Radikale Statements müssen her. Parka aus, Lederjacke an!
2011: siehe oben. Stay Original! Fallt bloß nicht in Zeiten, wo sogar Modeketten Mod sein wollen auf Imitate rein. Bei fishtailparka.com gibt’s M-65 für ca. 65,– Euro, den Original M-51 allerdings erst ab 400,– Euro aufwärts (Antiquität)!

PIET SIEGEN

 

(Foto:Irie Daily Girly Goerli Parka in olive & Irie Daily Goerlitzer Parka in anthracite)


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