Wie für so viele andere Vereine und Mannschaften, begann auch für das Regionalliga-Team des Rostocker HC - die Dolphins – im September die Saison. Zwar verloren die jungen Rostockerinnen gleich das erste Heimspiel, doch dies wertet Trainer Lothar Goldschmidt nicht als böses Omen für die Saison. Warum diese Niederlage kein Beinbruch ist, erläutert der Coach im Gespräch mit dem 0381-Magazin.
0381-Magazin: Herr Goldschmidt, Ihre Mannschaft startet mit zwei Niederlagen in die Saison. Verspüren Sie als Trainer steigenden Druck, gewinnen zu müssen?
Lothar Goldschmidt (45, Trainer Rostocker HC Dolphins): Gewinnen ist natürlich stets das Ziel, wenn man im sportlichen Wettbewerb antritt. Dies ist bei uns nicht anders. Doch gehören Niederlagen eben auch zum Sport. Klar wären wir lieber mit zwei Siegen gestartet, aber die Situation kommt für uns nicht überraschend. So analysieren wir gemeinsam die Fehler, die gemacht wurden und arbeiten an diesen, um im nächsten Spiel besser abzuschneiden.
0381-Magazin: Sie klingen trotz dieses Fehlstarts sehr ruhig und analytisch. Was stimmt Sie optimistisch für die nächsten Spiele?
Goldschmidt: Natürlich haben wir uns nicht gewünscht, mit zwei Niederlagen zu starten. Trotzdem betrachte ich die Situation nicht als Fehlstart. Meine Mannschaft befindet sich in der Lernphase. Und diese wird wohl die ganze Saison andauern. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen wollen. Aber wir wissen eben auch, dass dies nicht immer klappt.
0381-Magazin: Welches Saisonziel gilt es denn für Sie mit den Dolphins zu erreichen?
Goldschmidt: Für den Moment kann unser Saisonziel nur Klassenerhalt lauten.
0381-Magazin: Warum?
Goldschmidt: Weil wir mit einem komplett neuen Kader in die Saison gegangen sind. Nur drei Spielerinnen vom letzten Jahr sind noch dabei. Für alle anderen Mädchen ist die Regionalliga Neuland. Mein Team hat einen Altersschnitt von unter 21 Jahren. Susann Tolksdorf ist mit 25 die mit Abstand älteste Spielerin im aktuellen Kader. Natürlich müssen Trainer und Vereinsführung unter diesen Umständen Geduld mitbringen und den Spielerinnen die Zeit geben, sich in der Liga zurechtzufinden.
0381-Magazin: Und was stimmt Sie optimistisch, dass Sie den Klassenerhalt schaffen?
Goldschmidt: Die vermeintliche momentane Schwäche meines Teams ist seine Jugend und die fehlende Erfahrung. Wir sehen allerdings darin unsere Stärke. Meine Mädels lernen in jeder Trainingseinheit und in jedem Spiel dazu. Das Spielverständnis untereinander wächst und auch die Wettkampfhärte nimmt zu. Wir werden also tatsächlich von Spiel zu Spiel besser werden. Dies wird sich dann auch in den Resultaten niederschlagen.
0381-Magazin: Also besteht keine Abstiegsgefahr?
Goldschmidt: Handball in Rostock ist eine komplizierte Sache. Aktuell erleben wir den vierten oder fünften Neuanfang im Rostocker Damenhandball. Bis Ende der 90er Jahre spielten Damen und Herren hochklassig unter dem Dach von Empor. Dann kam die Trennung, die die Damen zum PSV und in der Folge tatsächlich zum Aufstieg in die Bundesliga führte. Leider kam es danach zur Insolvenz. Wir bringen als Rostocker HC Ruhe und Kontinuität in den Damenhandball dieser Stadt. Dazu gehört natürlich auch, die Liga zu halten. Wie gesagt, meine Mädels werden sicher von Spiel zu Spiel besser. Außerdem rechne ich fest damit, dass im Laufe der Saison die eine oder andere erfahrene Spielerin, die jetzt noch wegen Mutterschaft oder Verletzung fehlt, zurückkehrt. Wenn z.B. Katrin Horke wieder mit an Bord ist, gewinnt unser Spiel und die Mädchen können von ihr lernen. Und dann können wir unser Saisonziel sicher immer noch nach oben korrigieren.
0381-Magazin: Zielen Sie in Richtung Aufstieg?
Goldschmidt: Von der Mannschaft, die vor vier Jahren noch Bundesliga gespielt hat, sind nur wenige Spielerinnen hier geblieben. Die meisten haben natürlich die Chance, woanders höherklassig zu spielen, genutzt. Mein aktuelles Team ist jung. So jung, dass wir in dieser Saison keine A-Jugend mehr haben. Unsere B-Jugend ist dafür toll, braucht aber noch mindestens drei Jahre. Der positive Aspekt ist, dass wir lange etwas von unserem aktuellen Team haben werden und dass die Mädels sich entwickeln können. Doch die Vorraussetzungen, wie wir sie derzeit in Rostock haben, reichen nicht aus, um mittelfristig höherklassig Damenhandball zu spielen.
CHRISTIAN RUTSATZ