Sport
FC Hansa-Abstieg: JA / NEIN / VIELLEICHT?
Mrz 09
So!
Nun sind auf den verschiedensten Wegen Meldungen, Gerüchte und
Halbwahrheiten zur brisanten Lage des FC Hansa verbreitet worden, so
dass auch Ronny Gernhart etwas zum Thema loswerden muss.
Noch nie befand sich der Verein in einer solch heiklen Situation.
Der Trainerwechsel von Pagelsdorf zu Eilts hat zwar eine Veränderung
bei Aufstellung und Struktur der Mannschaft herbeigeführt, nicht aber
keinen Wandel bei den Ergebnissen bewirkt. Deshalb war die Ablösung
Herbert Maronns zwar ganz sicher ein Bauernopfer, aber letztlich traf
es nicht den falschen Mann. Der beurlaubte Manager war in den letzten
Monaten maßgeblich für die nicht gerade glückliche Personalpolitik
verantwortlich. Nicht allein, aber verantwortlich. Neben dieser
Aufgabe, oblag Maronn natürlich ein Teil der Außendarstellung des
Vereins. Scheinbar zu sehr typischer Mecklenburger, zeigte sich Maronn
auch hier nicht gerade medienwirksam.
Die Verpflichtung René Rydlewicz´ hat bei vielen Fans und
Beobachtern Kopfschütteln verursacht und die Frage aufgeworfen, warum
nicht Stefan Beinlich ins Boot bzw. auf die Kogge geholt wurde.
Die Schlagzeile „Hansa holt Manager aus der 6. Liga“ wäre in
Beinlichs Fall wohl nicht „Hansa holt Manager vom Golfplatz“ gewesen,
obwohl dies zutreffend wäre. Ganz sicher ist die Inauguration von René
Rydlewicz auch eine Ohrfeige für Stefan Beinlich, und als solche keine
ausgestreckte Hand an Paule, vor allem zeigt sie aber, dass man Handeln
wollte. Rydlewicz´Aufgabe liegt bis zum Ende dieser Saison sicher
darin, Mannschaft und Fans im Abstiegskampf zu unterstützen. Einen
großen Teil seiner Karriere verbrachte „der schöne René“ nun mal mit
Hansa im Kampf um den Klassenerhalt. Er verfügt also über Erfahrung,
die weder Dieter Eilts noch Stefan Beinlich in dieser Fülle sammeln
konnten bzw. mussten. Bei den Fans kam der Kämpfer Rydlewicz auch immer
gut an. Also kann man sagen, dass es dem Verein gelungen ist, eine
Identifikationsfigur zu verpflichten, die sich auch nicht zu schade
ist, mal den Mund auf zu machen und wenn nötig, von keinem Funken
Intelligenz belästigt, mal Dampf abzulassen. Aber dies ist natürlich
nur die eine Seite der Medaille.
Natürlich verfügt Rydlewicz über keine Erfahrung als Manager. Aber
wozu auch? In den nächsten Wochen gilt es für ihn nicht, Transfers
abzuschließen, sondern die Mannschaft und den Trainer zu unterstützen.
Bleibt die Frage, warum nicht Beinlich? Und diese ist leicht
beantwortet. Stefan Beinlich hat im letzten Sommer das Angebot, ins
Management des Vereins einzusteigen und in absehbarer Zeit die
Nachfolge Herbert Maronns anzutreten, brüsk abgelehnt. Dabei begründete
er seinen Schritt damit, dass ihm nicht genügend Kompetenzen eingeräumt
würden. Statt einer Phase, in der er eingearbeitet und als zukünftiger
Manager aufgebaut würde, wollte Beinlich, wie er sagt, mehr
Verantwortung, oder auch Macht. Nun hat der „Paule“ ja tatsächlich mehr
als anderthalb Jahrzehnte relativ erfolgreich gegen den Ball getreten
und kam dabei auf und neben dem Spielfeld immer sehr sympathisch rüber.
Offen bleibt, warum Beinlich das Angebot des FC Hansa ausschlug
und stattdessen lieber ein Praktikum beim HSV absolvierte. Und nicht
nur das. Darüberhinaus bezichtigte Beinlich den Vorstand, denselben der
ihm einen Job mit Perspektive anbot, des Wahrens eigener Interessen zu
Ungunsten des Vereins. War dies klug? Kaum! Natürlich reagierte man im
Vorstand verärgert. Die Situation zwischen Vorstand und Ex-Spieler
konnte im vergangenen halben Jahr leider nicht entspannt werden. Dies
ist schade für den Verein, dem so ein Mann verloren geht, dessen Herz
laut eigener Aussage für den FC Hansa schlägt, für die Fans, denen eine
Integrationsfigur wie „Paule“ Beinlich sicher gut tun würde und
letztlich auch für Beinlich selbst. Denn mit seinen barschen Attacken
schlug er sich leider selbst die Tür vor der Nase zu. Hätte er das
Angebot des Vereins im Sommer ´08 angenommen, wer wäre wohl am
vergangenen Sonnabend als neuer Manager vorgestellt worden?
Der eben erwähnte Sonnabend brachte neben einem neuen Manager auch
ein altes Leiden des FCH zutage. Die mangelnde Außendarstellung und die
unterirdische Kommunikation. Mit Axel Schulz dilettiert seit Jahren ein
in grauer Vorzeit verdienter Spieler als Pressesprecher herum, ohne die
Außenwirkung des Vereins positiv zu beeinflussen.
Da darf ein noch relativ frisch bestellter Aufsichtsrat dem
Vorstandsvorsitzenden ins Wort fallen und zum wiederholten Mal die
versammelte Presse anblaffen. Der Diplom-Landwirt Skrambaks scheint
seiner Aufgabe noch nicht so recht gewachsen. Die Wut über unangenehme
Fragen hat man in dieser Position herunterzuschlucken. Diese an der
Presse auszulassen wird schnell zum Bumerang. René Rydlewicz hatte noch
nicht mal Zeit, sich ein Buch über Management und Vereinsführung zu
kaufen, da durfte er schon in der OZ lesen, dass er ohnehin nicht fähig
ist, seinen neuen Job zu erledigen. Ob Sönke Fröbe mit dieser Ansicht
recht hat oder nicht, lassen wir mal dahingestellt. Meiner Meinung nach
bedarf es keiner „politischen“ Berichterstattung in Bezug auf Hansa
Rostock. Dass die selben Leute, die es bis Oktober letzten Jahres nicht
wagten, kritisch über Frank Pagelsdorf zu schreiben, heute im „kicker“
von chaotischen Verhältnissen berichten und unverblümt in der OZ die
Ablösung von Trainer und Vorstand herbeischreiben wollen, scheint mir
unverschämt.
Um Missverständnissen vorzubeugen, natürlich ist kritische
Berichterstattung wichtig, doch weder sollte man als Journalist sein
Medium (oder Ex-Spieler wie Stefan Beinlich) zur Befriedigung
persönlicher Eitelkeiten instrumentalisieren, noch sollte man sich
instrumentalisieren lassen.
Soviel für´s erste! Aber bestimmt nicht für immer!
Morgen meine Meinung zum Trainer, zum Vorstand und zu ehemaligen Präsidenten!
R.G.
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