Dass Eishockey und Rostock kein Widerspruch sind, weiß man in der Hansestadt schon lange. Zwar kann man hier nicht auf so eine ruhmreiche Eishockey-Tradition zurückblicken wie in manchen bayrischen Gemeinden wie Bad Tölz, Riessersee und Kaufbeuren. Nichtsdestotrotz wird in Rostock schon nachweislich seit 105 Jahren der schnellsten Mannschaftssportart gefrönt.
So berichtete die "Rostocker Zeitung": "Die beiden größten hiesigen Fußballvereine, der Fußball-Club Viktoria von 1900 und der Rostocker Fußball-Club von 1895, haben am letzten Sonntag das hier noch unbekannte Eishockeyspiel eingeführt. Die Clubs trainieren eifrig auf der Eisbahn am Petridamm und beabsichtigen, am nächsten Sonntag ein Gesellschaftsspiel zu arrangieren." Diese Meldung stammt aus dem Jahr 1903! Der Stein war nun also ins Rollen bzw. der Puck ins Gleiten gebracht. Von nun an wurde, wenn auch unregelmäßig und nicht im Ligabetrieb, Eishockey gespielt.
Doch bis die Kufenflitzer in Rostock organisiert dem Puck hinterher jagten, vergingen noch einige Jahrzehnte – und Weltkriege. Vor allem der Zweite Weltkrieg brachte den Eishockeysport in Rostock voran. Das klingt zynisch, entspricht aber der Wahrheit. Eine Folge des Endes des Dritten Reiches war, dass zahlreiche Menschen aus Ostpreußen und dem Sudetenland im heutigen Tschechien ihre Heimat verlassen mussten und sich in den alliierten Besatzungszonen niederließen. Dies geschah natürlich auch hier, und unter denen, die Rostocker wurden, befanden sich einige junge Männer, die mit Eishockey spielen aufgewachsen waren und in ihrer neuen Heimat natürlich nicht auf diesen Sport verzichten wollten. Spieler wie Alfred und Rudi Trampota und Martin Jablinki, deren Namen ja nicht eben mecklenburgisch klingen, prägten die 40er und 50er Jahre des Rostocker Eishockeys. Damals wurde in Ermangelung eines Eisstadions oder gar einer Eishalle auf einer Spritzeisfläche Am Vögenteich (da wo heute die Deutsche Med steht) gespielt. Erst im Jahre 1954 entstand dann das Rostocker Eisstadion, wo die Spiele der SG Dynamo Rostock, unter deren Fittichen Eishockey inzwischen stand, ausgetragen wurden. Wie sehr sich schon damals der Staat in den Sport einmischte, durfte man 1957 erfahren, als sechs Spieler aus Weißwasser delegiert wurden. Unter diesen war Wolfgang Wünsche, der für die weiteren Jahrzehnte eine prägende Persönlichkeit werden sollte. Wünsche, der vor kurzem seinen 70. Geburtstag feierte, erinnert sich an diese Zeit: "Dynamo Rostock war zur Saison 1957 in die DDR-Oberliga aufgestiegen, und dies mit Spielern, die schon Jahren zusammenspielten. Eine großartige Leistung, doch der Klassenerhalt wäre wohl nicht drin gewesen. Deshalb wurden wir von Dynamo Weißwasser her delegiert; war ja kein Problem, schließlich waren wir als Dynamos Polizisten, die man natürlich einfach versetzen konnte. Und so haben wir dann problemlos in den folgenden Jahren die Klasse gehalten. Dies klappte auch deshalb, weil sich neben den etablierten Spielern Leute aus dem Nachwuchsbereich entwickelten und in die erste Mannschaft herein wuchsen." Diese hatte es in sich. Die Mischung aus erfahrenen, her delegierten und Nachwuchsspielern etablierte sich in der DDR-Oberliga. Zu Beginn der 60er Jahre gab es dann neue staatliche Richtlinien zur Struktur der Vereine. Beim Zentralkomitee der SED gelangte man zu der Ansicht, dass die Zivilebene beim Eishockey eine größere Rolle spielen. Dies bedeutete, dass die "Polizeisportvereine", die alle alle Dynamo hießen, neuen, zivilen Trägern zugeordnet wurden. Da kurz zuvor der SC Empor, der unter Trägerschaft des Handels und der Lebensmittelbranche stand, ebenfalls den Sprung in die höchste Spielklasse geschafft hatte, wurden die Dynamo-Eishockeyabteilung kurzerhand getauscht. Und zwar mit den Empor-Boxern, so dass fortan unter dem Empor-Emblem gespielt wurde. Diese Vereinigung verlief zwar flott, aber beileibe nicht reibungslos.
FORTSETZUNG FOLGT!!!