0381: Hallo Herr Reinders, Sie schafften vor 20 Jahren die Sensation und wurden mit dem FC Hansa letzter DDR-Meister und –Pokalsieger. Darüber hinaus schafften Sie den Einzug in die Bundesliga. Zur Zeit ist Hansa auf dem Weg in die 3. Liga. Löst die jetzige Situation Hansas bei Ihnen noch etwas aus?
Uwe Reinders (Hansa-Trainer 1990 – 92): Die aktuelle Situation des Vereins tut mir unglaublich leid. Ich habe die letzten Spiele der Mannschaft gesehen und muss leider sagen, dass man das Gefühl hat, dass die absolute Leidenschaft fehlt. Mir kommen wirklich die Tränen, wenn ich sehe, was bei Hansa gerade passiert.
0381: Dass Sie noch derart mit Hansa mitfiebern, ist schon überraschend. Schließlich waren Sie ja nur knapp zwei Jahre hier und das ist schon fast 20 Jahre her. Woher rührt Ihr Interesse?
Uwe Reinders: Ich habe das Geschehen bei Hansa dank der Freundschaft mit meinem damaligen Co-Trainer Fluppi Decker nie so ganz aus den Augen verloren. Schließlich muss man ja sagen, dass die Zeit bei Hansa schon ganz klar die erfolgreichste Station meiner Trainerkarriere war. Da fiebert man dann schon mit, gerade wenn´s mal nicht so gut läuft.
0381: Und was sagen Sie, wie geht es weiter?
Uwe Reinders: Jetzt wird es natürlich ganz schwer. Fest steht, die Tabelle lügt nicht. Man darf sich nicht einreden, man sei besser als der Tabellenplatz. Das liegt natürlich an der fehlenden Qualität, was wiederum mit den finanziellen Möglichkeiten des Vereins zusammenhängt. Otto Rehhagel sagt immer, Geld schießt am Ende doch die Tore. Das bedeutet zwar nicht, dass ein einziger teurer Spieler Tore und Punkte garantiert, aber je mehr man in eine Mannschaft investiert, desto wahrscheinlicher ist der Erfolg.
0381: Was würden Sie denn in der jetzigen Situation tun?
Uwe Reinders: Also erstmal braucht man bei Hansa jetzt ganz sicher keine schlauen Sprüche von Außenstehenden. Fest steht allerdings, dass jetzt Ergebnisse her müssen. Allerdings muss ich sagen, dass ich Bedenken habe, weil das absolute Beißen fehlt. Im Moment müssten die Spieler in jeder Partie und bei jedem Training das Gras brennen lassen. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass man von alleine aus dem Schlamassel kommt.
0381: Wie kamen Sie eigentlich damals als erster West-Trainer in die DDR?
Uwe Reinders: Ich habe damals bei Eintracht Braunschweig gearbeitet. Die Zeit war erfolgreich, aber letztlich haben wir es nicht ganz nach oben geschafft. Deshalb hatte ich damals angekündigt, nicht in Braunschweig zu bleiben, sondern wollte etwas anderes machen.
In dieser Situation rief mich Robert Pischke an, der damals die Führung bei Hansa übernomen hatte und fragte, ob ich Trainer hier werden wolle. Und ich wollte. Das war dann auch etwas anderes und eine tolle, verrückte Zeit. Wir hatten eine tolle Truppe. Es war beileibe kein Zufall und auch nicht nur Glück, dass wir damals in die Bundesliga aufgestiegen sind.
0381: Und was machen Sie heute?
Uwe Reinders: Heute bin ich viel für den Nachwuchs unterwegs. Ich bin Pate für Fußball-Camps, zum Beispiel auf Rügen, arbeite für die Fußballschulen von ehemaligen Mitspielern und dann gibt es noch die Traditionsmannschaften von Werder und der Nationalmannschaft.
Und zur Erholung fahr ich dann von Zeit zu Zeit ins Fußball-Camp meines Freundes Rudi Völler nach Mallorca.
0381: Abschließende Frage, könnten Sie sich vorstellen, Hansa als „Feuerwehrmann“ zu retten?
Uwe Reinders: (lacht) Also wenn man mich morgen anruft, stehe ich übermorgen auf der Matte. Sowas ist natürlich unrealistisch. Aber als Glücksbringer stelle ich mich natürlich zur Verfügung. Hansa darf auf keinen Fall absteigen. Das wäre für nicht nur für den Verein eine Katastrophe.
0381: Herr Reinders, vielen Dank für das Gespräch. Und halten Sie sich bereit, vielleicht müssen wir Sie ja tatsächlich als Talisman für die letzten Spiele holen.
Uwe Reinders: Ich bin bereit!
Christian Rutsatz
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