19:00 |
TIPPVortrag mit Helmut Braun
|
|
»Czernowitz. Vom Werden, Blühen und Untergang einer Stadt und ihrer Auferstehung als Czernivci«
Selma Meerbaum-Eisinger wurde in Czernowitz / Bukowina geboren und verbrachte, abgesehen von den letzten sechs Monaten, ihr ganzes, kurzes Leben in dieser Stadt. 1408 wird Czernowitz das erste Mal in einer Urkunde erwähnt. Der kleine Ort am Ufer des Pruth dämmerte bis 1757 vor sich hin. In jenem Jahr fiel das Herzogtum Bukowina als Folge der russisch-türkischen Kriege an die Monarchie Österreich-Ungarn. Die österreichischen Kaiser bauten ihr östliches Kronland zu einem Bollwerk gegen „die Slawen“ aus und bestimmten Czernowitz zur Hauptstadt der Bukowina. Sie siedelten Deutsche, Österreicher, Juden, Rumänen, Ungarn und Ukrainer an, führten das österreichische Schulsystem ein, bauten die Verwaltung auf, förderten die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie, stationierten Militärregimenter, sorgten für die Krankenversorgung. Etwa 40 Prozent der Einwohner waren Juden, denen die vollen Bürgerrechte gewährt wurden. Die angesiedelten Ethnien behielten ihre Sprachen, Religionen und ihre Kultur. Über 150 Jahre entwickelte sich ein funktionierendes friedliches Nebeneinander, das noch heute gerühmt wird. Über die Jahre wurde die deutsch-sprachige Kultur zur Leitkultur, deren Träger ganz wesentlich die assimilierten Juden waren. Mit Ende des 1. Weltkrieges ging die Blütezeit von Czernowitz zu Ende. Die Bukowina fiel an Rumänien, die kulturelle Vielfalt ging verloren. Vollends ausgelöscht wurde sie durch die Ermordung des größtenteils der jüdischen Bevölkerung während der Shoa, hauptsächlich in dem den Rumänen in der Zeit von 1941-1944 von Deutschland zur Verwaltung überlassenen Gebiet zwischen den Flüssen Dnjestr und Bug, welches „Transnistiren“ genannt wurde und der Vertreibung der anderen Ethnien durch die Sowjets nach 1945. Auch Selma wurde mit ihren Eltern nach Transnistrien deportiert und am Bug der deutschen SS übergeben. Nur sechs Monate später starb sie im Zwangsarbeiterlager Michailowka an Flecktyphus. Nach dem Krieg verblieb Czernowitz bei der Sowjetunion und verschwand hinter dem „Eisernen Vorhang“. Seit 1991 gehört Cernivci zur Republik Ukraine und erlebt einen bescheidenen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Die glanzvolle Vergangenheit wird wieder erinnert und auf eine gute Zukunft der Stadt und ihrer Bürger gehofft. /* */ ?> |
5 €
|