In der Juni-Ausgabe des 0381-Magazins verfassten wir einen Offenen Brief an den Oberbürgermeister mit den unserer Meinung drängensten Fragen zu Verkauf und Verholung der "Georg Büchner".
Heute erhielten wir Post vom OB:
Reaktion von Oberbürgermeister Roland Methling auf den Leserbrief in der Juni-Ausgabe 2013 des Stadt- und Kulturmagazins 0381
Liebe Leserinnen und Leser von 0381,
auch mich berührt das Schicksaal der GEORG BÜCHNER sehr. Wir haben viele alte Schiffe in Rostock – aber leider nicht die Kraft, allen eine dauerhafte Perspektive zu geben. Ein Schiff ist – im Gegensatz zu Kunstwerken oder Gebäuden – nicht für die Ewigkeit gemacht. Dieser Einsicht folgte die Stadtverwaltung auch, als sie die GEORG BÜCHNER 2001 verkaufte und in die Hände eines Vereins legte.
Ohne den Förderverein Traditionsschiff e.V. wäre die GEORG BÜCHNER wohl viel früher aus Rostock verschwunden. Und es kann auch nicht überraschen, dass der Verein letztlich nicht die Kraft hatte, dass Schiff für alle Ewigkeit zu erhalten. Für die nächsten Jahre wären dazu mindestens fünf, wenn nicht gar zehn Millionen Euro nötig. (Umgerechnet auf jede und jeden der fast 2.400 Facebook-Freunde von „Rettet die GEORG BÜCHNER“ wären das mindestens 4.000 Euro pro Person.) Auch aus der Stadtkasse kann dieses Geld nicht kommen, denn es würde zu Lasten anderer Ausgaben gehen. (5 Mio. Euro entsprechen beispielsweise zehn Jahren Sportförderung in unserer Stadt.) Den ambitionierten Plänen belgischer Denkmalschutz- Enthusiasten fehlten nicht nur Zeit, sondern auch belastbare Finanzquellen - für die laufenden Kosten, die Überführung und den dauerhaften Erhalt. So gab es letztlich keine andere rechtliche Möglichkeit, das Denkmal zu bewahren. Der Verkauf wurde vom Förderverein bzw. dem zwischenzeitlich bestellten Insolvenzverwalter abgewickelt. Sollte ein Gewinn übrig bleiben, so wird dieser gemäß Vereinssatzung an die Hansestadt Rostock gehen. Für mich wäre es eine Herzenssache, dieses Geld dann auch für eines unserer Traditionsschiffe einzusetzen.
Auch wenn die GEORG BÜCHNER, deren tragisches Ende mit dem Untergang vor der polnischen Küste derzeit untersucht wird, für Rostock nicht zu halten war, so tut unsere Stadt doch Einiges, um an das maritime Erbe zu erinnern. Das gilt insbesondere für den dauerhaften Erhalt des Traditionsschiffes, der früheren DRESDEN. Aber auch hier wird es nicht ohne Geld gehen, das Schiff und die Ausstellungen an Bord wieder mehr in das Bewusstsein der Rostockerinnen und Rostocker zu holen. Das gilt aber auch für die LIKEDEELER, für den LANGEN HEINRICH, die VAGEL GRIP, das Betonschiff, das Hebeschiff 1. MAI und viele weitere Zeugnisse von Schifffahrts- und Schiffbaugeschichte in unserer Stadt. All diese Objekte sind mit Projekten und Menschen verbunden, die sich – meist ehrenamtlich – engagieren und jede Unterstützung verdient haben. Dafür an dieser Stelle ein großes Dankeschön! Denn die Unterhaltung und Pflege eines alten Schiffes, das können wir bei jeder Hanse Sail erleben, erfordert Kraft, Ausdauer und enorm viel Enthusiasmus.
Ihr Oberbürgermeister
Roland Methling
Rostock, 1. Juli 2013