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Galerien

Zurück in Warnemünde – Eine Leni-Riefenstahl-Ausstellung

Zurück in Warnemünde – Eine Leni-Riefenstahl-Ausstellung

Sep 23
Leni Riefenstahl hat technisch und ästhetisch bahnbrechende Filme geschaffen, ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit hat sie sich aber nie ehrlich gestellt …

Wenn man überhaupt eine menschlich positive Eigenschaft bei Leni Riefenstahl finden möchte, ist es wohl ihr starker Wille, sich immer wieder neu zu behaupten – ein Stehaufmädchen. Besonders in typisch männlichen Berufen konnte sie sich hier beweisen. Ob als Balletttänzerin, Schauspielerin, Regisseurin, Fotografin oder Taucherin.
Nun kommt eine Ausstellung nach Warnemünde mit einzigartigen, großformatigen Original-Fotos einer untergegangenen Kultur im heutigen Südsudan, entstanden vor über 50 Jahren. Galerist Alexander Gehrke wagt 20 Jahre nach dem Tod Riefenstahls eine Werkschau im Kurhaus.

0381-MAGAZIN: Was fasziniert Sie an Leni Riefenstahl?
Alexander Gehrke: Vieles. Erstmal ist sie eine höchst spannende Person mit einer Biografie des 20. Jahrhunderts mit all den Brüchen jener Zeit. Geboren 1902, war sie eine ganz junge Frau in den 20er Jahren. Bei allem, was nach dem Ersten Weltkrieg für Frauen möglich war, hat sie mit vollen Händen zugegriffen. Sie hat ihr Leben in die eigenen Hände genommen. Sie begann eine Karriere als Balletttänzerin, die sie aufgrund eines Unfalls bereits Mitte der 20er Jahre wieder beenden musste. Anschließend zog es sie in die Filmwelt, als Schauspielerin in Bergfilmen, damals ein eigenes Genre und eine typische Männerdomäne. Dort wollte sie sich verwirklichen.
Unbedingt wollte sie Schauspielerin werden und hat sich daraufhin bei dem Top-Regisseur dieser Zeit, Arnold Franck, überzeugend beworben und den Job bekommen. Als Berlinerin musste sie ihm zeigen, wie sie Berge erklettern kann und konnte ihn damit überzeugen. Sie hat probiert und es hat geklappt. Außerdem war Leni Riefenstahl damit die erste Bergsteigerin im beliebten Bergfilmgenre. Dieses Wagnis eingehen und alles geben, um etwas zu erreichen, hat mich schon fasziniert.
1932 veröffentlichtete sie ihren ersten eigenen Film „Das blaue Licht“. Auch das war eine absolute Ausnahme in der Branche – eine Frau als Regisseurin. Die Zeit, in der Frauen alles durften, war nur sehr kurz und mit dem Beginn der Naziherrschaft endete diese Periode. Männer übernahmen wieder vermehrt diese Positionen. Zu dem Zeitpunkt hat sie sich mit den falschen Leuten eingelassen, um ihre Karriere weiter voranzutreiben, hat von denen die weiteren Aufträge für ihre Arbeiten bekommen – andere Auftraggeber gab es damals auch nicht. Sie war fasziniert von diesen Leuten. Generell ging es in dieser Zeit für Frauen wieder rückwärts. Das war nicht Leni Riefenstahls Weg.
Ich konnte mich schon als Student an der Filmhochschule Potsdam mit Leni Riefenstahl beschäftigen und auch bereits 1989 die Filme aus dem Giftschrank schauen. Sich als Künstler mit der Macht einzulassen, und verstehen, was dann passiert: „Wo zieht man den Stecker und wo ist man Teil des Verbrechens und kommt da nicht mehr raus?“. Eine Fragestellung für diese Generation, speziell auch für Künstler dieser Zeit: „Wo ist es nur Opportunismus und wo macht man sich zum Werkzeug des Systems?“. 
Leni Riefenstahl hat mit den Filmen „Triumph des Willen“ und „Sieg des Glaubens“ die wichtigsten Propagandafilme der Nazis gemacht. Die Filme waren deshalb auch so wichtig, weil sie so erfolgreich. Es gab in der Zeit auch jede Menge andere Propagandafilme, die weniger erfolgreich waren, als die von Riefenstahl. Für den Erfolg wurde sie später bestraft. Ich sage auch zu Recht bestraft, weil sie sich mit den falschen Leuten eingelassen hat.

0381-MAGAZIN: Können Sie Kunst und Moral trennen?
Gehrke: Ich wünsche mir einfach, dass sich die Leute unvoreingenommen die Bilder anschauen. Das hat nichts mit Leni Riefenstahl zu tun, sondern gilt generell für die Kunst – sie wirken lassen. Im Anschluss sollte man sich natürlich auch damit beschäftigen, wo die Kunst herkommt, wie sie entstanden ist, welche Biografien die Künstler haben.
Wenn wir aus der Kunstgeschichte alles ausräumen, das ethisch aus heutiger Sicht problematisch ist, räumen wir die halbe Kunstgeschichte aus. Caravaggio war ein verurteilter Mörder – seine Bilder hängen in den wichtigsten Museen der Welt. 
Oder die Kunst aus der DDR: Willi Sittes Bilder aus den 40/50er Jahren, welche auch in der Kunsthalle Rostock vor einigen Jahren zu sehen waren – er hat großartige Bilder gemalt. Der frühe Sitte war ein Avantgardekünstler, stand in der Tradition der klassischen Moderne, später hat er angepasste Staatskunst gemacht. 
In der aktuellen Ausstellung, die wir hier zeigen, steckt auch das Thema Neo-Kolonialismus, kulturelle Aneignung ebenso. Die ganze Geschichte besteht zu großen Teilen aus kultureller Aneignung. Auch die Kunstgeschichte. Wir wären doch im eigenen Saft geblieben, wenn wir uns nichts abgeschaut hätten und andere auch. Diese Punkte sind mir wichtig in der Debatte. Nicht aber , um etwas zu rechtfertigen.

0381-MAGAZIN: Was erwartet denn die Besucher in der Ausstellung?
Gehrke: Ausgestellt werden 30 verschiedene Fotos in unterschiedlichen Formaten bis zu 100 x 140 cm. Bekannte Motive aus den Kunstbänden, die in den 60ern und 70ern entstanden sind, dazu einige unveröffentlichte Fotos. Ein wichtiger Part ist die Uraufführung des Dokumentarfilms „Sehnsucht nach Unschuld“. Den Film hat Leni Riefenstahl nie selbst fertiggestellt. Ein Teil des Materials war verdorben durch Hitzeeinwirkungen oder verlorengegangen beim Transport. Zu der Zeit hatte sie auch keine großen finanziellen Mittel und so gab es nur eine Rohschnittfassung. 
Ein langjähriger Freund von mir aus München, Holger Roost-Macias, besitzt die Rechte an dem Film- und Fotomaterial von Leni Riefenstahl. Er hat ihren Film jetzt fertiggestellt. Neben den Originaltönen hat er eine Tonspur aus späteren Interviews unter die Bilder gelegt und so ist ein neuer Film entstanden. In dem Interview berichtet sie über das Leben bei den Nubas. Dieser Film hat seine Uraufführung im Kurhaus Warnemünde und läuft immer sonntags um 17.00 Uhr. Am 17. September findet im Rahmen der Ausstellung eine Podiumsdiskussion statt, die sich mit dem Werk von Leni Riefenstahl beschäftigt. Dabei wird nichts ausgespart.

0381-MAGAZIN: Die Ausstellung ist kostenlos. Wie wird das finanziert?
Gehrke: Holger Roost und ich finanzieren das selbst, wir sind uns sicher, dass die Ausstellung funktioniert und viele Besucher kommen. Und wir verkaufen Originalfotos aus Riefenstahls Nuba-Zyklus in kleinsten Auflagen, nur 1 bis 5 Exemplare je Motiv.
Wir hoffen natürlich auf die Geschichten, die die Bilder erzählen können. Uns ist das ein wichtiges Thema.

0381-MAGAZIN: Warum findet die Ausstellung speziell im September statt und nicht in der Hochsaison?
Gehrke: Es gibt einen irren Anlass. Leni Riefenstahl war im August 1923 das erste und letzte Mal in ihrem Leben in Warnemünde. Sie hatte ein Engagement als Tänzerin – mit gerade mal 21 Jahren. Hier hat sie den Innsbrucker Bankier Henry R. Sokal kennengelernt, der sich in sie verliebte. Die beiden sind lange Freunde geblieben. Später haben sie zusammen in Berlin sogar auf einer Etage in gegenüberliegenden Wohnungen gelebt. Er hat sie immer weiter begleitet. Aus der Nähe und aus der Ferne. Ihren ersten Kinofilm „Das blaue Licht“ hat er mitfinanziert.
Der zweite Aufhänger ist die Premiere des Films „Sehnsucht nach Unschuld“. Wir haben das zwar schon über Monate geplant, aber hier laufen die Fäden nun zusammen. September ist auch eine wunderbare Zeit für Warnemünde, dann ist auch das interessierte Publikum vor Ort. Leute mit mehr Zeit, die andere Dinge entdecken, vielleicht sogar Kunst erleben wollen.

HENRYK JANZEN

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