Rostock Heritage

„MS Undine“ verlässt den Rostocker Stadthafen 

Der Liegeplatz 93 im Rostocker Stadthafen ist seit Ende Februar leer: Der Schiffsrumpf der „MS Undine“ wurde abtransportiert. „Diese Sicherungsmaßnahme wurde aufgrund des maroden Zustandes nötig. Wir gehen damit unseren Eigentümerpflichten nach“, sagt Falk Zachau, Leiter des Hafen- und Seemannsamtes der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Der Rumpf wurde in den Rostocker Fischereihafen verbracht und dort an Land gehoben. Die Kosten der Maßnahme belaufen sich auf rund 60.000 Euro. Der Rumpf wird vor Ort aufbewahrt.

Im Mai 2021 hatte die Rostocker Bürgerschaft beschlossen, einen markanten Teil der „MS Undine“ zu konservieren und öffentlichkeitswirksam auszustellen. In den vergangenen Monaten wurden seitens der unteren Denkmalschutzbehörde Rostock mehrere Varianten untersucht, wie der Beschluss umgesetzt werden kann. Denkbar sei demnach, den oberen Teil des Hecks mit dem Schriftzug UNDINE zu erhalten, aufzuarbeiten und als Rundbank im öffentlichen Raum aufzustellen. Der Rest des Rumpfes soll entsorgt werden. Ein zeitlicher Rahmen hierfür steht bislang noch nicht fest, nicht zuletzt, weil die Anforderungen zum Abwracken aufgrund der hohen Schadstoffbelastung hoch sind und durch ein entsprechend zertifiziertes Unternehmen durchgeführt werden muss. Bislang gibt es kein in Deutschland ansässiges Unternehmen, das diese Aufgabe übernehmen kann.

Die Undine gilt als das älteste noch erhaltene Seebäderschiff Deutschlands. Ursprünglich im Jahr 1910 als Kronprinz Wilhelm gebaut, wurde es 1920 in Kronprinz umbenannt. Nach einem Umbau zum Motorschiff zwischen 1948 und 1951 wurde die Undine ab 1957 von der Weißen Flotte als Fahrgastschiff eingesetzt. Trotz ihres Denkmalschutzstatus ist heute nur noch wenig mehr als der Schiffskörper erhalten geblieben.

Ursprünglich war geplant, das Schiff ab April 2007 auf der Schiffswerft Laubegast grundlegend zu restaurieren. Jedoch aufgrund fehlender Geldmittel und der Insolvenz der Dresdner Werft wurde dieser Plan nicht umgesetzt. Seit Oktober 2014 liegt der Rumpf der Undine im Rostocker Stadthafen und wird größtenteils verschrottet. 

Am 21. Februar 2024 wurden Schlepper beauftragt, den Schiffsrumpf in den etwa fünf Kilometer entfernten Fischereihafen zu verholen. Dort wurde der Schiffskörper mithilfe eines Schwerlastkrans aus dem Wasser gehoben. In der folgenden Nacht erfolgte dann der Transport des Schiffskörpers zu einem Lagerplatz für Schiffswracks mittels eines Schwerlasttransports.

Der Einsatz im Ausflugsverkehr begann für die Undine in der Sommersaison 1955. Neben Hafenrundfahrten bot die Undine zweimal täglich Törns zum Feuerschiff Gedser Rev an. Allerdings verboten die Behörden später diese Fahrten aufgrund von Fluchtversuchen einiger Passagiere, die von anderen Fahrgastschiffen zum Feuerschiff sprangen und dort aufgenommen wurden. Folglich musste sich die Undine auf Hafenrundfahrten und Küstentörns beschränken.

1956 war das Motorschiff auch einmal auf der großen Leinwand zu sehen, im DEFA-Film "Das Traumschiff". Im Jahr 1957 wurde Paul Hahn Vertragspartner der Weißen Flotte, was zu Unstimmigkeiten zwischen den Gebrüdern Hahn führte, und Willi verließ das Unternehmen. Erich Engel wurde als neuer Kapitän der Undine an Bord geholt. 1972 wurde die Reederei Paul Hahn enteignet und die Undine in die Weiße Flotte integriert. Für die Passagiere änderte sich dadurch wenig; das Fahrgastschiff legte gut besetzt mehrmals täglich zu Hafenrundfahrten ab, ausgehend von seinem festen Liegeplatz am Kabutzenhof.

Seit 2018 ist die Hanse- und Universitätsstadt Rostock Eigentümerin der Undine. Der Kaufvertrag, der vom damalige Oberbürgermeister Roland Methling unterzeichnet wurde, zeigt das Interesse der Stadt, dieses maritime Kulturerbe zu bewahren. Die Kritik, die er für die Investition von 8500 Euro in die Instandhaltungskosten erhielt, zeigt die Kontroversen, die oft mit solchen Entscheidungen verbunden sind. Das Amt für Kultur, Denkmalpflege und Museen beabsichtigt, die Undine wieder instand zu setzen und sie anschließend auf der früheren Helling der Neptun-Werft aufzustellen

Die Tatsache, dass nur ein kleiner Teil des Rumpfes erhalten und an Land aufgestellt werden soll, deutet darauf hin, dass zumindest ein Teil der Undine bewahrt werden soll, um ihre Geschichte zu bewahren. Die Verlegung des Schiffskörpers in den Fischereihafen und der Transport zu einem Lagerplatz für Schiffswracks markieren das Ende einer Ära für die Undine und zeigen die Herausforderungen beim Erhalt historischer Schiffe auf.

Es bleibt zu hoffen, dass der verbleibende Teil des Rumpfes angemessen gepflegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, um die Erinnerung an dieses bedeutende maritime Erbe aufrechtzuerhalten.