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TIPPKate Diehn-Bitt – Tagebuch: Kindheit und Jugend 1904-1920
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Die 30 Aquarellstiftzeichnungen, das „Tagebuch“ ihrer Kindheit und Jugend, entstanden 1958, zu einer Zeit, als die Künstlerin sich im Widerstand gegen das in der „Formalismusdebatte“ formulierte kulturpolitische Programm der frühen DDR aus öffentlichen Funktionen, Aufträgen und Ausstellungen zurückgezogen hatte. Indem sie sich auf ihr ureigenes thematisches und gestalterisches Potential besann, nahm sie eine radikale, einsame Position ein. Biografisches spielte darin die größte Rolle: an erster Stelle jenes sie tragende familiäre Umfeld, dessen Prägung durch den jüdischen Stiefvater Leo Glaser ihr Selbstverständnis vor allem in den Jahren des Nationalsozialismus sehr beeinflusst hatte. Das „Tagebuch“ lässt dieses Umfeld in zeichnerischen Momentaufnahmen erinnerten Alltags vielfach lebendig werden. Anders als in ihrer Malerei, erlaubte sie sich in den Aquarellstiftzeichnungen einen immer kühner werdenden, lockeren Vortrag. Das darin eingefangene Geschehen ist intimer, angefüllt mit Einzelheiten, die persönlich erlebt sind, geborgen aus den Tiefen ihres bis in die Kindheit reichenden Lebensgedächtnisses. Das „Tagebuch“ ist eins der schönsten Zeugnisse dafür: Wahrhaftig wirken diese Momentaufnahmen erinnerten Alltags aus einer noch wenig beschwerten Zeit mit ihren typischen, stets zauberhaften Schauplätzen früher Freuden und Bedrängnisse, kleiner Wunder und Höhepunkte, wie sie die tastenden ersten Schritte in ein selbstbestimmtes Leben begleiten. Dabei hat Kate Diehn-Bitt den erzählten Stoff mehr und mehr ihrem eigenen Erlebnis-Hintergrund anverwandelt, sodass diese Blätter letztlich alle im Sinne eines erweiterten Tagebuchs verstanden werden können. Leuchtende Farben, ein feinsinniger, vom zartesten bis zum heftigen Strich reichender Duktus, Genauigkeit im Detail und eine leise humorige Überzeichnung des Dargestellten geben diesen Blättern ihre einzigartige Ausstrahlung.
Öffentliche Führungen mit Ausstellungskuratorin Dr. Katrin Arrieta: Sonntag, 4. Oktober, 11.00 Uhr / Mittwoch, 21. Oktober, 17.00 Uhr
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