Familie
Tierisch was los im Zoo Rostock! Oktober 2015
Okt 15
Wisent – Das Comeback von Europas größtem Wildrind
Liebe Leser, es gibt gute Nachrichten aus dem Zoo Rostock: Am 25. Juli wurde bei uns ein Wisent geboren. Das "Wildtier des Jahres 2014" ist ein klassisches Beispiel für die Arterhaltungserfolge der Zoologischen Gärten. Denn eigentlich waren diese Wildrinder in freier Natur schon ausgestorben. Von dieser Erfolgsgeschichte und unserem Nachwuchs möchte ich Ihnen gern berichten.
Die Erfolgsgeschichte der Wisente
In diesem Jahr können wir uns über mehr als 100 Jungtiere im Zoo Rostock freuen. Darunter waren nicht nur die Geparden-Fünflinge, sondern unter anderem auch zwei Brazzameerkatzen, drei Galagos, ein Seehund, ein Seebär sowie erstmalig in Rostock zwei Sperbereulen und eben unser Wisent – endlich, nach sieben Jahren Pause. Die erfolgreiche Zucht spielt insbesondere bei vom Aussterben bedrohten Tierarten eine wesentliche Rolle. Wisente sind ein gutes Beispiel dafür, wie aus verloren geglaubten Tierarten wieder stabile Zoopopulationen und sogar neue Wildpopulationen entstehen können. Am Ende des 1. Weltkrieges war der Wisent in freier Wildbahn weitgehend ausgerottet. Der 1923 unter Federführung des Berliner Zoodirektors gegründeten "Internationalen Gesellschaft zur Rettung des Wisent" ist es zu verdanken, dass die noch 54 in Tiergärten und Gehegen verbliebenen reinblütigen Tiere zur Erhaltung ihrer Art erfasst und geschützt wurden. Ab 1952 wurden die ersten Tiere im polnischen Urwald von Bialowieza der freien Natur überlassen. Heute gibt es wieder ca. 3.600 freilebende Wisente in sechs Ländern, in Polen, der Ukraine, Weißrussland, Russland und Litauen und auch eine kleine Herde in Deutschland. Eine tolle Erfolgsgeschichte einer beinahe ausgestorbenen Tierart, welche die bedeutende Artenschutztätigkeit der Zoos immer wieder unterstreicht.
Wisent-Mädchen ist putzmunter
Wie Sie sich daher vorstellen können, war die Freude über unser Wisentmädchen sehr groß. Nach etwa 260 Tagen Tragzeit kam die Kleine zur Welt und wog bei der Geburt schätzungsweise 20 bis 25 kg. Inzwischen hat sie gut zugelegt, ist noch ein wenig schüchtern, aber putzmunter. Mit dem Nachwuchs leben nun fünf Wisente bei uns im Zoo. Der 2009 im Tierpark Wismar geborene Wisentbulle Wilkos und die 2010 im Tierpark Hirschfeld zur Welt gekommene Gerda sind die Eltern des jüngsten Familienmitgliedes. Zudem leben zwei weitere Weibchen bei uns. Tisnelda wurde 2011 im Tierpark Berlin geboren und Wabe 1996 im Zoo Rostock.
Wisente, die Schwergewichte
Der Wisent gilt in Europa als das größte Landsäugetier. Wenn Sie die Tiere einmal live und in Farbe gesehen haben, wissen Sie auch wieso: Ausgewachsene Bullen können bis zu 1.000 Kilogramm auf die Waage bringen und zwei Meter Schulterhöhe vorweisen. Der massige Rumpf mit dem dunkelbraunen Fell und der kurze Schädel mit dem langen Kinnbart, geben den Wildrindern eine beeindruckende Gestalt. Die Hörner sind dagegen eher klein. Wisente sind Vegetarier und bevorzugen Heu, Grünfutter, Äste und Kraftfutter. Hin und wieder probiert unser Jungtier schon beim Futter der Erwachsenen und knabbert mal an einer Möhre. Bis Mitte nächsten Jahres wird das Hauptnahrungsmittel aber noch Muttermilch bleiben.
Herzliche Grüße,
Ihr Zoodirektor
Udo Nagel
Endlich wieder Wisent-Nachwuchs: Die Freude des Zooteams ist groß.
(Foto: Zoo Rostock/Kloock)
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