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Bühne

Schwanensee gehört der gesamten Menschheit

Schwanensee gehört der gesamten Menschheit

Jan 24
Das Kiew Grand Ballett reist seit 2014 um die Welt und ist zu einem kulturellen Botschafter für die Ukraine geworden. Mit Tschaikowskis „Schwanensee“ kommt das Ensemble im Januar 2024 wieder nach Deutschland und in die Schweiz – mit Primaballerina Petra Conti als „Special Guest“. Andere Kompanien aus der Ukraine verschließen sich den Werken des russischen Komponisten wegen Putins Angriffskrieg auf ihr Land. Auch darüber sprach Olaf Neumann mit dem 33-jährigen Solo- und Haupttänzer Viktor Tomashek.

0381-MAGAZIN: Herr Tomashek, warum macht man eigentlich so einen Klassiker wie „Schwanensee“ und warum mag das Publikum ihn so gern?
Viktor Tomashek: Nun, „Schwanensee“ ist ein auf der ganzen Welt bekanntes Ballett, sogar Kinder kennen es. Viele legendäre Tänzer haben es getanzt. Als ich jung war, habe ich mir in der Ukraine viele Videos von berühmten Inszenierungen aus Europa und den USA angeschaut. Als Tänzer von heute, der sein bestes geben will, sollte man wissen, wie damals getanzt wurde. Auch, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie morgen getanzt wird. In meinem Beruf hat man immer starke Konkurrenten. 

0381-MAGAZIN: Bringen Sie bei Ihrer Inszenierung des Klassikers „Schwanensee" auch neue Elemente mit ein?
Tomashek: Aber ja. Wir haben eine Grundchoreografie, aber manchmal ändern wir etwas, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Für das Publikum heben wir das Niveau an. Die Leute haben gern einen „Huch!"-Moment. Aber wir verändern nicht die offizielle Version. Denn „Schwanensee“ ist ein so alter und großer Klassiker, dass man einfach nicht zu viel verändern kann. 

0381-MAGAZIN: Ist „Schwanensee“ eine große Herausforderung für einen erfahrenen Tänzer wie Sie?
Tomashek: Natürlich. Man kann dieses Stück jeden Tag gleich tanzen. Aber für mich ist es jeden Tag eine neue Erfahrung. Man ist die ganze Zeit auf der Suche nach etwas Interessantem und versucht, das Niveau mit großen Emotionen zu steigern. Manchmal fühle ich mich ein bisschen müde und spüre, dass meine Ausdauer am Ende ist, aber ziemlich oft ist „Schwanensee“ eine sehr gute Erfahrung für mich. Ich spüre dann auf der Bühne, wie das Adrenalin steigt und dass ich lebendig bin.

0381-MAGAZIN: Kann Ihr Körper sich die komplette Choreographie merken, wenn Sie auf der Bühne stehen und tanzen?
Tomashek: Auf der Bühne denke ich nicht über die Choreografie nach. Wir haben nicht viele Moves im klassischen Ballett. Im Hip-Hop hat man viele davon. Wenn man ein neues Ballett einstudiert, arbeitet das Gehirn fast zu 100 Prozent und man denkt die ganze Zeit über die Choreographie nach. Aber wenn man das Stück dann zwei Mal getanzt hat, muss man sich nur noch mit seinem Partner absprechen und auf der Bühne nicht mehr nachdenken. Ein Tänzer ist sehr gut darin, seinen Körper zu kontrollieren. Manchmal fühlt man sich auf der Bühne sehr frei und so wohl, dass man sogar kleine Scherze mit seinem Tanzpartner macht.

0381-MAGAZIN: Aber Ihr Beruf verlangt schon eine eiserne Disziplin, oder?
Tomashek: Ich denke schon. Wenn man nicht viele Proben gehabt hat, ist man vielleicht noch nicht bereit für die Bühnenshow. Es ist immer schwierig, etwas zum ersten Mal zu versuchen. Aber je öfter du eine Choreographie tanzt, desto weniger schwer wird es dir fallen. Wenn man Erfahrung hat, kann man auf der Bühne durchatmen und alles leicht nehmen. Natürlich fühle ich mich manchmal müde, aber eigentlich nur nach einer Aufführung. Im Moment des Tanzens spüre ich meine Beine oder meinen Körper nicht.

0381-MAGAZIN: Gibt es auch Tage, an denen Sie nicht trainieren?
Tomashek: Ja und nein. Würde ich vor jeder Show proben, wäre ich sehr schnell müde. Wenn ich jeden Tag vor einem Publikum tanze, brauche ich überhaupt nicht zu proben. Ich habe ein Jahr lang in einer europäischen Kompanie gearbeitet. Ich mochte dieses System nicht, bei dem man einen Monat lang für eine Rolle probt, die man schon einmal getanzt hat. Man vergibt seine Emotionen nur für den Choreografen. Aber ich möchte meine Energie an das Publikum weitergeben, das ist wie ein Aufladen der Batterie, denn man bekommt ein Feedback in Form von Applaus. Manchmal schreiben einem die Leute auch Nachrichten auf Instagram. Das ist eine sehr gute Motivation. In einem Studio zu proben ist nicht dasselbe wie auf der Bühne zu tanzen, das ist eine andere Welt. Ich mag es, wenn ich jeden Tag für ein Publikum tanze.

0381-MAGAZIN: Wie stehen Sie zu den moralischen Bedenken einiger Menschen, dass ein ukrainisches Ensemble wie das Kiew Grand Ballett den „russischen“ Schwanensee aufführt?
Tomashek: Das Libretto für „Schwanensee“, die Musik und die Choreografie, entstanden im Russischen Reich, vor der UdSSR und weit vor der heutigen Russischen Föderation. Daher sehe ich keinen Zusammenhang zwischen dem Ballett, das vor 1900 uraufgeführt wurde, und dem Krieg, den Russland heute gegen die Ukraine führt. Die Schöpfung „Schwanensee“ ist zeitlos und ein universelles Kulturerbe – und sie gehört ganz sicher nicht Putin oder einem derjenigen, die den Krieg gegen die Ukraine begonnen haben. Mozart, Schubert, Beethoven und Strauss sind ebenfalls große Komponisten und stammen aus Österreich (wie Hitler) oder Deutschland. Sie werden aber nicht mit Nazi-Deutschland identifiziert. Wir müssen den Weltverbrecher Putin und seinen Krieg entschieden von den Perlen der Weltkultur trennen. 

0381-MAGAZIN: Das weltberühmte Ballett zur Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski erlebte seine Uraufführung im Jahr 1877 am Bolschoi-Theater in Moskau und gehört heute zum Standardrepertoire klassischer Ballettkompanien
Tomashek: Es gibt keinen berühmten Balletttänzer (nicht nur russische) auf der Welt, der nicht „Schwanensee“ getanzt hätte. Jeder Choreograf dürfte es als Privileg betrachten, dieses Ballett in den großen Theatern der Welt aufzuführen. Wenn die Welt Tschaikowskis Musik jahrelang boykottieren würde, könnte Putin das als seinen kleinen Sieg bejubeln. Und genau deshalb können wir immer noch Inszenierungen von Tschaikowskis Balletten wie „Schwanensee“, „Der Nussknacker“ oder „Dornröschen“ in den großen Theatern der Welt sehen wie der Pariser Oper oder dem American Ballet Theatre. In diesem Zusammenhang sollte es auch keine moralischen Bedenken geben, dass ein ukrainisches Ensemble „Schwanensee“ aufführt. Es gehört wie Tschaikowskis Musik der gesamten Menschheit. Darüber hinaus können uns sowohl die wundervolle Geschichte „Der Nussknacker“ nach Hoffmanns Märchen als auch die Liebesgeschichte aus dem „Schwanensee“ in diesen schwierigen Zeiten mehr Liebe und Wärme schenken.

00381-MAGAZIN: „Schwanensee“ erzählt in der traditionellen Ballettsprache eine Geschichte von Sehnsucht, Einsamkeit, Eifersucht, Wut, Schmerz, Glück und vor allem vom Sieg der Liebe über das Böse. Glauben Sie persönlich an einen Sieg der Liebe?
Tomashek: Nein, nein. Jetzt beginne ich zu verstehen, was unsere Welt wirklich ist. Es ist sehr schwer. Viele Menschen auf der Welt leiden. Vielleicht ist das keine beliebte oder schöne Antwort. Das Wichtigste auf Erden ist, stark zu sein. Denn wenn du nicht stark bist, kannst du deine Familie, deine Kinder nicht schützen.

0381-MAGAZIN: Sie waren erster Tänzer am Opernhaus von Odessa. Seit Ende Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wie hat dieser Krieg Ihr Leben verändert?
Tomashek: Sehr stark. Als ich noch in der Ukraine lebte, hatte ich mir ein Jahr vor dem Krieg eine Wohnung gekauft. Meine Frau und ich hatten eine Ballettschule für Kinder eröffnet. Aber wir mussten dann neu anfangen. Ich dachte, ich sollte das für meine Familie tun, für meine Frau, meinen kleinen Sohn und für mich. In der Ukraine vor dem Krieg dachten wir über Dinge nach, die wir in der Zukunft tun könnten. Aber jetzt kann ich keine Antworten auf diese Frage mehr finden.

0381-MAGAZIN: Wie fühlen Sie sich momentan?
Tomashek: Ich glaube, ich fühle mich jetzt gut. Besser jedenfalls als vor einem Jahr.

0381-MAGAZIN: Wie sehen Sie die Chance, eines Tages wieder in Ihr altes Leben zurückkehren zu können?
Tomashek: Das ist eine sehr schwierige Frage. Wir haben unsere Ballettschule nicht mehr. Ich hoffe schon, dass wir eines Tages in unsere Heimat zurückkehren können. Aber mein Sohn geht seit September auf eine internationale Privatschule. Wir leben jetzt in Rumänien. Meinem Sohn gefällt seine neue Schule, in der er Englisch und Rumänisch lernt. Einige der Dinge, die in der Ukraine passieren, gefallen mir nicht. Normale Leute versuchen, gegen diese Probleme anzukämpfen. Nicht alle diese Probleme werden von den Russen verursacht. Sie kommen eher von innen. Ich würde gerne an eine Zukunft in der Ukraine glauben, weil das Land unter anderen Umständen ein sehr guter Ort für eine schöne Zukunft wäre. Wir haben ein großes Territorium, das eine gute Plattform für ein gutes Leben für die normalen Menschen sein könnte. Aber wir haben auch schlechte Menschen in unserem Land, die Macht besitzen. Das ist vielleicht ein größeres Problem als Russland. Russland ist natürlich unser Gegner, aber wir haben auch interne Probleme in der Ukraine. Deshalb fühlen sich die Menschen nicht frei. Ich hoffe, dass sich das eines Tages ändern wird, aber jetzt weiß ich es nicht.

0381-MAGAZIN: Müssten Sie eigentlich zur Armee, wenn Sie in Ihre Heimat zurückkehren würden?
Tomashek: Vielleicht nicht, denn meine Kollegen, die in der Ukraine arbeiten, haben ein Dokument, dass sie nicht zur Armee gehen müssen. Ich könnte es auch bekommen. Meine Kolleginnen und Kollegen dürfen das Land nicht verlassen. Das ist im Moment für viele sehr unangenehm. Ich könnte in die Ukraine gehen und frei nach Europa zurückkommen, aber ich kann mehr Geld sparen, wenn ich hier arbeite. Das ist wirtschaftlicher. Viele andere Ukrainer arbeiten in Polen oder Deutschland. Das ist ein sehr großer Schlag für unsere Wirtschaft. Ich würde schon gerne nach Hause gehen, aber ich fühle mich dort nicht sicher. Nicht wegen der russischen Bomben. Ich weiß nicht, ob unsere Verfassung mich schützt oder nicht. Patriotismus heißt nicht nur, sein Land zu lieben, es heißt auch, seine Familie zu schützen. Ich liebe meinen Sohn. Ich selbst bin ohne Vater aufgewachsen. Ich möchte nicht, dass meinem Sohn dasselbe passiert. Er ist meine Motivation. Ich denke an ihn und will mein Bestes geben. Im Moment sehe ich für ihn keine Zukunft in der Ukraine. Er soll wirklich in Freiheit aufwachsen und eine gute Bildung bekommen.

12.01.2024 · 20.00 Uhr · Stadthalle

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