Gastkolumne
Marina Hovakimyan aus Armenien
Mein Name ist Marina Hovakimyan. Gemeinsam mit meinem Mann und unserer kleinen Tochter Anna Maria lebe ich in Rostock.
Wie mein Nachname verrät, war das nicht immer so. Vor 31 Jahren wurde ich in Armenien geboren. Genauer: in Idschevan. Für deutsche Verhältnisse sicherlich ein Dorf, aber in Armenien gehören Städte wie Idschevan – mit 14.000 Einwohnern – schon zu den größeren. Für mein Studium verließ ich den armenischen Nordosten und zog in die Hauptstadt Eriwan. Dort studierte ich an der Staatlichen Universität Biochemie und Biophysik.
Aber ich wollte mehr! Schnell war klar, dass ich deswegen ins Ausland gehe. Obwohl ich während meiner Schul- und Studienzeit keinerlei Berührungen mit der deutschen Sprache hatte, entschied ich mich für Deutschland. Denn die Bundesrepublik ist ideal für Gastwissenschaftler, vergibt sie doch großzügig Stipendien.
Da ich über keinerlei Sprachkenntnisse verfügte, führte mich mein Weg zuerst nach Leipzig. Zwei Monate besuchte ich dort einen Deutsch-Intensivsprachkurs.
Noch vor Beginn meines Stipendiums arbeitete ich für zehn Monate am Rostocker Institut für Anatomie bei Prof. Dr. Andreas Wree. Nach meinem Stipendium kehrte ich dahin zurück und übernahm für drei Jahre eine Doktorandenstelle in der Stammzellforschung. Parallel dazu wirke ich seit 2007 an einem deutschlandweit einmaligen Forschungsprojekt namens „Transregio 37“ mit. In diesem
Sonderforschungsbereich wird in Rostock unter anderem die Augenkrankheit Glaukom, im Volksmund als „Grüner Star“ bekannt, bekämpft.
Das sind Erfahrungen, die ich in Armenien sicherlich nicht hätte machen können. Dennoch: nach Beendigung des Projekts 2011 kehre ich mit meiner Familie nach Armenien zurück. Vor allem unserer kleinen Tochter zuliebe. Sie ist dann sechs, und ihr erster Schultag soll in Armenien sein.
Mittlerweile ist Rostock für mich wie ein zweites Zuhause geworden. Das war nicht immer so. Am Anfang fiel es mir nicht leicht, mich einzuleben. In Armenien sind die Menschen in der Regel immer sehr aufgeschlossen und gastfreundlich. Sie lieben die Geselligkeit. Die Deutschen dagegen – und noch spezieller die Rostocker – sind eher zurückhaltend. Mich hat das zu Beginn sehr verunsichert, da ich mich abgewiesen fühlte. Mittlerweile weiß ich aber, dass dies Kulturunterschiede sind.
Je länger ich in Rostock lebe, desto mehr passe ich mich natürlich an. Ich kann mich noch gut an den Rat eines armenischen Professors vor meiner Abreise erinnern: „Du darfst in Deutschland alles machen, was du willst. Aber du musst pünktlich sein.“ Dass mit der Pünktlichkeit habe ich inzwischen gelernt.
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