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Alle Kunst ist Übermalung. Virtuos streicht Arnulf Rainer das Abbild der Welt durch. Dieses Durchstreichen der Welt, eine Negation und Emanzipation von Bildern und Kunstauffassungen ist zum Markenzeichen des Künstlers geworden. Für seine Übermalungen stellen ihm prominente Künstlerkollegen Bilder zur Verfügung.
Arnulf Rainer gehört mit Georg Baselitz, Gerhard Richter und Günther Uecker zu den hervorragendsten deutschsprachigen Künstlern der Gegenwart, deren Werk von internationaler kunsthistorischer Bedeutung ist. Wie seine Zeitgenossen hat der 1929 geborene Arnulf Rainer die wichtigsten Ausstellungen dieser Zeit geprägt, wie die documenta und die Biennale von Venedig und zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen verliehen bekommen.
Seit 2002 widmet die Pinakothek der Moderne in München einen eigenen Raum, in dem einige seiner Werke permanent gezeigt werden. 2003 erhielt Rainer, nach Georg Baselitz und Sigmar Polke, den Rhenus-Kunstpreis für sein Gesamtwerk und 2006 wurde ihm als erster nicht spanischer Künstler den Aragón-Goya Preis für sein Lebenswerk und seine künstlerische Verwandtschaft zu Francisco de Goya verliehen. Im September 2009 wurde in Baden bei Wien das Arnulf Rainer Museum eröffnet.
Die Kunsthalle Rostock würdigt das Werk Arnulf Rainers in einer eigenen Ausstellung, zu der auch ein Katalog erscheinen soll.
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Die Kunst emanzipiert sich vom Geschick der Hände. Sie wird Ausdruck einer weltumspannenden, zerebralen Aktivität. Das Atelier des 3. Jahrtausends ist der Kopf. In der Ausstellung „Pingo Ergo Sum – Das Bild fällt aus dem Hirn“ treiben Hirnströme in verlinkten Gehirnen den kreativen Schaffensprozess der Zukunft an. Künstler malen, dichten oder musizieren – und legen dabei erstmals die Jahrtausende alten Werkzeuge aus der Hand. Der Mensch wagt die direkte Verbindung seines Geistes mit der Technologie – das Werk entsteht im Kopf, der neurophysiologische Denkprozess wird zum Werk, und wir landen bei der ureigenen Frage: Was ist Kunst?
Die Kunsthalle Rostock zeigt gemeinsam mit dem ARS ELECTRONICA Center (einer der wichtigsten Ausstellungsorte in Zusammenhang mit digitaler Kunst weltweit) in Linz, das interaktive Ausstellungs- und Performanceprojekt „Pingo Ergo Sum – Das Bild fällt aus dem Hirn“: Der Künstler Adi Hoesle schafft seine Werke nicht mehr mit dem Geschick seiner Hände, sondern allein durch die Aktivität seiner Hirnströme. Statt Pinsel und Farbe greift der Maler zum EEG-Messgerät und einem brain computing interface (BCI) – auf diese Weise entstehen virtuelle Gemälde, die „Brain Paintings“. Technologie und Kunst treiben sich in diesem Projekt gegenseitig an, verhelfen zu neuen kreativen Werkzeugen und neuer Deutung.
Im Rahmen des Projekts wird Adi Hoesle zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern wie Katharina Große, Norbert Schwontkowski, Günther Förg, Erwin Wurm und viele andere, in ihren Ateliers „brain-painten“. Dort legen die Kreativen ihre angestammten Werkzeuge beiseite und betreten das Atelier des 3. Jahrtausends. .Das „Brain Computing Interface (BCI)“ ist dabei die direkte Verbindung zwischen dem Gehirn und einem elektronischen Gerät. Mittels seiner Hirnströme steuert der Mensch über ein EEG und ein Interface beispielsweise den Cursor eines Computers, er kann schreiben, malen, bildhauern oder musizieren. Ursprünglich als Kommunikationsmöglichkeit für Patienten im Stadium kompletter Immobilität (Locked-In) konzipiert, hat der Künstler Adi Hoesle diese Technologie für die Kunst adaptiert, sie einer kreativen Nutzung überführt. Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen oder Konzerte entstehen direkt durch das Gehirn, ohne den Umweg über die Hände, der alten Werkzeuge oder Instrumente. BCI ist eine Zukunftstechnologie, an der weltweit zu Einsatzmöglichkeiten im Bereich Medizin, Informationstechnologie und Mobilität geforscht wird.
Der Hauptausstellungsort ist Rostock. Der vorangegangene Schaffensprozess in den Ateliers der Künstler ist dokumentiert und wird künstlerisch und multimedial aufbereitet Teil der Performance. Die Ausstellungsorte sind wie durch Synapsen miteinander verbunden. Über Live-Videostreams wird das kreative Schaffen aller Orte an allen Schauplätzen permanent und in Echtzeit erlebbar. Besucher können sich selbst in der Anwendung der neuartigen Technologie versuchen oder Künstler beim Brain Painting live beobachten. Eine Patientin im Locked-In-Stadium wird als kreative Künstlerin an dem Ausstellungs- und Performanceprojekt teilnehmen.
Technologie, Wissenschaft und Kunst begeben sich in eine Ausstellungssituation. Wissenschaftler verschiedener Universitäten, Informatiker, Philosophen und Psychologen beziehen zusammen mit Künstlern ein Labor in der Kunsthalle Rostock. Bauen dort ihre Schreibtische auf, schließen ihre Computer an, werden Teil der Performance. Forschen in absoluter, künstlerischer Freiheit nach neuen kreativen Anwendungsmöglichkeiten der BCI- Technologie. Generieren Innovation aus dem Schoß der Kunst, versuchen eine Technologie für den Einsatz als künstlerisches Werkzeug neu zu entdecken, der Kultur neue Ausdrucksmittel in die Hand, besser in die Köpfe zu geben. Die Wissenschaftler bilden gewissermaßen Synapsen, um neuen Ideen Raum und Mobilität zu verleihen. Begleitet wird diese Laborarbeit von einer philosophischen Auseinandersetzungen zu Grundfragen der Kunst: Wohin bewegt sich die Kunst in einer zunehmend virtuellen Welt? Wo entsteht die Idee, im Kopf oder im Tun der Hände? Wem gehört diese Idee?
Die Orte: Kunsthalle Rostock, Deutschland Das bedeutendste Ausstellungshaus für Zeitgenössische Kunst in Nordostdeutschland. Der einzige Museumsneubau der DDR verfügt über 1800 Quadratmeter Ausstellungsfläche, zählte im Jahr 2010 50.000 Besucher. ARS ELECTRONICA Linz, Österreich Als weltweit bedeutendes Zentrum für Technologie und Kunst sammelt und bündelt das Ars Electronica Center Visionen zu unserer modernen Informationsgesellschaft. Dem Neuen, dem gerade im Entstehen Begriffenen gilt die Aufmerksamkeit, den vielschichtigen Veränderungen und Wechselwirkungen, an der Schnittstelle Mensch-Maschine, zwischen Kunst, der Technologie oder der Gesellschaft.
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