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Sebastian Krämer
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Musikkabarett
Romantische Studien im Selbstversuch. Ein Gegenprogramm zu Einsicht und Vernunft. Bitte einsteigen und Bügel schließen! Das deutsche Chanson nimmt Fahrt auf. Da wird Selbsterfahrung zur Achterbahn und die Realität zum Autoscooter. Nun ist der Krämer komplett durchgedreht. Baut um seine fassungslosen Zeitgenossen ein musikalisches Mondstudio und allerhand gedankliche Nebelmaschinen, die munter vor sich hin paffen. Das Schicksal umfror uns mit fahler Noblesse … Verse von seltener Opulenz taumeln als französischer Walzer auf einem harmonischen Vulkan daher, ein Danse Macabre nebst Kreuzreim: die formvollendete Einladung zu einer Runde im Hell Express. Serviert mit Coolness und Grandezza, als wäre der Teufel hinter diesem Mann am Klavier her, und wahrscheinlich ist er das auch. Spitzbübisch, aber tiefenlastig gräbt sich Krämers Klavierspiel in die Seele, während seine Stimme nonchalant mit dem Verstand spazieren geht. Konfrontierten uns – ganz im Geiste der Aufklärung – Krämers „Tüpfelhyänen“ noch mit den Möglichkeiten menschlichen Denkens und Handelns, führen die aktuellen Songs unter Einsatz allerhand chromatischer Finessen geradewegs in die schwadenumwobenen Abgründe einer romantischen Weltsicht. Es ist die Hingabe ans wissentlich Falsche, das Pathos des Irrens, dem Krämer sich neuerdings verschrieben hat. Zwar mit gekreuzten Fingern hinterm Rücken, aber dennoch rettungslos. Ironie ist Teil des Problems, sie zieht die arme Seele nur noch tiefer hinein ins Verderben. Apropos Liebe: die bleibt uns hier keineswegs erspart. Ebenso unvollständig jedoch wäre das romantische Themenfeld ohne einen Hund im Güllebad, den Niedergang der DVD und ihm vorauseilende nostalgische Gefühle, ein höllisches Fahrgeschäft mit Spätfolgen, Alpo den Waldgeist und – eine verträumte Armbanduhr. Konfrontierte er uns, ganz im Geiste der Aufklärung, auf seinem letzten Album Tüpfelhyänen noch mit den Möglichkeiten menschlichen Denkens und Handelns, so führen die aktuellen Songs unter Einsatz allerhand chromatischer Finessen geradewegs in die schwadenumwobenen Abgründe einer romantischen Weltsicht. Es ist die Hingabe ans wissentlich Falsche, das Pathos des Irrens, dem Krämer sich neuerdings verschrieben hat. Zwar mit gekreuzten Fingern hinterm Rücken, aber dennoch rettungslos. Ironie ist Teil des Problems, sie zieht die arme Seele nur noch tiefer hinein ins Verderben. Wo Comedians ihre besten Freunde für einen Gag verkaufen, gibt Sebastian Krämer jeden Funken analytischen Durchblicks gerne hin für einen tragischen Akkord. Sich die Zustimmung seiner Zuhörer durch die Artikulation bedenkenlos teilbarer Richtigkeiten zu sichern, ist seine Sache nicht. Als wäre Qualität eine Frage der Inhalte! Unter lauter Ratgebern und Optimierern in einer Zeit, die für jedes Problem eine objektiv geprüfte, von Experten ermittelte Maßnahme unter den ersten sieben Suchergebnissen führt, wendet Krämer alles wieder ins Unabwendbare und erhebt Verfehlung, larmoyant verklärt, zum Selbstzweck. Wahrscheinlich ist er der Meinung, sich das leisten zu können.?Spätestens seit er den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson (2009) und den Deutschen Kabarettpreis (2011) in der Tasche hat, sieht er von der Beschäftigung mit aktuellen Reizthemen konsequent ab. Schließlich glaubt er, dass Wahrheit im Lied nur als matt Durchscheinende, nicht als Vorgeführte, zu gewinnen sei. Womöglich, aber dies nur unter uns, kennt er sie gar nicht. Fundiertes Wissen? Pustekuchen. Das unterscheidet Krämer von einem Kabarettisten. /* */ ?> |
VVK: 15 € / AK: 18 €
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