Patrizia Casagranda schafft ausdrucksstarke Verbindungen aus Collage, Malerei und Graffiti – die dadurch erreichte Vielschichtigkeit ihrer Bilder ist faszinierend. Auf den ersten Blick wirken ihre Werke zunächst sehr illustrativ und ästhetisch. Dann offenbaren die verwendeten Materialien jedoch immer neue Ebenen und Perspektiven.
Auch online wird eine gebrochene Ästhetik inszeniert, die auch Schrift einbezieht. Ein markiges Relief aus Wellen, Furchen, Mörtel und Noppen, so scheint es, mischt die Oberfläche der Bilder auf. Gesichter konkretisieren sich erst unter dem aufmerksamen Blick und manchmal erst aus der Distanz einiger Meter. Sie setzen sich abstrahiert aus einer Vielzahl vorstehender Punkte zusammen, um akzentuiert und farblich verfremdet etwa in Rot, Pink, Blau und Violett aufzuscheinen.
Aufregend ist das, was die Künstlerin mit dem Material anstellt in ihren wilden Collagen, die nur durch den Liebreiz der weiblichen Erscheinung gebändigt werden. Bis zu 15 Schichten weist ein Bildwerk auf. Über dem Bildgrund aus Holz bringt sie wechselweise Pappe, Farbe, Papiere und Jute auf. Stoffe, teils mit der Geschichte getragener Kleidung, finden Eingang. Die Elemente machen durchweg einen gealterten, benutzten, verbrauchten Eindruck. Denn Patrizia Casagranda setzt ihnen zu. Es wird gemalt, überklebt, mit Farbe bedeckt oder beschüttet und neues Material aufgebracht.
Casagranda liegen die Frauen der Welt am Herzen, weswegen sie in den Konterfeis jeweils mehrere Frauenköpfe zu einem einzigen, jedoch überindividuellen Wesen verschmilzt. Oft sind es die Frauen, die in schwierigen Lebenssituationen, gerade in den Notgebieten der Erde, ihre Familien zusammenhalten. Frauen verharren aber auch oft passiv. Deswegen kommen die Portraits einerseits einer Hommage gleich, enthalten aber zugleich den Appell Frauen werdet aktiv und nehmt euer Schicksal in die Hand.
Die Deutsch-Italienerin Patrizia Casagranda wurde 1979 in Stuttgart geboren und lebt in Krefeld. Sie schloss 2002 ihr Design-Studium an der FH Niederrhein mit Auszeichnung ab und besuchte die Malakademien in Stuttgart, Ravensburg und Trier. Nach wechselnden Tätigkeiten im Design-Bereich arbeitet sie seit 2015 als freischaffende Künstlerin. Innerhalb kurzer Zeit begeistert sie mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland ihr Publikum.