Pyranja Kolumne
Ich fahre wirklich gerne Auto
Aug 07
Ich
fahre wirklich gerne Auto. Nur eine Sache hasse ich wie die Pest: im
Stau stehen. Warten. Die Bewegungen der Zeiger auf der Uhr mal ganz
genau beobachten. Jede Sekunde zieht sich wie ein ausgelutschter
Kaugummi und lacht dich unverschämt aus. Neulich hatte ich fünf Stunden
am Stück das unverhoffte Vergnügen. Man kann nix machen, außer langsam
und unrettbar wahnsinnig werden. Oder sich die Nasen an schmierigen
Fenstern platt drücken und Nebel auf die Scheibe hauchen. Danach dann
Autokennzeichen raten bis man alle durch hat. Und bis zum erbrechen
ich-seh-was-was-du-nicht-siehst spielen, auch wenn man leider nicht
mehr fünf Jahre alt ist. Und die elende Blechschlange aus Metall und
Gummi klettert trotzdem bis in die Unendlichkeit am Horizont. Das
schlimmste aber ist keine Wahl zu haben. Man kann nur probieren die
Situation irgendwie zu ertragen. Im härtesten Fall kriechen dann alle
irgendwann genervt aus ihren Autos, nur um ratlos in der Gegend herum
zu stehen und mehr als blöd aus ihrer verschwitzen Wäsche zu gucken.
Leider kann man hinterm Steuer nicht mal ein gepflegtes Nickerchen
einlegen. Nicht mal Bier darf man trinken, zumindest kein richtiges.
Geschweige denn den Grill anschmeißen und sich die Wartezeit mit
sinnvollen Dingen verkürzen. Ich war noch nie die Geduldigste und
solche Abfucksituationen provozieren, pushen und steigern mein
Aggressionspotenzial zu immer wieder neuen ungeahnten Höchstleistungen.
Im Prinzip bin ich ja ein friedliebender Mensch, nur wenn ich bei 35
Grad im Schatten mal eben schnell an den Strand kommen will und
stattdessen stundenlang zwischen sächsischen, bayrischen und
schwäbischen Kleinwagen in Gefangenschaft gerate, treibt mich jeder
Dialekt südlich von Berlin zur Weißglut. Das ist nicht persönlich
gemeint (naja...ein bisschen schon). Übrigens wird man als weibliche
Person ab einem gewissen Punkt ja auch überaus neidisch auf all die
Typen die am Straßenland ihre Blase problemlos entlehren, weil man
selbst mit zusammengekniffenen Knien vorm Lenkrad hängt und innig für
einen Parkplatz mit keimigem Instantklo betet. Je mehr Zeit vergeht,
umso anspruchsloser wird man. Auch warme Cola ohne Kohlensäure kann
super schmecken, wenn die nächste Tanke noch Lichtjahre entfernt ist.
Es ist alles nur eine Frage der Einstellung. Ich persönlich allerdings
freu mich schon jetzt auf den touristenfeindlichen Winter und somit
einsamste Autobahnen in Richtung HRO. Yeah!
Eure Pü-Rally
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