Denn in letzter Zeit hört man ja merkwürdige Dinge. So soll es eine gewisse Veganer-Splittergruppe geben, die sich ohne mit den Wimpern zu zucken, liegengebliebenes Aas, beispielsweise angefahrene Rehe einverleibt. Veganer essen ansonsten nichts, was Augen hat zuzüglich der Nebenerzeugnisse wie Milchprodukte und Eier. Vegetarier essen generell kein Fleisch, manchmal aber auch nur keine Säugetiere. Hinter die genaue Verteilung der Fischverzehrgewohnheiten bin ich bisher noch nicht gekommen. Wen ich ja aus eigenartigem Respekt für ihre Willensstärke beinahe fast schon bewundere, sind die Rohkostler, bei denen gibt’s wohl nicht mal heißen Tee geschweige denn Kaffee, weil der ist ja dann nicht mehr roh, soviel steht fest. Keine warmen Speisen, nada. Nicht mal Brot. Nicht mal Vollkornbrot. Es soll sogar Menschen geben, die nur Fallobst verzehren, weil sie keine Früchte töten wollen. Welche sich wiederum auch fabelhaft für die Ernährung nach Farben eignen. Oder man wählt passend zur persönlichen Konstitution bestimmte ausgleichende Nahrungsmittel aus, die ganzheitlich und ayurvedisch deine Doshas neutralisieren. Molekular-Cuisine und Essen nach Blutgruppen im Vollmond-Wasser-Rausch. Bio Bio Bio. Daran hat man sich ja zwangsweise schon gewöhnt. Als vor ein paar Jahren noch die ersten Reformhäuser um Akzeptanz und ein paar einsame Einkäufer buhlten, konnte man sich noch ungescholten und guten Gewissens sein Käsebrot reinfahren, ohne auch nur einen müden Gedanken an Herzverfettung, Blutwerte und Kalk in den Arterien zu verschwenden. Inzwischen wähnt man sich dagegen schon kollabierend im Grab nach dem Zuckerschock einer halben Bionade. So wundert es nicht, das man im Fast-Food-Business mittlerweile auf Eco Organic Farming macht und die Burgerzutaten in Zukunft nur noch regenwaldfreundlich schlachten will. Womit wir auch wieder bei der Wurststulle wären. Ich sozialisier' mich ab jetzt aus Protest mit den Inuit – denn besteht die traditionelle Eskimoernährung nicht umweltbedingt ausschließlich aus Fleisch und Fisch? Und woher genau kommen eigentlich plötzlich all die unzählbaren Bio-Produkte, die sich seit einiger Zeit in den Discountern türmen? Unsere Überflußgesellschaft stilisiert Nahrung zum Statussymbol. Und wer jetzt ernsthaft fragt, was man denn überhaupt noch essen kann, sollte sich eigentlich glücklich schätzen, über solche Luxusprobleme überhaupt nachdenken zu müssen.
Eure Pü