Für viele zwischen sieben und siebenundzwanzig ist der Oktober der eigentliche Januar. Während die einen nach mehr oder weniger langen Sommerferien längst wieder morgens vor dem Sonnenaufgang in Schulgebäuden auf Wandtafeln nach ihrer Zukunft Ausschau halten, beginnt für die Älteren endlich der vermeintliche Ernst des Lebens zwischen Hörsaalverzweiflung und Mensamenu. Dabei war man doch gerade noch dabei herauszufinden, was man eigentlich werden wollen sollte. Jeder auf der individuellen Fahndung nach seinem sogenannten Platz in der Gesellschaft zwischen Arbeitsmarkt-Verzweiflern und Boni-Ver-/Gewöhnten-Top-Managern. Die Kluft zwischen dem, was Spaß macht und dem, womit man sich längerfristig mehr Spaß leisten kann, wird zu einem, so scheint es, unüberwindbaren Schützengraben im globalisierten Bildungsbattle zwischen Perspektivlosigkeit und täglich neuer Chancensuche, zwischen Selbstfindung und Traumaufgabe zugunsten der Realität. Muss man irgendwas sollen? Soll man irgendwas müssen? Was ist wichtiger: sich auf die Zukunft vorzubereiten oder sich im Hier und Jetzt zu verlieren, um überhaupt mal irgendwas gewinnen zu können? Lieber festhalten an hochgesteckten Träumen und Idealen, auch entgegen einer prognostizierten Gegenwart, oder sich auch mal selbst überholen auf dem Weg des geringsten Widerstandes? Dabei ist es eigentlich gleichgültig wofür man sich entscheidet und ob überhaupt, wichtig ist im Grunde nur, dass man überhaupt etwas tut außer prokrastinieren und ReGeneration – wobei jede Generation im Laufe der Jahre ihre ganz eigenen Methoden zum Verteidigen der Freiheit zwischen Bafögamt und Tutorium entwickelt. Dabei war die eigene Souveränität nie näher und selbstverständlicher – auch ein Fakt, den man sich ab und an beim mittäglichen Aus-Dem-Bett-Quälen vor die müden Augen führen sollte. Wann hat man sonst schon mal die Zeit, über nichts als sich selbst nachzudenken und sein Gerhin auch mal ohne Aufwand-Nutzen-Analyse arbeiten zu lassen? Schließlich ist man im eigentlichen Januar dann längst schon wieder im Trott gefangen und sehnt sich heimlich nach den lauwarmen, halbstarken Herbststürmen im Oktober zurück, als alles noch so neu, weit weg und schonend weichgezeichnet, aber vor allem uneindeutig war.
Eure Pü