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TV Noir Konzerte: Das Prädikat Wertvoll geht auf Reisen
Seit Mai 2011 ist der digitale Sender ZDFkultur die neue, zweite Heimat eines für deutsche Sehgewohnheiten ungewöhnlichen Musikfernsehkonzepts: TV Noir. Jetzt schickt TV Noir eine Konzertreihe auf Deutschlandtournee, wo primär die Songs für sich selbst sprechen. Dies unterscheidet sich zu der Show TV Noir, wo Gespräche, Spiele und Interaktion mit dem Publikum ebenfalls zum Programm gehören. Was natürlich nicht heißt, dass zwischen Künstler und Zuhörer nichts passieren wird, im Gegenteil.
Die Bands und Solomusiker, die man ab Ende September an schönen, bestuhlten Veranstaltungsorten mit dem Label TV Noir Konzerte versehen, erleben kann, sind besondere Entdeckungen aus vergangenen TV Noir Sendungen. Die Namen derer, die nun jeweils im Doppelpack die Bühnen Deutschlands bespielen werden, sind bislang weniger bekannt, was sich schnell ändern kann, bedenkt man die große Fangemeinde, die die Sendung inzwischen deutschlandweit hat. TV Noir, die Sendung, ist schon lange ein Selbstläufer.
Das Prädikat "wertvoll" verspricht nicht nur einen schönen Abend, ohne Hektik, ohne Anheizer, ohne gekünsteltes Getue, sondern eben auch die Entdeckung wunderbarer neuer Künstler.
Die zweite Runde werden Yasmine Tourist und Wolfgang Müller bestreiten.
Es gibt diese unscheinbaren, verhuschten Momente zwischen Menschen, wenn die Knoten sich lösen und die Dinge trotz aller bestehender Ungewissheit für einen Augenblick klar und sinnvoll erscheinen. Beim Aufwachen etwa, wenn einer verliebt und besorgt über den Schlaf des anderen wacht, oder spät nachts beim Streiten, wenn die Tränen geflossen und die Gemeinheiten verteilt sind, wenn man ausgelaugt und auf Null voreinander steht und sich trotzdem auf einmal bei den Händen nimmt. Bei den Händen nehmen muss.
Der Songwriter Wolfgang Müller macht Musik für diese Momente, oder vielleicht auch genau wegen ihnen. Irgendwie unmodern und hoffnungslos romantisch, mit klassisch gezupfter Gitarre und einer brüchigen, nüchternen Stimme, die offenkundig schon viel zu viele Zigaretten über sich ergehen lassen musste. Ob das nun Folk, Chanson oder Klassik ist spielt dabei genauso wenig eine Rolle, wie die Frage nach zwischenmenschlichen Masterplänen und Lösungsstrategien. Müller interessiert nicht, ob und wie sich seine Figuren am Ende tatsächlich bekommen, sondern eher wie sie in diesen Schwebezustand zwischen einem "Nach Vorne" und einem "Zurück" geraten konnten, in dem das "Ich liebe Dich" in der nächsten Sekunde verdächtig nach "Ich will Dich nie mehr wiedersehen" klingt. Welche Möbel werden in dieses seltsam- abstrakte "Beziehungs"-Gebilde geschleppt und wie oft hektisch hin- und her geschoben? Ist man dabei überhaupt noch ehrlich zu sich selbst? Und wo landet all der Krempel am Ende wieder? Unten auf der Straße? Die Lieder des Hamburgers sind oftmals wie das Knipsen eines alten Fotoapparates, der für den Bruchteil einer Sekunde alle verfügbaren Sinne aufreißt und den vorbeischneienden Augenblick mit all seinen positiven wie negativen Färbungen so präzise als möglich einfängt.
Yasmine Tourist - eine durchweg männlich besetzte Band, keine Solokünstlerin, wie man vielleicht erwarten würde.
"Sie sind Fliegen. Wir sind Vögel."
Wer sich diese Worte leisten kann, muss Musik machen für Leute von heute und morgen. Die Stuttgarter Yasmine Tourist zeigen voller Spielfreude, wohin sie fliegen wollen. Das Americana-/Folkrock-Ensemble begegnet erfahrenen und jungen Konzertbesuchern mit instrumentaler Vielfalt, mehrstimmigem Gesang und leichtfüßiger Schwermut. Sie nehmen Dich mit auf eine Reise durch turbulente Lüfte, die Dich selbst zum Yasmine Tourist macht.
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VVK: 9,-/ AK : 12,-
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