Sport
Olympia 2024 – Rostock ist dabei
Jul 24
Als ehemaliger Langstreckenläufer und Olympiamedaillengewinner weiß er, worauf es bei einer Teilnahme an den Olympischen Spielen für junge SportlerInnen ankommt. 0381 hat mit ihm über die Erfolgsaussichten und Ziele für Olympia 2024 in Paris gesprochen.
0381-MAGAZIN: Im Juli starten die Olympischen Spiele in Paris. Wie und in welcher Form werden Sie die Spiele verfolgen? Welche Disziplinen sind für Sie am spannendsten?
Kunze: Das ist das größte sportliche Ereignis in diesem Jahr, von den Teilnehmerzahlen und von den teilnehmenden Ländern — das ist schon etwas ganz Besonderes. Was besonders spannend daran ist, dass Paris so relativ nahe ist. Dass man nicht nach Tokyo oder Australien fahren muss, um sich das anzugucken. Trotzdem bevorzuge ich das Fernsehen bzw. das Internet. Wenn man weiß, auf welchen Kanälen oder Internetportalen das zu sehen ist, kriegt man das komplette Olympia-Programm. Ich werde die Leichtathletik natürlich besonders verfolgen. Trotzdem sind die Olympischen Spiele für mich der Zeitpunkt, wo man mal versucht, sich fast alle Disziplinen anzuschauen. Das macht es für mich auch so besonders, dass man vom Bogenschießen bis zum Volleyball auch tatsächlich alles mitverfolgen kann. Und das werde ich auch machen, soweit es geht.
0381-MAGAZIN: 18 SportlerInnen sind im „Team Rostock für Paris“ nominiert — wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten der SportlerInnen, vor allem im Bereich Leichtathletik, ein?
Kunze: Es ist eine große Herausforderung. Wir haben ja auch Teilnehmer aus den Fachverbänden, die uns sehr nahe stehen, da wird die finale Nominierung aber noch stattfinden. Dann haben wir ja eine sehr junge Sportlerin hoffentlich am Start, Johanna Martin – gerade 18 geworden – könnte vielleicht 400 Meter Staffel teilnehmen, das hoffe ich. Dann haben wir im Wasserspringen immerhin schon Nominierte. Und im Bereich Paraolympics haben wir auch richtig starke Athletinnen und Athleten. Ich glaube, speziell in diesem Bereich Paraathletik sind wir da sehr gut aufgestellt. Da kann man jetzt eigentlich nur die Daumen drücken, dass alle auch gesund bleiben. Die Trauben hängen sehr, sehr hoch. Also bei den Leichtathleten ist es so, dass jetzt erst am kommenden Wochenende der letzte große Test stattfinden wird, in Braunschweig bei den deutschen Meisterschaften. Danach wird final nominiert und dann müssen alle natürlich gesund bleiben und an ihrer Form arbeiten. Daumen drücken, aber 18 Teilnehmer wäre schon eine ganz hübsche, große Zahl.
0381-MAGAZIN: Wie liefen die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele bzw. wie sahen die Trainingsbedingungen hier in Rostock aus?
Kunze: Wir haben sehr gute Trainingsbedingungen hier in der Leichtathletik. Das ist einerseits das Stadion, andererseits die Halle. Da haben wir sehr gute Bedingungen und haben da auch die norddeutschen Meisterschaften ausrichten können. Wir sind auch Teil des Olympiastützpunktes für den Bereich Speerwurf hier in Rostock. Also man kann ringsherum sagen, ja, das sind sehr gute Trainingsbedingungen, auch wenn man manche Wünsche noch offen hat. Wir versuchen zum Beispiel für die Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer noch eine Stabhochsprunganlage zu bekommen. Aber man muss sagen, die Spitzenathleten, die dann nach Paris gehen, die trainieren, gerade im Winter, sehr viel im Ausland - Türkei, Südafrika. Wenn hier Schmuddelwetter ist, gehen die Topathleten in südlichere Gefilde. Da ist Rostock als Drehpunkt okay, aber nicht entscheidend . Das sind dann die großen Trainingslager.
0381-MAGAZIN: Sie waren selber erfolgreicher Teilnehmer der Olympischen Spiele - wie hat Sie diese Zeit geprägt?
Kunze: Das hört sich ein bisschen trivial an, aber ich kann immer nur jedem empfehlen, zu sagen, niemals aufgeben! Es ist immer erst zu Ende, wenn es zu Ende ist. Also nicht vor der Ziellinie aufhören zu spurten, jede Chance wahrnehmen und immer positiv denken. Weil derjenige, der fleißig ist, der wird auch belohnt werden. Man sollte immer das Beste annehmen und mit jeder positiven Energie, die man ringsherum bekommen hat, auch kämpfen und nicht aufgeben, bevor es zu Ende ist.
0381-MAGAZIN: Also erinnern Sie sich an Ihre Olympia-Zeit auch eher im positiven Sinne zurück?
Kunze: Ja. Ich habe zum Beispiel im 10.000-Meter-Lauf im Finish mal einen Platz weggeben von fünf auf sechs, weil ich die letzten 50cm nicht ordentlich durchgelaufen bin. Und ich habe meine Bronzemedaille in Seoul geholt, weil ich eben bis zum letzten Zentimeter durchgelaufen bin. Da kann man von lernen und das ist im Leben dann ganz genauso. Also niemals aufgeben, bevor man nicht über die Ziellinie rüber ist.
0381-MAGAZIN: Was würden Sie persönlich den jungen Sportlerinnen und Sportlern im Hinblick auf den Start bei Olympia mit auf den Weg geben?
Kunze: Das ist eine riesige Herausforderung. Logistisch, aber auch von der Aufregung her sicherlich schon was ganz Besonderes. Einfach nicht die Ruhe verlieren und sein Ding machen. Versuchen, eine persönliche Bestleistung abzuliefern und sich nicht verrückt machen zu lassen, weder von dem großen Trainerstab vor Ort, noch von den Journalisten, Social Media usw. In Ruhe und Gelassenheit eine persönliche Bestleistung anzustreben. Es ist was total Positives, was da passiert. Es ist eine totale Konzentration auf positive Sachen. Das ist weltweit dann alle vier Jahre einmalig. Und das sollte man vielleicht als positive Energie mitnehmen, um selber stärker zu werden.
0381-MAGAZIN: Die zukünftigen Olympischen Spiele mit Austragungsort in Mecklenburg-Vorpommern oder vielleicht sogar Rostock - was würden Sie darüber denken?
Kunze: Ich habe ja die Kampagne sehr stark mit vorbereitet: Olympische Segelwettbewerbe 2012 in Warnemünde. Und die war ja öffentlich sehr erfolgreich. Also es lohnt sich auf jeden Fall, für Olympische Spiele zu kämpfen, auch in der eigenen Stadt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass das nicht umfänglich vorbereitet worden ist bisher. Und das war mal so ein Wunsch, die Olympischen Spiele wieder nach Deutschland zu holen.
Wir bedanken uns für das Interview und wünschen allen Nominierten und Teilnehmenden der Olympischen Spiele viel Erfolg und viele persönliche Bestleistungen!
Luise Acker
/*