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Der große Schwof
Jun 24
Eine kleine Zeitreise in die Partyzeit der DDR
Natürlich wissen wir alle, was schwofen bedeutet. Ein Begriff, der jedoch irgendwie ziemlich geschichtsträchtig und zugegebenermaßen etwas eingestaubt ist. Wir würden behaupten, dass heutzutage selten noch jemand schwofen geht. Eher feiern. Party machen. Clubbing. Dancen. Tatsächlich wurde er geprägt in einem Land, das es heute so nicht mehr gibt - die DDR.
Feiern gehen in der DDR war Kult. Unbeschwert, ausgelassen, bittersüß. In einer Zeit vieler Verbote, Diskreditierungen und Überwachung galt das Feiern als Druckablass. Vielleicht hatten die Feste und Feten, die in der DDR gefeiert wurden, deshalb diesen ganz besonderen Vibe? Namhafte FotografInnen machten es sich zur Aufgabe, genau diese Stimmung einzufangen. Entstanden ist eine Sammlung alter Party-Fotografien, die so stimmungsvoll sind, dass sie eine ganze Ausstellung verdient haben. „Der große Schwof“ kommt nun in die Rostocker Kunsthalle. Die Eröffnung findet am 08. Juni 2024 um 18 Uhr statt, die Ausstellung wird bis zum 08. September zu sehen sein.
Dass in der DDR viel und gut gefeiert wurde, kann auch Jörg Uwe Neumann, Leiter der Kunsthalle Rostock, bestätigen. „Das Thema ist besonders. Es ist ein leichterer Blick auf die DDR-Vergangenheit, eine wirklich tolle Fotografie-Ausstellung und ein Thema, was bis jetzt noch nicht so sehr beleuchtet wurde.“ Generell lohne sich ein Besuch für alle Generationen, besonders auch für jüngere Menschen, die keinen DDR-Bezug mehr haben. „Es ist auch für jüngere Generationen sicher interessant zu sehen, wie haben die eigenen Eltern und Großeltern so gefeiert früher. Und dann werden sie ganz erstaunt sein, dass sie so punkig und wild waren. Dass es nicht alles nur grau war“, so Neumann.
Zusammen mit der Ostseezeitung entstand zusätzlich zu der geplanten Ausstellung „Der große Schwof“ noch eine andere Idee. Ein Zusatzprojekt, das eine Brücke nach Rostock schlägt. „Rostock tanzt“ wird ab dem 15. Juni 2024 bis September zu sehen sein. „Wir wollten den lokalen Bezug herstellen und einen Blick in die Rostocker Club- und Partyszene werfen. Da gab es ja die Jugendclubs, Studentenclubs und es gab ganz viele Bars. Überhaupt hatte Rostock ein sehr reges und aktives Nachtleben. Aus meiner Sicht ein größeres Angebot, als es jetzt ist“, verrät uns der Leiter der Kunsthalle. Nach einem Aufruf in der Ostseezeitung und intensiver Archiv-Recherche, die sich als gar nicht mal leicht herausgestellt hat, wurden Fotografien und Dokumente aus der Zeit von 1950-1990 aus Rostock gefunden, die eine ganz eigene Geschichte erzählen. Diese Geschichten bringt Jörg Uwe Neumann an die Wand und hofft auf viele interessierte BesucherInnen, die sich vielleicht auch (emotional) wiederfinden in dieser wilden und besonderen Zeit des DDR-Schwofs.
„Rostock tanzt“ wird natürlich passend mit einem gebührenden Schwof eröffnet. Am 15. Juni ab 19 Uhr darf in der Kunsthalle ausgelassen zu Musik von DJ Struppi und der Band Five men on the rocks getanzt, gefeiert und die Bilder bewundert werden. Tickets für die Ausstellungseröffnung gibt es an der Museumskasse oder bei MV-Ticket.
Die Ausstellung an sich ist ab der Eröffnung kostenfrei. Und lohnenswert! Überhaupt sollten wir alle viel mehr schwofen …
Luise Johanna Acker
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