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Eine Veranstaltung, die Menschen und Ideen zusammenbringt, um gemeinsam Welten zu bewegen. Vom 4. bis 8. September wird Rostock zur Bühne für ein Leuchtturm-Projekt der Inklusion – eine Bewegung, die ein starkes Zeichen für Teilhabe und Gemeinschaft setzt. Fünf Tage, die zeigen, wie Inklusion wirklich gelebt wird. Das große Ziel: Eine inklusivere Gesellschaft.

Die Zahlen sprechen für sich: Zum Jahresende 2023 lebten in Deutschland rund 7,79 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung. Das sind 0,9 % mehr als noch 2021. Knapp die Hälfte der Schwerbehinderungen wird ab dem 55. Lebensjahr festgestellt. Ein Faktor, der die Dringlichkeit für eine umfassende Inklusion in unserer alternden Gesellschaft nachdrücklich unterstreicht.

Das Festival erstreckt sich über fünf Tage und wird an verschiedenen bedeutenden Orten der Stadt durchgeführt. Dazu zählen der Universitätsplatz Rostock, die historische Petrikirche am Gerberbruch, das Ostseebad Warnemünde, die Halle 207 des Volkstheaters Rostock, die Ulmen-Mensa der Universität Rostock, das Literaturhaus, das Designhotel DOCK INN, das Shopping-Center Warnow Park sowie das CineStar Lütten-Klein. 

0381-MAGAZIN: Was bedeutet für Sie persönlich Inklusion?

Christian Schenk: Es erfüllt mich mit Stolz, einen Beitrag leisten zu dürfen, um Menschen mit und ohne Beeinträchtigunge zusammenbringen zu können und Begegnungen auf verschiedenen Ebenen und mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen zu ermöglichen. Diese Energie und die Erkenntnisse, die dabei freigesetzt werden, sind ei großes Glück – an dem ich meine Kinder, die Menschen, die mich umgeben und für die ich arbeite, teilhaben lassen möchte. Inklusion sehe ich als gesamtgesellschaftliche Herausforderung: Wissenschaft, Kunst, Kultur, Politik oder Sport – sie alle müssen ihre Türen weiter öffnen und ihre Schwellen niedriger stellen, um sich auch miteinander zu vernetzen und gegenseitig befruchten zu können. Inklusion schafft so durch konkrete Angebote neue Verbindungen. Unser Ziel ist eine Allianz für Inklusion aufzubauen.

0381-MAGAZIN: Sie veranstalten vom 04. bis 08. September das 3. all inklusiv Festival unter dem Titel GEMEINSAM in Rostock. Was steckt dahinter?

Schenk: Das Festival soll Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen ansprechen. In fünf Kultur-, sieben Wissens-, fünf Sport- und drei Familienbereichen können sie sich begegnen, gemeinsam ausprobieren und ihren künftigen Alltag diverse Angebote zur Selbstausführung erhalten. Die Tonalität entspricht dem Film „Ziemlich beste Freunde“, der mich bei der Idee zum Festival inspiriert hat. Nie zuvor hatte ich die Gewichtung des Themas Inklusion so leicht, positiv und eingänglich dargestellt gesehen. Meine eigene psychische Erkrankung und deren „Nebenwirkungnen” haben mich und meinen Verein im Handeln verstärkt. Das Festival ist fröhlich, gibt Anregungen und kann nach dem dramatischen Wahlergebnissen dazu beitragen, das soziale Miteinander in unserer Hansestadt und in Mecklenburg-Vorpommern als Role Model für andere Regionen zu nutzen.

0381-MAGAZIN: Was können Sie in Kurzform über die erstmalig fünf Festivaltage sagen?

Schenk: Die Veranstaltungsangebote umfassen neben den Besuchen u.a. von Lesungen, Kinovorstellungen, Mitmachaktionen und Gesprächsrunden auch sportliche Aktivitäten, die in der Folge von Vereinen weitergeführt werden. Über 50 Verbände, Organisationen, Vereine unterstützen uns. Die Veranstaltungen ermöglichen, sich mit Prominenten und Experten über Inklusion auszutauschen, Lösungen zu finden und nachzudenken. Das Highlight in diesem Jahr ist die Anwesenheit der Weitsprunglegende Bob Beamon (78 Jahre). Er sprang 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko die sagenhafte Weite von 8.90 m. Heute ist er Botschafter der Special Olympics und ist ein fantastischer Musiker.

0381-MAGAZIN: Warum fiel die Wahl auf Rostock?

Schenk: Ich lebe hier und ich darf etwas zurückgeben. Als junger Sportler wurde ich von vielen, vielen Menschen unterstützt: neben meiner Familie von vielen Trainern, Lehrern, Ärzten, Physiotherapeuten, Köchen, Erziehern. Mein Erfolg als Zehnkampf-Olympiasieger ermöglicht mir, dass ich dank meiner guten Vernetzung viele Menschen für das Festival gewinnen konnte, wie u.a. Carsten Schneider (Staatsminister). Ulla Schmidt (Präsidentin Lebenshilfe), Verena Bentele (Präsidentin VdK), Friedhelm Beuchert (Präsident DBS), Steffen Baumgart (Bundesliga-Trainer), Sebastian Fitzek (Schriftsteller), Michael Stich (Ex-Tennisstar) und Ulrike Folkerts (Schauspielerin). Zudem habe ich in meiner einjährigen Tätigkeit als Landestrainer der Para Leichtathletik MV Lebenserfahrungen durch die SportlerInnen, deren Eltern, LehrerInnen und ErzieherInnen bekommen, für die ich dankbar bin und mit Passion weitergebe. Aus meiner Sicht hat sich meine Heimatstadt zudem in den vergangenen 20 Jahren enorm entwickelt. Ich bin begeistert, wie die Stadt gerade aufblüht und auf Mecklenburg-Vorpommern ausstrahlt. Sie hätte das Zeug, in den kommenden Jahren zur Inklusions-Vorzeigestadt Deutschlands zu werden. Zum Beispiel hat sich enorm viel in puncto Barrierefreiheit getan. In der Universität, der Hochschule für Musik und Theater, den sozialen Dienstleistern, dem Volkstheater, und Unternehmen wie AIDA haben wir bedeutende und wichtige Unterstützer und Wegbegleiter gefunden. Dazu kommt das umfangreiche Know-how vieler engagierter Haupt- und Ehrenamtlicher. Sie alle haben uns ermutigt, das 3. Festival GEMEINSAM professionell aufzustellen. Wir wollen die über 30.000 Beeinträchtigten in Rostock in die Mitte der Stadt holen und den über 205.000 Menschen mit Beeinträchtigungen in MV neue Perspektiven eröffnen.  Es war einfach gut und prägend, dass meine Eltern mich nach dem Humboldtschen Motto erzogen: „Bilde Dich selbst, und dann wirke auf andere durch das, was Du bist.“

0381-MAGAZIN: Wie kann man teilnehmen?

Schenk: Auf der neue Website www.allianz-fuer-inklusion.de informieren, anmelden und anfragen. Wir freuen uns.